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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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gesehen zu haben. Lag es an dem
Schauspieler, den Isabelle als Grundlage genommen hatte? Jens knetete derweil
seine Unterlippe, während er intensiv beide Zeichnungen begutachtete.
    »Kommt
er dir bekannt vor?«, fragte Maria.
    Jens
wiegte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Dürfen wir die mitnehmen?«
    »Natürlich«,
antwortete Isabelle bereitwillig.
    Jens
wollte die beiden Zeichnungen aufrollen, doch Maria hielt ihn auf. »Moment.«
Während sie die Zeichnungen mit ihrem Handy abfotografierte, wandte sie sich
noch einmal an Isabelle: »Gibt es noch irgendetwas, das Sie uns sagen können?«
    Isabelle
dachte angestrengt nach. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid.
Ich glaube, das war’s.«
    »Gut.«
Maria holte eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche. »Rufen Sie mich ruhig an,
wenn Sie glauben, dass es noch etwas Wichtiges gibt. Auf meinem Handy und ab
Montag im Büro. Und bitte sprechen Sie vorläufig mit niemandem darüber. Vor
allem nicht in der Schule – egal, ob Nina wieder da ist oder nicht!«
    Isabelle
versicherte in jedem Fall Stillschweigen zu bewahren.
    Zurück
im Auto musterte Maria Jens von der Seite. »Was ist?«
    Jens biss
auf seiner Unterlippe herum und nestelte an den Zeichnungen. »Nichts.«
    Maria
hob nur die Brauen, als sie den Wagen startete.
    »Ich
versuch noch mal sie anzurufen«, meinte Jens. Es dauerte nicht lange und er gab
es auf. »Ihr Handy ist immer noch aus.«
    »Ich
ruf Paul an.«
    »Und
was sagst du ihm?«, fragte Jens.
    »Das,
was wir wissen. Möglicherweise hat er noch eine gute Idee und dann … «
    »Was
dann?«, unterbrach Jens sie harsch, doch seine Stimme schwankte ein wenig. Er
räusperte sich. »Nina ist … sie ist vielleicht seit gestern Nachmittag verschwunden.
Vielleicht haben wir einfach nicht an der richtigen Stelle gesucht. Die paar
Dinge, die wir uns zusammengereimt haben … es
sind alles Vermutungen. Die Zeichnung von dieser Kunstlehrerin – wir
kennen den Mann nicht.«
    »Anhand
der Skizze könnten wir nachsehen, ob er irgendwo registriert ist. Vielleicht
bringt uns das weiter.«
    Jens
seufzte tief. »Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Maria, du kannst
denken, was du willst, aber Nina kannte diesen Mann. Sie hat nicht
widersprochen, als Frau Schad ihn mit meinem Namen angeredet hat. Wenn du mich
fragst, ist sie freiwillig mit ihm gegangen. Freiwillig, verstehst du? Also … ach
vergiss es. Bring mich einfach nach Hause.«
    Maria
holte bereits Luft zu einer Erwiderung, doch dann hielt sie inne. Wenn die
Sache mit der Vergewaltigung nicht stimmte, würden sie mehr Staub aufwirbeln
als nötig – mit Konsequenzen für Jens, denn seine Kollegen würden davon
erfahren. Auch nach Marias Gefühl war die Sache seltsam. Sie konnte Jens also
nicht verübeln, dass er noch abwarten wollte. Trotzdem behielt sie einen faden
Beigeschmack zurück.
    »Du
meldest dich sofort, falls Nina auftaucht«, bat sie Jens.
    Er
nickte wortlos.
    Maria
sah auf die Uhr. Wenn sie sich beeilte, schaffte sie es noch rechtzeitig ins
Kino.
     
     
    Unbekannter Ort
     
    Wie spät es war, als sie
erwachte, wusste Nina nicht. Draußen war es dunkel, denn durch die Vorhänge
drang nicht der kleinste Schimmer Licht in den Raum. Sie ärgerte sich darüber,
dass sie aufgewacht war, denn sie hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht, um
einschlafen zu können, weil er nicht bei ihr war. Fast den ganzen Tag hatte sie
allein verbracht. Stundenlang hatte sie sich gelangweilt, ein wenig in Büchern
und Zeitschriften gelesen, die er ihr gebracht hatte. Aber das war schon die
ganze Abwechslung gewesen, abgesehen vom Essen und der Tatsache, dass sie sich
den Gang zur Toilette verkneifen musste, bis er zwischendurch vorbeisah. Viel
zu schnell hatte er wieder gehen müssen.
    Draußen
hörte sie Stimmen. Eine gehörte ihm, die andere einer Frau. Jetzt war Nina
hellwach. Sie schlich zur Tür und drückte ihr Ohr daran.
    »Du
kannst sie unmöglich länger hier oben festhalten«, sagte die Frau. »Wie stellst
du dir das vor?«
    »Lass
das meine Sorge sein!«
    »Sie
hat nichts mit der ganzen Sache zu tun. Und du reitest dich immer tiefer in die
Scheiße!«
    War die
Frau vielleicht seine Komplizin, die Nina am Café gesehen hatte?
    »Du
gehst nicht mit mir da rein!« Er klang wütend.
    Nina
hielt die Luft an. Sie war auf dem Sprung zum Sofa. Einen Moment lang war es
draußen ruhig.
    »Also
gut«, hörte sie die Frau weitersprechen. »Aber sie könnte die ganze Sache
gefährden. Das können wir uns

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