Judasbrut
ist Franzi?«
Ungeduldig
antwortete Perez: »Bei dir zu Hause.«
Tränen
schossen Maria in die Augen und unwillkürlich entwich ihr ein kleiner
Schluchzer. Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich über die Nase rieb. Perez
im Blick, zog sie ihr Handy aus der Hosentasche, machte es an und wählte die
Nummer von daheim. Er machte keine Anstalten, sie daran zu hindern.
»Ammon!«
»Papa?«
Maria räusperte sich, um ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. »Ist … ist
Franzi zu Hause?«
»Franziska?
Ja, die hatte heute früher Schluss. Deine Freundin, die Lehrerin, hat sie
vorhin nach Hause gebracht. Von der soll ich dich übrigens schön grüßen. Aber
weißt was, kaum war sie daheim, ist die Franzi oben in ihr Zimmer und spielt am
Computer rum, anstatt ihre Hau…«
»Jaja,
Papa, … «
»Willst
du Franziska sprechen?«
»Nein … ich
wollte nur wissen, ob … wo sie ist.«
»Ist
irgendwas passiert, Maria? Du hörst dich komisch an.«
Hilflos
lachte Maria. »Nein. Nein, es ist alles in Ordnung. Bis später.« Sie rieb sich
mit beiden Händen über das Gesicht. Dann funkelte sie Perez an und schubste ihn
mit aller Kraft. Er strauchelte, weil er offenbar nicht damit gerechnet hatte.
»Du
gottverdammtes Arschloch! Wie kannst du es wagen, meine Tochter da
reinzuziehen?«
Er sah
sie amüsiert an. »Reg dich ab. Das war die schnellste und einfachste
Möglichkeit, dich allein zu sprechen.«
Maria
schnaubte und marschierte weiter. Sie waren noch keine zehn Meter gegangen, als
Marias Handy klingelte. Ohne Perez eines Blickes zu würdigen, nahm sie das
Gespräch entgegen. Es war Michelle.
»Maria!
Wo treibst du dich rum? Ich probier schon die ganze Zeit, dich zu erreichen.
Dein Handy war aus und Herr Langenbach war hier und hat dich gesucht und ich
hab gesagt, du wolltest eigentlich zu ihm und … «
»Halt
mal die Luft an und hör mir zu!«, unterbrach Maria den Redeschwall, dabei sah
sie Perez von der Seite an.
Michelle
schwieg verdutzt. »Ja?«
»Tu mir
einen Gefallen und wimmel alle ab, die etwas von mir wollen, bis ich wieder da
bin. Wenn einer fragt, dann bin ich kurz nach Hause, weil Franzi mich braucht,
in Ordnung?«
»Aha?«
»Danke.«
»Wo
bist du wirklich?«
»Unterwegs.
Bis glei…«
»Halt,
nicht auflegen! Mein Bekannter in Köln hat sich gerade gemeldet. Er sagt, unter
der Adresse in Chorweiler wohnt kein Perez. Es gibt zwar einen Briefkasten,
aber er konnte keine Wohnung finden. Er hat bei vielen Nachbarn geklingelt,
angeblich kennt ihn niemand. Ich meine, das ist da in der Gegend jetzt nicht so
ungewöhnlich, aber normalerweise müsste wenigstens eine Wohnung zum Briefkasten
gehören. Ich will ja nicht schwarz malen, nur falls tatsächlich irgendwas
Richtung Terrorismus dahintersteckt, sollten wir … «
»Passt
schon«, schnitt Maria ihr kurzerhand das Wort ab.
»Wie
jetzt?«
»Klären
wir später.« Maria legte auf, bevor Michelle antworten konnte. Sie atmete tief
durch und zeigte mit spitzem Finger auf Perez. »Alles. Von Anfang an! Ansonsten
rufe ich auf der Stelle selbst beim Verfassungsschutz an.«
»Ja,
das glaube ich dir aufs Wort. Tut mir leid, das mit deiner Tochter – aber
Kinder sind ein Schwachpunkt.«
»Ich
dachte, du bist einer von den guten Jungs!«, schnappte Maria.
Perez
nickte langsam, beinah andächtig. »Aber in diesem Job muss man denken wie einer
von den bösen Jungs – und manchmal auch so handeln.«
Maria
mahnte sich zur Vorsicht. Sie hatte keinen Beweis, dass seine Aussage stimmte.
Er hatte sie telefonieren lassen und sein Benehmen war nicht bedrohlich. Ihrem
Bauchgefühl nach konnte sie ihm trauen.
»Die
Idee mit deiner Tochter, die stammt nicht von mir – ich
kannte ja nur deinen Namen, nichts über dich persönlich. Nina hat das
vorgeschlagen.«
»Nina?«,
fragte Maria ungläubig. »Wie hat sie das gemacht?«
»Nina
hat deine Kleine unter einem Vorwand aus dem Unterricht geholt. Sie hat ihr
gesagt, dass sie wegen mir Ärger mit ihrem Mann hat und ich dich unbedingt
sprechen muss, aber nicht in die Dienststelle kann, weil ich ja Jens sonst über
den Weg laufe. Sie fand das ziemlich cool und hat genau getan, was ich ihr am
Telefon souffliert habe. Ich glaube, es hat ihr Spaß gemacht.«
Kopfschüttelnd
verdrehte Maria ihre Augen. »Wo ist Nina jetzt?«
»Sie
wollte zurück zu meiner Schwester.«
Maria
verengte die Augen zu Schlitzen. »Was ist zwischen dir und Nina?«
Perez
musterte sie abschätzig. Offenbar hörte er den Argwohn in ihrem Tonfall.
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