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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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nördliche Richtung.
    Lässig
saß der Mann auf dem Fahrersitz, den linken Ellbogen am Fenster abgestützt, die
Hand oben auf dem Lenkrad. Die rechte lag locker auf seinem Oberschenkel. Sein
Hemd war ein wenig hochgeschoben und der Griff seiner Waffe lugte deutlich aus
dem Hosenbund hervor. Das war sicher kein Zufall. Maria schluckte. Ihre eigene
Pistole lag im Stahlschrank im Büro.
    Der
Mann wandte ihr den Kopf zu und lächelte kurz. Wie ein Déjà-vu blitzte es in
ihrem Verstand auf. Der Mann hatte schon einmal neben ihr gesessen. Auf einer
Bierbank am Entlas-Keller.
    Er
legte die Brille in die Mittelkonsole und warf die Baseballkappe nach hinten
auf den Rücksitz. Seine Haare waren sehr kurz geschoren. Maria konnte seinen in
der Tat sehr charakteristischen Silberblick sehen. Isabelle Schad hatte ihn
wirklich gut getroffen. Hätte sie noch Zweifel gehabt, wären sie spätestens
jetzt verschwunden. Es war eindeutig Perez Leibl, der den Wagen steuerte.
    Eine
kleine Falte zwischen seinen dichten Brauen ließ sie an seiner äußeren
Gelassenheit jedoch zweifeln.
    »Deiner
Kleinen geht es gut.« Seine Stimme war völlig anders als die, die Maria am
Telefon gehört hatte, als er sie angeblich angerufen hatte. Diesen heiseren
Tonfall hätte sie wiedererkannt.
    »Wo ist
Franziska?«, fragte Maria kühl.
    Perez
lächelte ohne Heiterkeit und setzte den Blinker, um die Ausfahrt bei Möhrendorf
zu nehmen. »Lust auf einen Spaziergang?«
    Maria
wollte ›nein‹ sagen, doch es wäre Blödsinn gewesen, also hielt sie den Mund und
wartete einfach, bis er im Wald zwischen Kleinseebach und Röttenbach auf einem
Waldweg parkte. Ohne sie weiter zu beachten, stieg er aus, Maria dachte an das
Handy in ihrer Hosentasche und daran, es wieder einzuschalten, doch selbst wenn
sie es schaffte, jemanden zu alarmieren: Perez würde es mitbekommen und wer
weiß, was dann geschah. Sie folgte ihm.
    Schweigend
gingen sie ein Stück. Dann griff er mit seiner Rechten zum Hosenbund.
Reflexartig schnellte Marias Hand zu ihrem leeren Holster. Leise lachend zog
Perez nicht seine Waffe, sondern seine Geldbörse heraus. Er reichte Maria
seinen Personalausweis.
    Zögernd
warf sie einen Blick darauf. Auf dem Bild hatte er lange, ungepflegte Haare und
einen Bart. Nur die Augen waren die gleichen. Sie erstarrte. Das Bild hatte sie
schon häufig gesehen, denn es hing gut sichtbar in vielfacher Ausfertigung in
der Dienststelle und war in den vergangenen Wochen regelmäßig in den Medien
aufgetaucht. Deswegen war er ihr bekannt vorgekommen!
    Wie
angewurzelt blieb sie stehen. »Sie sind Stefan Falk?«
    »Unter
anderem«, bemerkte Perez lakonisch.
    Tausend
Gedanken schossen Maria gleichzeitig durch den Kopf. Es war nicht Al Quaida,
aber wenn Perez Leibl alias Stefan Falk ein Mitglied des kb war, dann konnte
das nur bedeuten, dass seine Schwester Sara Eichmüller ebenfalls dazugehörte.
Die Anschlags-Ankündigung des kb! Michelle und sie hatten richtig getippt.
Marias Knie wurden weich.
    »Scheiße!«
    »Oh,
ich sehe, du verstehst«, bemerkte Perez, der sie beobachtet hatte. »Aber ich
schätze, ein Detail missverstehst du.«
    »Was
gibt es da misszuverstehen?«, fuhr Maria ihn an, obwohl ihre Angst um Franzi
noch größer war als zuvor. Doch sie würde sich keine Blöße geben, solange es
sich vermeiden ließ. »Terrorismus ist nicht diskutabel!«
    »Tatsächlich?«
    »Falls
Sie mich von Ihren merkwürdigen Ideologien überzeugen wollen, Herr Leibl«, sie
betonte den Namen absichtlich, um ihm zu zeigen, dass sie die Zusammenhänge
erkannte, und anzudeuten, dass sie vielleicht nicht die Einzige war, die
darüber Bescheid wusste, »oder falls Sie meine Tochter entführt haben, um mich
zu erpressen, damit ich den Mund halte, dann haben Sie sich geschnitten!«
    Beschwichtigend
hob er eine Hand. »Maria, hör auf mit solchen Plattitüden. Du machst dir vor
Angst in die Hose wegen deiner Tochter!«
    Erbost
über die Unverfrorenheit, mit der er die vertrauliche Anrede benutzte und
gleichzeitig besorgt um Franzi, begnügte sie sich damit, mit großen Schritten
weiterzustapfen.
    Als
Perez wieder an ihrer Seite war, sagte er vollkommen übergangslos: »Ich bin
beim Verfassungsschutz.«
    Wie
angewurzelt blieb Maria stehen. Sie blinzelte, als hätte sie sich verhört.
»Was?«
    »Du
hast mich sehr gut verstanden! Ich brauche deine Hilfe.«
    Überdeutlich
nahm Maria das Vogelgezwitscher ringsum wahr. Irgendwo in der Ferne hupte ein
Auto. Ihr erster klarer Gedanke war: »Wo

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