Judasbrut
interessiere er sich nicht wirklich für Marias Erklärungen.
Michelle
hockte am Schreibtisch. »Da bist du ja endlich!«
»Wir
müssen gleich Sara Eichmüller vernehmen!« Maria schloss die Tür hinter Jens,
marschierte auf direktem Weg zu Michelles Computer und nahm ihr die Maus aus
der Hand.
»Oh,
klar. Kein Problem. Mach ruhig!« Kopfschüttelnd hob Michelle die Hände und sah
zu Jens, der sich an die Tür gelehnt hatte. »Ich will auch gar nicht wissen, wo
du warst und was passiert ist.«
»Da!«
Maria deutete auf das Fahndungsfoto des vermeintlichen Terroristen Stefan Falk
auf dem Bildschirm.
Während
Michelle es betrachtete, holte Maria die ausgedruckte Zeichnung, die Isabelle
Schad angefertigt hatte, und drückte sie Jens in die Hand. Mit skeptischer
Miene blickte Jens von dem Ausdruck zum Bildschirm und zurück.
Michelle
fiel die Kinnlade auf die Brust. »Ist nicht dein Ernst?«
Maria
hatte sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen lassen und massierte sich die
Schläfen. Jens, der immer noch das Blatt Papier in der Hand hatte, zog sich
einen Besucherstuhl heran und raufte sich die Haare.
»Ich
verstehe das nicht«, sagte er langsam.
»Das,
was ich euch jetzt sage, bleibt vorläufig unter uns«, begann Maria
eindringlich. »Das kb ist nämlich gerade dabei, sich eine Biowaffe zu
besorgen.«
»Ach du
Kacke!« Michelle wurde blass. »Jetzt sag bloß, ich hatte recht und die wollen
an Eichmüller ran?«
»Kluges
Mädchen«, sagte Maria in echter Bewunderung für Michelles flinke
Kombinationsgabe. »Aber so ist es nicht. Stefan Falk ist in Wahrheit Perez
Leibl, der Bruder von Sara Eichmüller, und arbeitet für den Verfassungsschutz.«
»Verfassungsschutz?«
Stöhnend klatschte sich Michelle die flache Hand vor die Stirn. »Na toll. Der
sitzt übrigens auch in Chorweiler. Nicht weit von seiner angeblichen Adresse.«
Maria
wandte sich an Jens. »Nina hat ihn vor ein paar Wochen in der Fränkischen
getroffen, als sie sich verlaufen hat. Er kam ihr bekannt vor, daher hatte er
Angst, dass sie ihn auffliegen lässt. Also hat er … na ja,
dafür gesorgt, dass sie nicht über ihre Begegnung redet.«
Schweigend
ballte Jens die Fäuste.
»Jedenfalls
haben sie sich am Freitag zufällig am Eiscafé getroffen, und weil sie glaubte,
dass er ein Terrorist ist und er nichts riskieren wollte, hat er sie gezwungen,
mit ihm zu kommen. Was genau zwischen den beiden passiert ist, weiß ich nicht – und
das darf jetzt erst mal keine Rolle spielen, Jens!«
»Was
erwartest du von mir? Soll ich den beiden meinen Segen geben?«, schnappte Jens.
Maria
stand auf. »Nein! Aber es geht um eine Biowaffe, Jens! Bio! Waffe! In den
Händen von Terroristen! Und falls es dich interessiert: Bianca Esser, die
Geliebte von Eichmüller, war mit dem Erreger infiziert. Die Hasenpest breitet
sich gerade im Landkreis Neustadt aus. Dass es noch nicht mehr Erkrankungen und
Tote gibt, ist möglicherweise reines Glück – oder
ein noch nicht ganz ausgereifter Erreger.« Maria stützte ihre Hände auf den
Schreibtisch. »Hör zu Jens, ich wollte dich da raushalten, aber Nina und du – ihr
steckt schon mittendrin. Das, was Perez Leibl mir in der kurzen Zeit sagen
konnte, war absolut schlüssig. Ich habe ihm zugesagt, dass ich ihm helfe. Ich
muss unbedingt mit Sara Eichmüller reden, und zwar möglichst ohne Zeugen. Es
kann sein, dass ich eine Aktion durchziehen werde, von der ich nicht mal
Friedrich informiere. Ich kann verstehen, wenn ihr nicht mitmachen wollt, aber
ich muss mich darauf verlassen, dass ihr bis auf Weiteres zu niemandem ein
Sterbenswörtchen sagt.« Maria sah die beiden der Reihe nach an.
Michelle
biss sich auf die Unterlippe. Jens knetete seine Hände. Maria setzte sich
wieder und sah aus dem Fenster. Eine Minute verstrich.
»Warum
bist du dir sicher, dass er nicht lügt?«, wollte Jens wissen.
»Er ist
ein Profi«, antwortete Maria ernsthaft. »Doch er hat seine Tarnung mir
gegenüber aufgegeben und er weiß, dass ich jederzeit eine Großfahndung rausgeben
würde, sobald ich auch nur einen Funken Misstrauen hege. Er hat nichts getan
oder von mir verlangt, was ich bedenklich finde. Wir sollten vorsichtig sein,
aber für den Moment glaube ich ihm einfach.« Sie atmete einmal tief durch. »Ich
gehe jetzt zu Sara Eichmüller.«
Als sie
den Raum verließ, blieb die Tür hinter ihr offen. Sie war noch nicht weit
gekommen, als sie hinter sich Schritte hörte. Sowohl Michelle als auch Jens
folgten ihr.
»Kannst
du irgendwie
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