Judasbrut
dafür sorgen, dass du Frau Eichmüller nachher ins Untersuchungsgefängnis
fährst?«, fragte Maria Jens leise. »Ich komme mit Michelle mit. So könnten wir
die Vernehmung hier durchziehen und uns später mit ihr im Auto ungestört
unterhalten.«
»Ich
sehe, was ich tun kann«, sagte Jens und verschwand die Treppe hinunter.
Auf dem
Weg zum Vernehmungszimmer erzählte Maria Michelle in knappen Worten von der
Begegnung zwischen Perez und Jens und wie Perez sie vorher aus der Dienststelle
gelockt hatte.
Sie
hatten die Tür erreicht und Maria legte die Hand auf die Klinke. »Und jetzt
ausnahmsweise die Klappe halten, damit du dich nicht verplapperst. Klar?«
»Spielverderberin«,
antwortete Michelle und zog einen Schmollmund.
Frauenaurach
Nina parkte den Wagen von
William Bennett nicht direkt vor dem Haus. Sie hätte Maria fragen sollen, was
sie damit tun sollte. Für einen Moment schloss sie die Augen und lehnte ihren
Kopf an die Nackenstütze. Sie war froh, dass sie nach Hause konnte, aber sie
hatte schon jetzt Angst vor der nächsten Begegnung mit Jens – spät
am Abend, wenn er seinen Dienst beendet hatte.
Sie
fuhr zusammen, als jemand an die Scheibe auf der Beifahrerseite klopfte. Die
Tür ging auf und Perez glitt auf den Beifahrersitz. Er sah Nina nicht an,
sondern wandte beständig den Blick in alle Richtungen.
»Kommt
dein Mann auch?«
Nina
schüttelte den Kopf. Perez schien sich minimal zu entspannen, sie hingegen
verkrampfte mehr und mehr.
»Tut
mir leid, dass ich dir gefolgt bin, aber ich muss dich um etwas bitten – wegen
Abba. Weißt du … ?«
»Maria
hat es mir gesagt. Ich habe den Krankenwagen am Haus gesehen und wie sie ihn
herausgetragen haben. Sein Freund war bei ihm. Ich bin nicht hingegangen, weil
ich nicht wollte, dass mich jemand sieht.«
Perez
nickte. »Ich muss wissen, wie es ihm geht und warum er das getan hat, aber ich
kann nicht zu ihm. Würdest du hingehen?«
»Ich?«
Entsetzt riss Nina die Augen auf. »Aber … was
soll ich denn sagen? Die lassen mich doch bestimmt nicht einfach zu ihm.«
Perez
zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Oder du sagst, ich habe dich aus Tel
Aviv angerufen und hingeschickt. Notfalls ruf mich an, und gib mir einen Arzt,
damit ich mit ihm sprechen kann. Dir werden sie nicht viel sagen, aber
vielleicht wenigstens … etwas. Ich muss einfach sicher sein, dass … dass
es ihm gut geht und er es nicht noch mal … ach
Scheiße!« Mit seiner Faust hieb er auf die Türabdeckung. »Warum?«
Sie
rang mit sich. Eigentlich wollte sie nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun
haben. Und auch zu Perez wollte sie lieber auf Abstand gehen, um Jens nicht
noch mehr aufzubringen – obwohl das kaum noch möglich war. Doch schließlich antwortete
sie: »In Ordnung.«
Erleichtert
lächelte er. »Danke, Nina.«
Universitätsklinikum
Erlangen
Langsam bewegte sich Nina durch
die Klinikflure bis zu der Station, auf der Leibl sich laut Auskunft des Pförtners
befinden musste. Sie las die Zimmernummern, ging am Stationszimmer vorbei, in
dem sich zwei Schwestern angeregt unterhielten, bis sie plötzlich stehen blieb.
Vor dem übernächsten Krankenzimmer saß ein Polizist in Uniform. Es war ein
Kollege aus Jens’ Dienstgruppe. Ausgerechnet! Sie fluchte innerlich und
überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Der Beamte gähnte verhalten und
machte Anstalten, in ihre Richtung zu sehen. Flink verschwand Nina in dem
Aufenthaltsraum schräg gegenüber vom Stationszimmer. Sie setzte sich hin und
nahm wahllos eine der herumliegenden Zeitschriften in die Hand. Vielleicht lag
Leibl ja in einem anderen Zimmer. Sie verrenkte sich ein wenig den Hals, um
einige Zimmernummern erkennen zu können, bis sie zu dem ernüchternden Schluss
kam, dass es tatsächlich Leibls war, vor dem der Beamte saß. Sie seufzte. Wie
es schien, musste sie unverrichteter Dinge gehen. Perez würde enttäuscht sein.
Er
wartete auf dem Parkplatz in seinem Wagen. Bennetts hatten sie einfach in der
Straße vor dem Haus am Burgberg geparkt. So war sie ein Problem los.
Gerade
als sie überlegte, ob es nicht eine Alternative sei, einfach von einem
öffentlichen Telefon auf der Station anzurufen, um sich nach Leibls Befinden zu
erkundigen, gingen zwei Männer an der Glasscheibe des Aufenthaltsraums vorbei.
Nina warf die Zeitschrift auf den Tisch, denn einer der beiden war William
Bennett.
Sie
wartete kurz, bevor sie hinterher lief. Der Polizist bekam – wenn
überhaupt – nur ihren
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