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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Luft rein ist. Ich habe dann irgendwie den Überblick verloren … und dann hast du mich gefunden.« Sie sah nach der Anzeige. »Wie praktisch. In zwei Minuten kommt die nächste Bahn.«
    Wilson wusste, dass er gerade angelogen worden war. Elena war zu clever, um verlorenzugehen oder sich ablenken zu lassen. Entweder sie würde es ihm sagen oder nicht. Ihn beschäftigte bereits, wie er verhindern konnte, dass sie wieder verschwand und damit Erfolg hatte. Festbinden konnte er sie nicht, das wäre zu auffällig gewesen. Blieb der Appell. »Du musst bei mir bleiben, wenn ich auf dich aufpassen soll. Deine Tante wäre stinksauer, wenn ich ohne dich …«
    »Ich verspreche, dass ich nicht noch einmal verschwinde.« Elena schien von der halben Standpauke gelangweilt und sah zum Eingang. »Da kommt ein Mann mit einer Pistole in der Hand«, merkte sie gefasst an, schob sich hinter einen Mülleimer und zog den Kopf ein.
    Wie kann sie so abgebrüht sein?
Er erkannte einen der Männer aus Blacks Truppe. Der Mann hatte eine
VZ
Skorpion
in der Rechten, eine tschechische Schnellfeuerpistole. Alt, aber zuverlässig.
    Die Menschen hatten die Bedrohung noch gar nicht bemerkt, die kleine Waffe fiel kaum auf. Erst als der Gegner den Arm hob
     und auf Wilson anlegte, hallten Rufe durch die U-Bahn-Station, und man suchte panisch Deckung.
    Wilson zog seine Walther und machte fünf, sechs schnelle Schritte weg vom Mülleimer, damit Elena nicht durch fehlgegangene Kugeln verletzt wurde.
    Der Mann löste eine erste Garbe aus.
    Wilson drückte sich ab und hechtete zur Seite, hinter eine Säule. Die Kacheln platzten unter der Einwirkung der Projektile ab; irgendwo erklang ein durchdringender Frauenschrei. Jemand brüllte nach der Polizei.
Es muss schnell gehen, sonst komme ich mit Elena nicht mehr raus.
Er lugte um die Ecke, um nach dem Gegner zu schauen.
    Doch sobald er auch nur die Nase vorgestreckt hatte, prasselten die nächsten Geschosse gegen die Säule.
    Ein heißes Brennen fuhr ihm quer über die Stirn, dann wurde es warm. Entweder hatte ihm ein Querschläger oder ein Kachelstück eine Wunde zugefügt. Wilson fluchte laut, warf sich herum und tauchte auf der anderen Seite seiner Deckung auf.
    Sein Widersacher zielte noch auf die falsche Stelle, aber der Arm ruckte bereits herum, die Skorpion schwenkte auf ihn.
    Wilson drückte zweimal rasch ab, den Lauf auf den Oberkörper des Mannes gerichtet. Er sah die Löcher in der Kleidung, aber kein Blut spritzen.
Weste.
    Der Gegner musste wegen der Einschläge einen Rückwärtsschritt machen und zog den Auslöser dabei nach hinten.
    Wilson rollte sich über die Schulter ab, feuerte im Liegen wieder zweimal hintereinander. Die feindlichen Kugeln sirrten dicht an seinem Ohr vorbei, während Blacks Mitstreiter in die Schulter und in den Oberarm getroffen wurde; aufschreiend ließ er die Maschinenpistole fallen. Blut strömte an ihm herab, Hals und Gesicht zierten rote Sprenkel.
    Der aufkommende, nach Hydraulik und Elektrizität riechende Wind verriet, dass die U-Bahn kam. Anscheinend hatte die Zentrale noch nicht alle Züge zum Halten veranlasst. Gleich darauf ertönte das metallische Kreischen, Lichter tauchten im Dunkel des Tunnels auf.
    »Elena?«
    »Alles klar«, rief sie und winkte hinter dem Mülleimer mit dem Arm.
    »In die U-Bahn«, befahl er und stand mit schnell schlagendem Herzen auf. Im Vorbeigehen trat er dem Gegner gegen das Kinn, so dass er die Augen verdrehte und erschlaffte. Er wollte ihn nicht erschießen.
    »Nein, die werden sie gleich abstellen«, widersprach sie und tauchte aus der Deckung auf. »Zurück nach oben. Wir laufen zur nächsten S-Bahn.«
    Die Menschen um sie herum rannten bereits, nachdem sie verstanden hatten, dass die Schießerei beendet war. Niemand wollte bei dem vermeintlichen Amokläufer oder Verbrecher bleiben.
    Wilson sah ein, dass Elenas Vorschlag Sinn ergab.
    Er nahm sie an der Hand, steckte die Walther weg und lief zusammen mit den Flüchtenden zum entgegengesetzten Ende des Bahnsteigs. Sie verschwanden in der Masse und gelangten zurück an die Oberfläche, wo bereits Polizei auftauchte. Etwas später, und sie wären nicht mehr entkommen. Erst nach zwei eilig durchquerten Straßenzügen gingen sie langsamer und bestiegen an der Spree den nächsten Ausflugsdampfer. Er brachte sie ohne Kameraüberwachung quer durch die Bundeshauptstadt.
    Sie setzten sich unter Deck, Wilson bestellte einen heißen Kakao und einen Sherry.
Den Drink habe ich mir

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