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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ausgewichen. Was wollte er vor mir verbergen? Haben sie schon mehr gefunden und trauen sich nicht, es
     mir zu sagen?
Sia ließ den Schuhabdruck anfertigen, während Eric etwas abseits mit dem Polizisten plauderte.
    Sie hörte nicht richtig hin, sondern dachte krampfhaft darüber nach, welche Möglichkeiten ihr blieben, selbst nach Elena zu suchen. Ihr neuer Mitstreiter schien sich als Niete zu erweisen, jedenfalls was das Beschaffen neuer Informationen anbelangte.
    Wenigstens sieht er gut aus und scheint ein paar Geheimnisse zu haben.
Sia musste sich an den Gedanken gewöhnen, nicht alleine durch die Gegend zu ziehen. Es blieb ihr die Hoffnung, dass er sich in Zukunft, gerade im Kampf, noch als sehr nützlich erweisen könnte.
    Der Mann von der Spurensicherung war fertig, und sie kehrten zum BMW zurück. Eric legte nach wenigen Metern seinen Arm um ihre Schultern, was sicherlich amüsant aussah. Er war um einiges größer als sie.
    »Was soll das?«, zischte sie.
    »Ich bin doch Ihr Mann, Frau Sar… Frau Karkow«, erwiderte er. »Wir sollten den Anschein wahren.«
    »Vielleicht wollen wir uns morgen scheiden lassen?« Sia wand sich aus seiner Umarmung. »Ganz schön frech.«
    »Ich dachte nur, es würde gut zu der Lüge passen, die Sie Faltow erzählt haben, und das Bild der beunruhigten Mutter abrunden.« Eric sah von oben auf sie herab, was für ihn nicht schwer war. »Ich habe Neuigkeiten.«
    »Ach? Jetzt doch?« Sie blickte ihn verblüfft an.
Unterschätze keine Nieten.
»Woher?«
    »Der Polizist am Absperrband. Von Vater zu Vater.« Dieses Mal lag keine Ironie oder eine bittere Note in dem, was er sagte. Er meinte es genau so. »Es gab einen Zwischenfall, in der Innenstadt, im Hotel Radisson, gleich gegenüber vom Gewandhaus. Wenn es stimmt, was der Portier zu Protokoll gegeben hat, verließ ein Mann mit einem kleinen Mädchen das Hotel durch die Tiefgarage, nachdem es zu einem Kampf in dessen Zimmer gekommen war. Einer der Angreifer ist kopfüber aus dem Fenster geflogen und mitten auf der Straße am Augustusplatz aufgeschlagen. Der andere ist erschossen worden.«
    »Warum hat mir Faltow das nicht gesagt?«
    »Um Sie nicht zu beunruhigen und zu verhindern, dass wir dort voller emotionaler Anspannung aufkreuzen. Zudem ist es nicht sicher, dass das Kind Ihre Elena gewesen ist.« Eric beschleunigte seine Schritte. »Ich schlage vor, wir nehmen uns das Hotel vor. Es ist die beste Spur, die wir haben.«
    Die einzige.
Sia folgte ihm aufgeregt. »Eric?« Er sah zu ihr. »Danke.«
    Er lächelte schwach und irgendwie … traurig.
    * * *

3. Februar, Deutschland,
Berlin, Gesundbrunnen, 10.14 Uhr
    Wilson kam sich wie in London vor. So international und multikulturell hatte er sich Berlin gar nicht vorgestellt: Kopftücher, Turbane, Jeans, Kaftane, Saris, die verschiedensten Hautfarben und Gesichtszüge, lange und kurze Bärte sowie die unterschiedlichsten Sprachfetzen – das alles begegnete ihm auf den paar Metern, die er von der kleinen Pension bis zum Einkaufszentrum lief.
Soho ist ja beinahe langweilig dagegen!
    Er war allein unterwegs, dazu noch in einem für seinen Geschmack viel zu billigen, grauen Anzug. Seine eigene Garderobe hatte er im Radisson zurücklassen müssen.
    Das Mädchen lag, von Medikamenten ruhiggestellt, im Zimmer und würde bald erwachen. Dann würde es mit Sicherheit Hunger haben, und genau
deswegen
eilte Wilson durch die Gegend. Klamotten hatte er ihnen unterwegs gekauft. Es war zwar nicht gut, den Stoff ungewaschen zu
     tragen, aber es ging nicht anders.
    Wilson bemerkte anhand der Schilder, dass unmittelbar unter seinen Füßen ein ICE -Bahnhof lag. Fernzüge.
Eine Alternative zum Auto?
    Er betrat das Center, orientierte sich und suchte den kürzesten Weg zu einem Caféladen, der ihm belegte Brötchen und vor allem guten Tee verkaufen konnte. Was er Elena an Tranquilizern verabreicht hatte, nahm er an Aufputschmitteln, um mit möglichst wenig Schlaf auszukommen.
    Wilson prüfte mit raschen Blicken, ob er nicht verfolgt wurde, und fuhr in den ersten Stock, um einen besseren Überblick zu bekommen.
    Unmittelbar neben der Rolltreppe fand er einen kleinen Laden, in den er sofort hineinging.
    Das Center hatte anscheinend noch nicht lange geöffnet, eine Bedienung war nirgends zu sehen. Wilson hörte aber jemanden Kisten in einem Nebenraum hin und her schieben.
    Während er wartete, dass er bedient wurde, las er ein Plakat, auf dem drei junge Leute abgebildet waren: zwei Männer und eine Frau,

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