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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eindringlich warnen möchte.«
    »Das klingt sehr geheimnisvoll.«
    »Für Sie ja. Für mich nicht.«
    Er entspannte sich leicht, weil er nicht mehr annahm, dass Black ihn erledigen wollte. Sein Trumpf hieß Elena.
Sie wissen nicht, wo sie steckt, sonst säßen sie mir nicht im Nacken und würden verhandeln.
»Verraten Sie mir, wie mich diese gemeinsamen Feinde gefunden haben?«
    Sie verzog den Mund als Ausdruck ihrer Ratlosigkeit. »Ich möchte nicht ausschließen, dass ein solches Kommando noch einmal bei Ihnen auftaucht, um Ihnen und der Kleinen etwas anzutun. Deswegen bin ich hier.«
    Jenny tauchte mit dem Kaffee auf und zwang sie zu kurzem Schweigen.
    »Sie
und
Ihre Leute.« Wilson zeigte kurz auf die Galerie hinaus. »Sie wollen meine Leibwächterin spielen.«
    »So in etwa, Mister Wilson«, gab sie rauh flüsternd zurück. »Sie haben zwar deutlich gemacht, dass Sie auf Begleitung verzichten, aber das können wir nicht akzeptieren.«
    »Ah, jetzt kommt wieder die Stelle mit der versteckten Drohung.« Wilson hatte nicht vor, das aufgezwungene Angebot anzunehmen. Er brauchte maximale Freiheit, um das, was er beabsichtigte, in die Tat umzusetzen.
    Black gab seelenruhig Zucker und Milch in den Kaffee. »Leibwächter erlauben sich keine Diskussionen mit den zu Beschützenden, Mister Wilson. Sie müssten das als ausgebildeter Bodyguard doch am besten wissen. Wir handeln.« Sie rührte um, klirrend stieß das Metall an die dünnen Porzellanwände. Sie leckte den Löffel ab und legte ihn auf den Unterteller. »Wir sind aber noch im Geschäft, oder?« Das Flüstern war bedrohlich geworden, sie suchte Blickkontakt. »Wir haben eine Abmachung!«
    »Ich gedenke, sie einzuhalten. Sie müssen mir nicht wieder eine schallgedämpfte Pistole an die Stirn setzen, um mich daran zu erinnern, Miss Black«, retournierte er ätzend. »Halten Sie sich ebenso dran, und wir bleiben die besten Nichtfreunde, die es gibt.«
    Jenny tauchte am Tisch auf und stellte eine braune Papiertüte ab. »Bitte sehr, Ihr Frühstück«, sagte sie zu ihm und legte die Rechnung gleich dazu.
    Wilson schob den Zettel zu Black. »Die Dame bezahlt. Ich muss weg.« Zu Black sagte er auf Englisch: »Trinkgeld nicht vergessen. Rufen Sie Ihre Leute rein, spendieren Sie denen noch einen Kaffee, und genießen Sie den Tag, aber lassen Sie mich in Ruhe!« Er marschierte los und verließ das kleine Café.
    Hoffentlich halten Elenas Beruhigungsmittel noch an.
So viel Zeit hatte er für seinen Besorgungsgang nicht eingeplant, und er wusste nicht, wie das Mädchen reagieren würde, wenn es in einer total fremden Umgebung zu sich kam.
    Wilson sah, dass sich einer der beiden Männer an seine Fersen heftete und vier Stufen über ihm grinsend auf die Rolltreppe stieg. Black hatte nicht vor, ihre Leute zurückzupfeifen.
    Schön. Zeigen wir, wie ernst es mir ist.
Wilson ging gegen die Laufrichtung der Treppe hinauf, auf den Mann zu, der ihn verwundert anblickte. »Hallo.« Im nächsten Moment schlug er zu und traf den Mann gegen die rechte Wange. Der Angriff kam zu schnell, die Faust krachte mit sehr viel Schwung ins Ziel.
    Zu viel Schwung.
    Der Mann verdrehte die Augen und wurde nach links geworfen, fiel gegen das Geländer und kippte darüber! Ohne einen Schrei verschwand er nach unten, Wilsons rasch zupackende Finger griffen ins Leere; gleich darauf erklangen der Aufschlag und erste Schreie.
    Oh … bloody hell!
Wilson sah die Gesichter der Besucher auf sich gerichtet. Er zeigte nach oben und tat so, als sei der Mann von der Galerie gestürzt. Über sich erkannte er Black, die ihn fassungslos anstarrte, sowie ihren übriggebliebenen Begleiter, der eine Hand bereits unter der Jacke hatte. Sie hielt ihn davon ab, seine Waffe zu ziehen.
    Wilson ahnte, dass er mit diesem Zeichen an die Nachtkelten übertrieben hatte. Kaum hatte er den Absatz erreicht, schritt er aus und verließ zügig das Center, während sich eine Menschenschar um den Verunglückten bildete. Dessen Schicksal interessierte ihn nicht.
    Im Freien rannte Wilson los, um eventuelle weitere Verfolger abzuschütteln. Er sprang immer wieder atemlos in Läden, um von dort aus die Straße zu beobachten und abzuwarten, aber Black kreuzte nicht auf.
    Er sah auf die Uhr.
Fast eine halbe Stunde!
Wilson jagte durch die Straßen und benutzte den Nachteingang der Pension; gleich darauf sperrte er die Tür seines Zimmers auf und trat ein.
    Elena, die noch immer den Bademantel trug, lag schlafend auf dem Bett, mit der

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