Judastöchter
auseinander, zeigte seine schiefen, aber beeindruckenden Zähne. Hündisches Drohverhalten eines BlackDog. »Sehe ich so aus, als würde ich mein Ding in eine Katze stecken?«
»Du hast dein Ding zumindest in eine Füchsin gesteckt. Und in eine Selkie.« Boída musterte seine dickliche Figur. »Auch wenn ich nicht verstehe, warum sie dich rangelassen haben.«
»Mitleid«, warf Milly glucksend ein. »Und weil die Selkie nichts anderes finden würde als ihn. Fette Seekühe, lecker.«
Finn gab einen Ton von sich, der zwischen Brüllen und Bellen lag. Die Frau zuckte zusammen, wandte den Kopf zur Seite und machte sich klein.
»Es kann also nicht sein«, bohrte Boída nach, »dass einer der betrogenen Männchen nicht mehr gut auf dich zu sprechen ist und sich einen Profi gesucht hat, der dich erledigen soll? Sie wüssten immerhin, dass Silber dich umbringt.«
Finn musste sich beherrschen, um sich nicht gegen die Latina zu werfen, das sah und spürte jeder im Raum.
Zwei Dinge hielten ihn davon ab: ihre Machtstellung und ihre Kraft. Er war nicht so verrückt und ließ sich mit ihr auf einen Kampf ein, denn er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie sie einen Bärenwandler in seiner Tiergestalt umschlungen und getötet hatte. Das Krachen der dicken Knochen sowie das gequälte Ächzen der Kreatur hatte Finn noch gut in Erinnerung. »Die Arschlöcher, die mit mir nicht klarkommen, suchen immer den direkten Weg«, gab er knurrend zurück. »Ich habe nichts gegen eine ordentliche Prügelei, die eine Sache zwischen zwei Leuten klärt.«
»Sicher? Der Fuchswandler wäre dir unterlegen. Denkst du nicht, er könnte …«
»Dann geh und frag ihn«, sagte Finn unfreundlich und schüttete den letzten Rest der Whiskeyflasche in sich hinein. »Ich weiß nicht, wer mir diesen Mike auf den Hals gehetzt hat.« Er ließ sich auf dem Schreibtisch nieder und sah Boída abwartend an. »War’s das?«
Sie neigte den Kopf leicht nach vorne, die weißen Haare rutschten halb nach vorne und bildeten einen Vorhang vor der rechten Gesichtshälfte. »Ja. Ich stelle weitere Untersuchungen an, und du sagst mir sofort, wenn du etwas Neues weißt.
Sofort!
« Sie erhob sich und sah Finn unverhohlen drohend an; dabei blitzte eine gespaltene, bläuliche Zunge zwischen ihren Lippen hervor. »Ich dulde keine Alleingänge. Sobald du den Namen eines Verdächtigen hast, teilst du ihn mir mit, anstatt deine BlackDogs loszuschicken.«
Finn verdrehte die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass er schlucken musste. Ihre Zunge war eine unmissverständliche Mahnung. »Ist gut.«
Boída nickte in die Runde, legte Milly zum Abschied als Zeichen ihrer besonderen Wertschätzung kurz eine Hand auf die Schulter. Für Finn hieß das: Tu ihr was zuleide, und du bekommst es mit mir zu tun. Gleich darauf war sie gegangen.
Der Rí der BlackDogs schrie noch einmal laut »Fuck!«, warf die leere Flasche gegen die geschlossene Tür, so dass das Glas in zahlreiche Scherben zerbarst, und ballte die Hände zu Fäusten. Aus den Nägeln wurden Krallen, die sich in die Ballen bohrten. Er schloss die Lider und zwang seine Aggression nieder.
»Sie hat recht«, hörte er Milly sagen. »Wir müssen schnellstens herausfinden, wer diesen Mike auf dich angesetzt hat. Das ist der beste Schutz.«
»Halt die Fresse, alte bitch.« Finn stand auf und betrachtete die Löcher im Fleisch, die sich von selbst schlossen. Die langen Nägel hatten sich zurückgebildet, die Kontrolle über sich war zurück. »Wenn jemand nach mir fragt, hau ihm aufs Maul und sag ihm einen schönen Gruß von mir.«
Finn eilte los, aus dem Büro und quer durch den dunklen Pub, umringt von seinen fünf besten Oenach. Boída hatte ihn auf eine Idee gebracht, und er würde prüfen, ob er damit richtiglag. Er war ein Rí und schiss auf die verfickte Schlampe namens Boída und auf ihre Anweisungen.
* * *
3. Februar, Großbritannien,
Nordirland, Cookstown, 09.17 Uhr
Boída hatte die Heizung in ihrem Mini Cooper voll aufgedreht und fröstelte immer noch, obwohl die Innentemperatur bei 27 Grad Celsius lag.
Sie hatte sich zu lange im Freien aufgehalten. Das irische Wetter war zwar selbst im Winter noch mild, aber trotzdem mochte
sie Sonne und Hitze. Am besten subtropische Hitze.
Bei ihr zu Hause hatte sie ein riesiges Schwimmbad mit einer Pflanzenlandschaft eingerichtet, die andere Leute, mit denen
sie schon Partys darin gefeiert hatte, als Dschungel mit Wasserloch bezeichneten. Aber sie liebte es einfach.
Sie
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