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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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bleiben.
    Über den Kiesweg gelangte sie durch den wunderschön angelegten Vorgarten bis zur grüngestrichenen Tür und zog am Griff der Klingel; synchron dazu erklang eine alte Glocke im Innern. Boída roch den Metallstaub, der vom Klöppel aufgewirbelt wurde.
    Schritte näherten sich der Tür, und dann öffnete ihr eine hübsche, junge Frau, die in einem grauen Jogginganzug steckte und dreckige Laufschuhe an den Füßen trug. Lisica Righley. Wie es sich für eine Füchsin gehörte mit roten Haaren, eine weiße Strähne zog sich von der rechten Stirnseite nach hinten. »Oh«, sagte sie erstaunt und enttäuscht. »Ich dachte, Sie seien Alan.«
    Boída lächelte. »Bin ich nicht. Ist Rainal da?«
    Lisicas Blicke wanderten an der Besucherin hinunter und wieder hinauf. »Er ist in aller Frühe auf die Jagd gegangen.«
    »Dann kommt er wohl bald wieder. Ich warte auf ihn.« Boída schritt selbstverständlich an ihr vorbei und sah sich um. Die Righleys hatten Altes und Modernes geschmackvoll kombiniert, den Geist des Hauses erhalten, aber neue Baustoffe integriert. Es gab viele Glaswände und Mauerverschalungen, die den Blick auf die historischen Steine freigaben. Billig war es sicherlich nicht gewesen. Die schlauen Füchse hatten immer Geld.
    »Schön, dass es Ihnen gefällt.« Lisica war ihr durch die Eingangshalle gefolgt und setzte sich vor sie, geleitete sie in eine kleine, gemütliche Bibliothek, die sich über zwei Stockwerke erstreckte. Das Sonnenlicht fiel durch Fenster und Dachluken und flutete den Raum. »Hier können Sie es sich bequem machen, Miss de Cao. Was darf es zu trinken sein?«
    »Kaninchenblut wäre schön.«
    »Haben wir leider nicht.«
    »Und ein ganzes Kaninchen? Ich werde langsam hungrig.«
    Lisica machte ein bedauerndes Gesicht. »Sorry. Hühner hätte ich im Angebot.«
    Boída lehnte mit einer überlegenen Geste ab. »Nein danke. Dann einfach nur etwas Wasser.« Die Fuchswandlerin drehte sich zum Gehen. »Ach, was ich Sie fragen könnte, wo Sie noch da sind und Ihr Gatte nicht: Haben Sie immer noch ein Verhältnis mit Finn McFinley?«
    Lisica blieb stehen, verharrte mehrere Sekunden und wandte sich langsam zu ihr um. »Es ist ein Fehler gewesen, Miss de Cao.« Sie schlug die Augen nieder. »Ich habe es meinem Mann gesagt, und damit ist die Sache abgeschlossen. Warum fragen Sie mich danach?«
    Boída behielt ihre Freundlichkeit bei, als sie einen Schritt nach vorne machte und dezent züngelte. »Ich rieche eine Lüge, Misses Righley. Ich bin besser als jeder Detektor, und mein Empfinden sagt mir, dass Sie immer noch fremdgehen. Ist es Alan?« Der sich verändernde Duft verriet ihr, dass sie bei der Frau ins Schwarze getroffen hatte. »Oh, ja, es ist Alan.«
    »Was wollen Sie?« Lisica wurde laut und legte ihr reumütiges Verhalten ab. Sie hob den Kopf, widerborstig und herausfordernd.
    »Eine Einschätzung: Denken Sie, dass Ihr Mann so nachtragend ist, dass er einen Mörder auf McFinley ansetzen würde, um sich dafür zu rächen, dass man einem Fuchs Hörner aufgesetzt hat?«, sprach sie leise und rauh. »Ein Fuchs mit Hörnern sieht lächerlich aus.«
    »Nein. Das würde er nicht.«
    »Was hat er dann unternommen, um sich Genugtuung zu verschaffen.«
    »Er hat mich verprügelt.« Lisica sagte es vollkommen emotionslos. »Ich habe es verdient.«
    »Sie scheinen drauf zu stehen, wenn Sie schon wieder mit einem anderen Mann herummachen.« Boída wusste, dass ihr die Wahrheit aufgetischt wurde, zumindest was das Verprügeln anging. Righleys Frau war fest davon überzeugt, dass ihr Mann nichts anderes unternommen hatte. Die beiden Frauen starrten sich an, und Lisica senkte den Blick zuerst. Niemand gewann ein Duell gegen eine Schlange.
    Ein Schlüssel wurde ins Schloss der Haustür geschoben, es klickte. »Ich bin wieder da!«, rief ein Mann gutgelaunt. »Alan wartet draußen auf dich.«
    »Wir sind in der Bibliothek«, rief Lisica. »Du hast Besuch von Miss de Cao. Kommst du bitte?«
    Gleich darauf erschien Rainal Righley im Outfit eines Jägers, mit hohen Stiefeln und einer Cordmütze auf den kupferfarbenen Haaren. In der Rechten hielt er eine Flinte, in der Linken drei Hasen. Boída sah sofort, dass er sie nicht geschossen, sondern gerissen hatte; die Waffe diente zur Tarnung. »Welche Ehre«, sagte er und klang misstrauisch. Wie die meisten, wenn Boída irgendwo unangemeldet auftauchte und es keinen gesellschaftlichen Anlass gab, sich entspannt zu begegnen. »Hast du unserer Besucherin schon

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