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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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etwa zwanzig Meter breiten Grünstreifen erreichte, den der Zaun in der Mitte durchschnitt, hielt sie inne und ging noch einmal in Gedanken die Konstruktion durch, die in dem Rucksack steckte. Handgriff für Handgriff rief sie sich das Aufstellen in Erinnerung, das sie so oft geübt hatte, bis es ihr in Fleisch und Blut übergegangen war. Aber dieses Training war Jahre her, sie hatte sie bisher nur einmal benutzt.
    Klara hoffte inständig, dass es reichen würde. Sie atmete tief ein, zog den Reißverschluss des Rucksacks auf und legte ihre zierlichen Hände auf das kalte Metallgestänge.

K APITEL 38
     
    Oktober 2011
    Worth Street, New York
     
    Um 16:47 Uhr verließ Klara ihre Deckung auf dem Parkplatz und rannte über den Grünstreifen. Im Laufen klappte sie die erste Stufe des Metallgestänges zusammen. Noch fünf Meter. Bisher hatte die Patrouille sie nicht bemerkt. Noch vier Meter. Das Metall in ihrer Hand fühlte sich kalt, aber vertraut an, und als die erste Klickvorrichtung einrastete, lächelte sie.
    Sie blieb stehen, ihr Atem ging schnell, mehr vor Anspannung als von der kurzen Laufdistanz. Sie zwang sich, keinen Blick zurück auf die Patrouille zu werfen. Stattdessen ließ sie das nächste Aluminiumelement der Brücke einrasten, die ihr Stein in das Town Car gelegt hatte. Es handelte sich um eine denkbar einfache Konstruktion, ein Zwitter aus Brücke und Leiter, die sich binnen weniger Augenblicke zusammensetzen und dann über ein hohes Hindernis wie einen Zaun stülpen ließ, ohne ihn zu berühren. Das Aufstellen erforderte einige Übung, aber Klara hatte in den letzten Jahren offenbar nichts verlernt. Blitzschnell setzte sie die Brücke zusammen.
    Gleich ist sie fertig, dachte Klara, als sie plötzlich einen gellenden Schrei hörte: Die Patrouille hatte sie entdeckt.
    Ohne den Aufbau zu unterbrechen, warf sie einen Blick über die Schulter. Die Männer rannten über den Parkplatz, aber sie waren noch zu weit entfernt, um auf sie zu schießen. Klara ließ sich nicht beirren. Als das letzte Element einrastete, konnte sie bereits ihre Schritte hören. Mit lauter Stimme befahlen sie ihr, die Hände über den Kopf zu nehmen. Klara stand mit dem Rücken zu ihnen und balancierte die erstaunlich leichte Brückenleiter in den Händen. Sie spekulierte damit, dass die Patrouille denselben Fehler begehen würde, den auch Klara begehen würde: sie würden ihr nicht in den Rücken schießen. Und wenn der Schießbefehl gegeben wurde, waren die Männer außer Atem und sie schon fast in Freiheit. Zumindest war das ihr Plan.
    Mit den Hüften bugsierte sie die Leiter in die Luft und setzte sie mit einer geschmeidigen Bewegung auf der anderen Seite des Zauns auf den Rasen. Ihr blieb nicht viel Zeit. Hastig kletterte sie an den dünnen Streben nach oben. Die Männer schrien immer noch.
    Klara hatte die höchste Stelle erreicht, als der erste Schuss fiel. Wie sie vermutet hatte, waren die Männer nach dem Sprint über den Parkplatz außer Atem und hatten damit an Zielgenauigkeit eingebüßt, die Kugel pfiff weit über ihrem Kopf hinweg an ihr vorbei und landete im Hudson. Die letzten Sprossen ließ Klara aus und sprang ins weiche Gras. Sie hörte, wie die Männer nachluden, aber als sie die nächste Salve abfeuerten, war Klara schon in den Fluten des Hudson River abgetaucht.
    Am anderen Ufer des Hudson stieg Klara tropfnass aus dem Wasser. Sie fror vor Anstrengung und Unterzuckerung, aber ihr fehlte nichts, was einige Schokoriegel nicht wiedergutmachen konnten.
    Nachdem sie das kurze Waldstück durchquert hatte, hielt sie Ausschau nach ihrer Verabredung. Und tatsächlich: Dort stand Thibault Steins Rolls Royce. Als Klara darauf zulief, öffnete sich die Fahrertür, und Edward, Steins Chauffeur, hielt die Klappe des riesigen Kofferraums für sie nach oben, als halte er den Schlag einer Kutsche für eine Prinzessin. Klara nickte ihm dankbar zu und faltete sich in den Hohlraum, den Edward mit einer weichen Decke ausgekleidet hatte, die sich Klara eilig über die fröstelnden Schultern zog.
    Das nennt sich formvollendete Flucht, dachte Klara, als der Chauffeur den schweren Blechdeckel über ihr mit einem satten Rumms ins Schloss fallen ließ. Sie hörte, wie die Fahrertür ohne jede erkennbare Eile geschlossen und der schwere Motor gestartet wurde.
    —
     
    Zehn Minuten später spürte Klara eine Bodenwelle, als die Limousine auf einen Bordstein rollte und hielt. Der Kofferraum wurde geöffnet, und Klara blickte in Steins

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