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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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einmal gelesen, dass Computertastaturen im Haushalt die größten Bakterienherde neben der Spüle waren. Seitdem waren seine Spüle zu Hause und die Computertastatur so sauber wie ein OP-Besteck. Zumindest beinahe. Seine Freundin freute sich über eine saubere Spüle, seinen Computer hingegen würde sie aus verschiedenen Gründen niemals anrühren.
    Während der Minuten, die der Rechner zum Starten brauchte, rührte sich der Mann kaum einen Millimeter, nicht einmal, als eine lästige Fliege seine Nase umschwirrte. Als das Betriebssystem ihn fragte, ob er das WLAN des Hotels nutzen wollte, lehnte er ab und wählte stattdessen das des International House of Pancake, eines Fast-Food-Restaurants links neben dem Motel, das seinen Gästen kostenloses Internet anbot. Er fragte sich, ob der Zugang für das Publikum, das hauptsächlich aus Fernfahrern und Seniorenreisegruppen bestand, tatsächlich relevant war, für ihn jedoch war es der zweite Grund für seine Zimmerwahl.
    Anonymität war ihm aus verschiedenen Gründen äußerst wichtig, und ebenso wie seine Freundin ging überhaupt niemanden etwas an, welche Internetseiten er aufrief, wie lange und vor allem nicht: warum. Er startete den Browser und landete direkt auf seiner Startseite. Wollen wir doch mal sehen, was los ist, sagte sich der Mann, der immer noch unverändert kerzengerade auf seinem Stuhl saß. »Manamana« suchte einen Satanistenkult im Raum Detroit. Der Mann setzte »Manamana« auf seine Ignoreliste. Er scrollte einige Einträge weiter, bis ihm etwas Interessantes auffiel: »Abartig? Bitte helfen …« Er klickte auf den Beitrag von einem Nutzer namens »Hellbuoy«.
    »Ich bin gerade siebzehn Jahre alt geworden, und seit meinem Geburtstag vor vier Wochen habe ich ein komisches Gefühl. Es war einfach da, ich weiß nicht, wo es herkam. Ich träume schreckliche Dinge, von Mädchen und so. Sie liegen vor mir, sie sind tot. Ich weiß nicht, ob ich die umgebracht habe, wenn auch nur im Traum, oder nicht. Und ich … finde sie schön. Friedlich irgendwie. Vielleicht liegt es daran, dass Jenny natürlich nichts von mir wissen will. Ich gehöre nicht dazu, das ist mir klar. Aber weh tut es trotzdem. Ich will ihr Geschenke machen. Richtige Geschenke, versteht ihr? Nicht bloß irgendwas. Und seitdem träume ich, dass sie tot vor mir liegt, und ich denke, ob das ein Geschenk wäre. Ist das normal? Ich weiß es nicht. Kann mir jemand von euch helfen? Ich weiß nicht mehr weiter. Habe ich ein ernstes Problem? Bitte meldet euch, es ist dringend.«
    Mechanisch klickte sich der Mann auf seinem Stuhl in dem schäbigen Hotelzimmer durch die bisherigen Antworten. Warum half dem Jungen niemand? Das war schließlich keine Kleinigkeit – und ein Fake war es auch nicht, da war er sicher. Er wechselte in den Chat. Hellbuoy wurde zumindest als »online« angezeigt, was aber nicht allzu viel hieß, nur, dass sein Computer eingeschaltet war. Er probierte es trotzdem:
    [whisper to Hellbuoy]: r u there?
    Keine Reaktion. Der Mann in dem Motel wartete. Manche Dinge brauchten Zeit. Weder trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte, noch las er einen anderen Thread, er saß einfach nur da und genoss die Vorfreude auf einen neuen Menschen. Darum ging es hier schließlich, oder nicht? Einen neuen Menschen kennenzulernen, der sich mit all seinen Ängsten und geheimsten Wünschen hinter »Hellbuoy« verbarg und sie hier offen aussprach. Er sinnierte noch immer über die Möglichkeiten, die das Internet heute bot, als auf dem Bildschirm eine Antwort auftauchte.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Hi.
    [whisper to Hellbuoy]: Hat schon jemand mit dir wegen deines Posts gesprochen?
    [whisper to Judas_Iscariot]: Nein, leider.
    [whisper to Hellbuoy]: Die Antwort ist: nein.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Was meinst du?
    [whisper to Hellbuoy]: Du hast kein Problem.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Wirklich nicht?
    [whisper to Hellbuoy]: Nein.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Aber sie sind wirklich real! Ich schwöre.
    [whisper to Hellbuoy]: Ich weiß. Aber es ist kein Problem.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Bist du sicher?
    [whisper to Hellbuoy]: Ja.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Woher weißt du das?
    [whisper to Hellbuoy]: Du sagst, die Bilder sind schrecklich.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Ja, natürlich.
    [whisper to Hellbuoy]: Na also.
    [whisper to Judas_Iscariot]: ???
    [whisper to Hellbuoy]: Wenn du sie schrecklich findest, ist alles kein Problem.
    [whisper to Judas_Iscariot]: Ach so. Aber, ich finds

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