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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sich sah.
    »Ich weiß nicht, Herrin«, sagte das Mädchen mit einem Grinsen. »Man hat mir nur gesagt, daß Ihr gebraucht werdet und sofort kommen sollt. «
    »Wer hat das gesagt? Mein Gemahl? «
    Das Mädchen zuckte nur mit den Schultern.
    Judith wußte nicht, was sie davon halten sollte. Bei Hofe gab es ständig irgendwelche anonymen Botschaften, und meistens steckte nichts Gutes dahinter. Aber es konnte sein, daß ihre Mutter sie brauchte. Oder Gavin war zu betrunken, um allein die Treppe hinaufzukommen. Er brauchte vielleicht ihre Hilfe.
    Judith lächelte bei diesem Gedanken. Sie folgte der Magd nach unten. Es kam ihr in dem Gang dunkler vor als sonst. Einige der Fackeln waren nicht angezündet. In diesem unteren Stockwerk waren die weniger wichtigen Gäste untergebracht. Judith war etwas unheimlich zumute.
    Die Magd blieb vor einer Kammer stehen, die nahe bei der Treppe lag. Den Blick, der sie aus den Augen des Mädchens traf, wußte Judith nicht zu deuten. Sie wollte gerade etwas fragen, als eine Frauenstimme ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Gavin! « Leidenschaft schwang in dieser Stimme mit.
    Judith stand wie erstarrt. Eine Kerze wurde angezündet, und dann sah Judith etwas, daß ihr den Atem stocken ließ.
    Sie erkannte Lilian Chatworths entblößten Oberkörper. Die Frau lag halb unter Gavin. Seine nackte Haut glänzte im Kerzenschein wie Bronze. Er lag auf dem Bauch, und seine Schenkel preßten Lilian tief in das Bett.
    »Nein! « flüsterte Judith mit starren Lippen. Sie griff sich mit beiden Händen an die Kehle. Tränen verschleierten das schreckliche Bild, das sich ihr bot. Sie hoffte, daß alles nur ein Alptraum war. Aber sie wußte, daß sie keiner Täuschung erlag.
    Gavin hatte sie belogen, immer wieder. Und sie war so einfältig gewesen, ihm zu glauben.
    Sie wich langsam zurück. Gavin lag da und rührte sich nicht. Lilian hielt die Kerze hoch, während sie Judith beobachtete. Ein triumphierendes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Nein«, murmelte Judith noch einmal. Zitternd trat sie zurück. Sie war so verstört, daß sie zuerst nicht merkte, wie sie ins Leere griff, als sie nach dem Treppengeländer fassen wollte. Hier unten hatte die Treppe kein Geländer.
    Und dann geriet sie ins Taumeln und stürzte. Judith schrie auf, als ihre Füße die Stufen verfehlten. Sie rutschte über drei, vier, fünf Stufen, dann kippte ihr Körper zur Seite, und sie stürzte in die Tiefe. Unten in der Halle schlug sie auf. Zum Glück wurde ihr Sturz durch einen der Ritter des Königs etwas gedämpft, der mit seinen anderen Kameraden auf dem Boden schlief.
    »Was war das? « fragte Gavin mit schwerer Zunge und hob den Kopf.
    »Nichts, mein Liebster«, sagte Lilian. Ihr Herz raste vor Freude. Vielleicht hatte sich die Frau zu Tode gestürzt, und Gavin war nun endlich frei für sie, Lilian.
    Gavin stützte sich mühsam auf einen Ellenbogen. »Lilian? Was machst du hier? « Seine Augen weiteten sich, als er ihre nackten Brüste sah.
    Das einzige, was er denken konnte, war: Sie ist so mager. Nicht die geringste Begierde nach dieser Frau war in ihm. Er begriff nicht, wie er einmal so verrückt nach Lilian hatte sein können.
    Lilians Freude wurde gedämpft, als sie den Blick in Gavins Augen sah. »Du… du kannst dich nicht erinnern? « fragte sie gedehnt. Sie war ganz verstört von seiner Reaktion. Sie war so sicher gewesen, daß er sie leidenschaftlich an sich reißen würde.
    Gavin runzelte die Stirn. Er war betrunken gewesen, ja. Aber nicht so betrunken, daß er nicht wüßte, was in der Nacht geschehen war. Er war sich ganz sicher, daß er nicht mit Lilian ins Bett gegangen war.
    Er wollte sie schon mit Vorwürfen überhäufen, als von der Halle her Lärm an seine Ohren drang. Männer riefen durcheinander. Und dann schrie einer laut: »Montgomery! Montgomery! «
    Blitzschnell war Gavin aus dem Bett und warf sich hastig seine Tunika über. Mit Riesensätzen rannte er die Treppe hinunter. Doch auf den unteren Stufen hielt er jäh inne und starrte auf das Bild, das sich ihm bot.
    Judith lag da auf einer Strohmatte. Ihre goldenen Locken umgaben ihr bleiches Gesicht wie ein Heiligenschein. Eines ihrer Beine war seltsam verdreht. Sekundenlang stockte sein Herzschlag.
    »Faßt sie nicht an! « knurrte er, als er die letzten Stufen hinuntersprang und sich neben ihr niederkniete. »Wie ist das Passiert? « wollte er wissen.
    Besorgt faßte er nach Judiths Hand, um den Puls zu fühlen.
    »Sie muß die Treppe

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