Judith
täuscht. «
»Laßt mich los, oder ich werde schreien! «
Er packte sie nur noch fester. »Gefällt es Ihnen nicht? Meine Freunde haben mir gesagt, daß Ihr nichts gegen Schmerzen habt. Im Bett jedenfalls nicht. «
Lilian starrte ihn an. »Was wollt Ihr von mir? «
»Wegen Eurer Lüge hätte ich Lady Judith beinahe in Schwierigkeiten gebracht. «
»Wolltet Ihr nicht eine Weile mit ihr allein sein? Ich habe Euch das verschafft. «
»Durch einen gemeinen Trick. Sie ist eine anständige Frau und eine glücklich verheiratete. Und ich bin kein skrupelloser Verführer. «
»Aber Ihr begehrt sie? « Lilian lächelte.
Er gab sie frei. »Welcher Mann begehrt sie nicht? Sie ist sehr schön. «
»Nein! Sie ist kalt und grausam… «, zischte Lilian. Dann brach sie sofort ab.
Alan schüttelte den Kopf. »Sie nicht. Ihr seid es, Lady Lilian. Ich beobachte Lady Judith seit Tagen. Sie ist eine Frau, die auch noch geliebt wird, wenn sie einmal alt ist. Ihr dagegen — Eure Schönheit ist nur äußerlich. Ihr seid hinterhältig, mißgünstig und skrupellos. Und eines Tages wird man nur noch diese Eigenschaften sehen. Sie werden Euch häßlich machen, und jeder wird sich von Euch abwenden. « Nach diesen Worten drehte er sich um und ließ sie stehen.
»Judith, meine Süße. Bleib im Bett«, murmelte Gavin an ihrer Wange. »Du mußt dich ausruhen. «
Judith antwortete nicht. Sie war nach dem Liebesakt müde und erschöpft. Gavin hauchte ihr noch ein paar Küsse auf die Schläfe und verließ dann das Bett. Er zog sich hastig an und sah dabei immer wieder zu Judith hin. Als er fertig war, küßte er sie noch einmal und verließ dann den Raum.
Unten an der Treppe wartete Stephen schon. »So, feierst du nun mit mir Abschied vom Junggesellendasein? « fragte er. »Bist du auch trinkfest? «
»Du wirst gar nicht soviel Wein heranschaffen können… «, spottete Gavin.
»Ich nehme das als Herausforderung«, meinte Stephen. »Wir werden uns nicht mit Waffen messen, sondern einmal auf andere Weise. Einverstanden? Ich bin bereit. Mir täte es gut, wenn ich für ein paar Stunden alle Gedanken an diese Schottin ausschalten könnte. «
»Also gut. « Gavin schlug seinem Bruder auf die Schulter. Er ahnte, wie Stephen zumute war. Auch er war damals in dieser Stimmung gewesen.
27. Kapitel
»Ich kann das nicht zulassen«, sagte Ela. Mutig hielt sie dem strafenden Blick ihrer Herrin stand.
»Seit wann hast du darüber zu bestimmen, was ich tue oder nicht! « fauchte Lilian. »Du hast nur die Aufgabe, mir ins Kleid zu helfen! «
»Es ist nicht recht, daß Ihr Euch diesem Mann an den Hals werft. Jeden Tag hält einer um Eure Hand an. Ihr werdet begehrt. Warum könnt Ihr Euch nicht damit zufrieden geben? « wagte Ela noch einen Einwand.
Wie eine Furie fuhr Lilian herum. »Ich soll ihn ihr überlassen? Eher würde ich sterben! «
»Wollt Ihr ihn, weil Ihr ihn liebt? « fragte Ela.
»Das ist unwichtig! « Lilian zupfte an ihrer Brokathaube. »Er gehört mir! Und ich lasse ihn mir von keiner nehmen! «
Die Treppe lag im Dunkeln, als sie ihr Gemach verließ. Lilian hatte festgestellt, daß es nicht schwer war, hier am Königshof herauszubekommen, was man wissen wollte. Es gab viele, die für ein paar Geldstücke fast alles taten.
Ihre Spione hatten ihr hinterbracht, daß Gavin unten in der Halle mit seinem Bruder saß und trank. Sie wußte nur zu gut, wie leicht man mit betrunkenen Männern umgehen konnte.
Lilian unterdrückte einen Fluch, als sie die Halle erreichte und Gavin nirgends sah.
»Wo ist Lord Gavin? « fragte sie ein Hausmädchen, das auf der Treppe saß und gähnte.
»Fort — mehr weiß ich nicht! «
Lilian packte die Magd am Arm. »Wohin? «
»Was weiß ich? «
Lilian drückte dem Mädchen ein Geldstück in die Hand. Sofort leuchteten die Augen der Magd auf. »Was soll ich für Euch tun? «
Lilian lächelte zufrieden. »Hör mir gut zu… «
Judith wurde von einem leisen Kratzen an ihrer Tür wach. Sie griff zu dem Kissen an ihrer Seite, ehe sie die Augen öffnete. Gavin war nicht da!
Ihre Stirn runzelte sich, als sie sich aufsetzte. Dann erinnerte sie sich daran, daß Gavin ihr gesagt hatte, er wolle mit seinem Bruder Abschied feiern.
Das Kratzen an der Tür hörte nicht auf. Da Joan nicht im Zimmer war, warf Judith die Bettdecke zurück und verließ das Bett.
Sie schlüpfte hastig in den grünen Morgenmantel aus Samt und ging zur Tür. »Ja, was ist denn? « fragte sie, als sie öffnete und eine Magd vor
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