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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hinübergehen. «
    Sie versuchten, sich einen Weg durch die Gäste zu bahnen, um zu Stephen zu gelangen, der an der Wand gegenüber lehnte.
    Auch Stephen war so elegant gekleidet wie Gavin, und Judith war stolz, von zwei so attraktiven Männern begleitet zu werden. Es fiel ihr auf, daß eine hübsche junge Dame Stephen aufmerksam betrachtete.
    »Da himmelt dich jemand an«, meinte sie.
    Stephen rührte sich nicht. »Ich weiß. Aber meine Tage als Junggeselle sind gezählt. In ein paar Wochen habe ich ein plumpes Weib am Arm, das mich mit Geierblicken mustert. «
    Judith mußte lachen. »Sie ist bestimmt nicht so schlimm wie du meinst. Gavin kannte mich auch nicht. Ob er auch geglaubt hat, ich sei dick und häßlich? «
    Stephen sah auf sie herunter. »Du weißt nicht, wie sehr ich ihn um dich beneide. Du bist nicht nur schön, sondern auch klug. Gavin ist ein glücklicher Mann. «
    Judith spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Du machst mich ganz verlegen«, murmelte sie.
    Plötzlich merkte sie, daß irgend etwas in dem großen Saal vorging. Etwas dämpfte die heitere Stimmung, und es mußte irgendwie mit Stephen und ihr zu tun haben, denn viele Gäste starrten sie neugierig an. Judith begriff nicht, warum.
    »Hast du schon den Garten gesehen, Judith? « fragte Stephen. »Die Königin hat herrliche Lilien und wunderbare Rosen.. « Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Wollte er sie aus irgendeinem Grund aus dem Saal locken?
    Als einige Gäste eine Gasse bildeten, und den Blick auf Lilian Chatworth freigaben, wußte sie alles. Lilian hielt den Kopf stolz hoch. Ein strahlendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Doch dieses Lächeln galt nur einem. Gavin. Judith starrte die Frau an. Lilians Kleid war zu grell und paßte nicht besonders gut zu deren blasser Haut. Die Gäste flüsterten sich gegenseitig zu, daß Lilian Chatworth und Gavin Montgomery eine Affäre hatten. Langsam drehte sich Judith zu Gavin um. Sie sah, wie er Lilian ganz gebannt anstarrte. Er rührte sich nicht, als sie auf ihn zuschritt. Als sie ihn fast erreicht hatte, streckte sie die Hände aus, und Gavin ergriff sie und küßte sie ergeben.
    Das Lachen des Königs war in der fast stillen Halle überlaut zu hören. »Ihr beide scheint euch zu kennen. «
    »So ist es«, antwortete Gavin lächelnd.
    »Ja, sehr gut sogar«, fügte Lilian mit einem triumphierenden Lächeln hinzu.
    »Ich würde mir jetzt gern den Garten ansehen«, sagte Judith hastig und nahm Stephens Arm.
    »Judith«, begann Stephen verlegen, als sie im Garten standen.
    »Sprich mit mir jetzt nicht über diese Frau. Du kannst mich auch mit noch so schönen Worten nicht beruhigen. Ich weiß von ihr und Gavin — seit meiner Hochzeit. « Sie starrte auf einen der Rosenbüsche. Der starke Duft machte ihr das Atmen schwer. »Er hat mir nie etwas vorgemacht, was sie angeht. Er hat mir nicht verheimlicht, daß er sie liebt. «
    »Du kannst das nicht so hinnehmen, Judith! «
    Sie drehte sich zu Stephen um. »Was sollte ich denn tun? Sag es mir. Er glaubt mir ja doch nicht. Er hält mich für verdorben. Wenn ich ihn rette, behauptet er, ich hätte nur zu meinem Liebhaber gewollt. Wenn ich sein Kind erwarte, glaubt er, es sei von einem anderen. «
    »Es ist Gavins Kind? « »Er hat dir also auch erzählt, daß er es für Demaris Kind hält? «
    »Warum sagst du ihm nicht die Wahrheit? «
    »Um mich von ihm eine Lügnerin schimpfen zu lassen? Nein! Das Kind gehört mir, ganz gleich, wer der Vater ist. «
    »Judith, es würde Gavin unendlich viel bedeuten, wenn er weiß, daß das Kind von ihm ist. «
    »Willst du zu ihm laufen und es ihm sagen? « fuhr sie ihn wütend an. »Willst du seine Geliebte vorher aus dem Weg räumen, um zu ihm zu gelangen? Ihn würde diese Nachricht sicher freuen. Verzeih, aber ich bin so egoistisch, daß ich eine Kleinigkeit auch ganz für mich behalten möchte. «
    Stephen ließ sich auf eine Steinbank fallen und starrte sie an. Judith hatte es nicht verdient, von seinem Bruder so behandelt zu werden. Aber er wußte, daß er in seinem Zorn jetzt nicht vor Gavin hintreten konnte. Er würde sich nicht beherrschen können.
    »Herrin! « rief eine Frauenstimme.
    »Joan? Was ist? « antwortete Judith.
    »Ihr müßt hereinkommen. Man beginnt mit dem Essen! « Joan kam zögernd näher.
    »Ich komme nicht. Sag ihnen, daß ich mich nicht wohl fühle. Sag ihnen, was du willst. «
    »Ihr wollt ihn dieser Hure überlassen? « rief Joan. »Ihr müßt Euch an den Tisch setzen.

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