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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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aufgeschrieben, der auf der Reise ausgegeben wurde.
    Es war für Gavin eine unangenehme Arbeit, aber sein Verwalter war krank geworden. Und er konnte dem Gefolgsmann, der die Aufgabe übernommen hatte, nicht recht trauen.
    Gavin nahm einen Schluck von seinem Apfelmost und sah zu Judith hinüber. Sie saß in der Zeltöffnung und strickte. Gavin wußte, daß sie diesen mühsamen Versuch, mit Stricknadeln umzugehen, hauptsächlich ihm zuliebe unternahm.
    Er verbiß sich ein Lachen, als er beobachtete, wie sich ihr Gesicht rötete, wie ihre Miene immer angespannter wurde. Schließlich beschloß er, sie zu erlösen.
    »Vielleicht kannst du mir bei dieser Sache hier helfen«, sagte er. »Allerdings nur, wenn du das Stricken kurz unterbrechen kannst. « Sein Gesicht blieb ernst, als er sah, wie sie das Garn und die Nadeln sofort fallen ließ.
    »Wir haben zuviel Geld verbraucht. Ich verstehe das nicht«, meinte Gavin und zeigte auf das Buch.
    Judith fuhr mit dem Finger über die Zahlenreihen. Diese Tätigkeit war ihr vertrauter und mehr nach ihrem Geschmack. Plötzlich hielt sie inne.
    »Fünf Taler für Brot. Wer hat soviel Geld dafür verlangt? «
    Gavin zuckte die Achseln.
    »Ich werde mir den Bäcker vornehmen! « erklärte Judith und wollte aus dem Zelt eilen.
    »Und dein Strickzeug? « rief Gavin ihr nach.
    Judith fuhr ärgerlich herum. Als sie jedoch sah, daß er sie nur aufzog, erwiderte sie sein Lächeln. Sie hob das Garn und die Nadeln auf und warf es ihm zu. »Mach du weiter! «
    Eine Weile stand Gavin da und starrte auf die Wolle in seiner Hand. Das Zelt war richtig öde und leer, wenn Judith fort war. Er ging zum Zeltausgang. Zufrieden sah er zu, wie Judith energisch Anordnungen gab. Sie tat es freundlich, und niemand wagte zu widersprechen. Ich gebe ihr eine Stunde, dachte Gavin. Dann will ich sie wieder bei mir haben. Dann will ich ihren Körper wieder ganz dicht an meinem spüren.
    Ihr habt Euch in ihn verliebt«, stellte Joan fest, als sie ihrer Herrin am nächsten Morgen das Haar kämmte.
    Im Zelt herrschte sanftes Dämmerlicht. Doch Judith wirkte in ihrem Kleid aus hellgrüner Wolle wie ein Juwel. In ihren Augen war ein Leuchten, das sie noch schöner machte.
    »Ist es so falsch, wenn eine Frau ihren Gemahl liebt? « fragte Judith trotzig.
    »Nicht, wenn die Liebe erwidert wird. Seid vorsichtig und bindet Euch nicht zu sehr an ihn. Sonst brecht Ihr zusammen, wenn Ihr erkennen müßt, daß er unehrlich zu Euch ist. «
    »Wir sind fast immer zusammen. Wenn er mich nicht mag, würde er das doch wohl nicht tun, oder? « Judith warf ihrer Zofe einen ärgerlichen Blick zu.
    »Stimmt. Aber bei Hofe wird das anders sein. Dort seid Ihr mit ihm nicht allein. Und dort sind die schönsten Frauen Englands. «
    »Rede nicht soviel! Kümmere dich um mein Haar! « befahl Judith.
    Joan kicherte. »Gewiß, Herrin. «
    Während sie weiterritten, mußte Judith immerzu an Joans Worte denken. War es Liebe, was sie für Gavin empfand? Würde sie es ertragen, ihn in den Armen einer anderen zu sehen? Allein schon bei dem Gedanken meinte Judith innerlich vor Kälte zu erstarren.
    »Geht es dir gut? « fragte Gavin, der neben ihr ritt. »Du bist plötzlich so blaß. «
    »Ich… ich dachte gerade an König Henry. Gibt es viele… viele schöne Frauen bei Hofe? «
    Gavin sah zu Stephen hinüber, der zu Judiths Rechten ritt. »Was meinst du, Bruder? «
    »Judith, du wirst kein Aschenputtel sein«, meinte er knapp. Dann wendete er und trieb sein Pferd zu seinen Leuten zurück.
    »Ich wollte ihn nicht ärgerlich machen«, sagte Judith betroffen.
    »Das hast du auch nicht. Stephen macht sich nur Gedanken wegen seiner bevorstehenden Hochzeit. Nimm es ihm nicht übel. Das Mädchen soll alle Engländer furchtbar hassen und wird ihm das Leben zur Hölle machen. «
    Judith nickte ernst und richtete den Blick wieder auf die Straße. Als sie zur Mittagszeit eine Rast machten, konnte sie sich für eine Weile von den anderen zurückziehen. Sie fand einen Strauch mit Himbeeren und beugte sich nieder, um die süßen Früchte zu pflücken.
    »Du solltest dich nicht von uns entfernen«, sagte Stephen, der plötzlich neben ihr auftauchte.
    Sie war vor Schreck heftig zusammengezuckt. »Stephen! « keuchte sie.
    »Wenn ich ein Feind wäre, hätte ich dich leicht überwältigen können. «
    Judith starrte ihn an. »Du bist immer so düster und ernst. Oder machst du dir nur Sorgen wegen dieser Schottin? «
    Ärgerlich stieß er die Luft aus. Judith

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