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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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reagiertest Du in Anwesenheit von anderen Menschen, Erwachsenen sowohl wie Kindern?
     
    Ich war scheu und schüchtern, ich hatte keinen «Mumm». Gegenüber anderen Kindern war es genauso, ich ließ mich von jedem verprügeln und fand natürlich auch keinen Kontakt, weil ich ein Hanswurst, ein «feiger Hund» war. Bei Erwachsenen war es, soweit ich mich erinnern kann, ganz anders, mit denen konnte ich, traurig ist es, als 6jähriger schon «umgehen», weil meine Mutter einen kleinen Benimm-Knigge in mich eingetrichtert hatte. Aber lieber wäre es mir natürlich gewesen, wenn ich einen oder mehrere Schulfreunde gehabt hätte.
     
    13.   Kannst Du Dich besonderer Ängste als Kind entsinnen? Bitte beschreiben; in welchem Alter? Weißt Du noch bestimmte Erfahrungen, die sie verursachten? Oder haben sie sich, soviel Du weißt, unabhängig von äußeren Zuständen entwickelt?
     
    Angstzustände bekam ich, wenn ich allein im Hause war. Das kam aber nur 3 oder 4 mal vor. Einmal, als Fünfjähriger, habe ich die ganze Nachbarschaft zusammengeschrien. Dann, als Sechs(?)jähriger habe ich vor Angst einen Wutanfall bekommenund den elektrischen Sicherungskasten mit dem Hammer bearbeitet. Dann, als Siebenjähriger, habe ich mal meine Angst überwunden und (meine Eltern waren im Kino) einfach das Kino angerufen und gefragt, wann das Kino aus ist. «Gleich», wurde mir gesagt, und seitdem hatte ich keine Angst in solchen Fällen mehr.
     
    14.   Hattest Du als Kind jemals Angstträume oder gar Alpträume?
     
    Ja. Einmal träumte ich oft hintereinander von einer Straßenbahnfahrt, ich war allein in der Bahn, und ein riesiger Affe kommt und holt mich raus, ich schrie natürlich laut und wachte auf.
    Oft hatte ich auch Alpträume, in denen, Gott verzeih mir, meine Mutter eine Rolle spielte, aber keine gute, sondern eine sehr negative. Ich kann und will Ihnen darüber, zumal der Brief zensiert wird, nicht mehr sagen, und schließlich was konnte ich für meine Träume? Wie habe ich reagiert? Ja, das weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich war ich froh, wenn es vorbei war. Getröstet kann mich ja wohl kaum jemand haben. Hätte ich zu meiner Mutter gehen sollen und fragen sollen: «Tröste mich, Mutti, ich habe gerade geträumt, Du hast mich verkauft»?
     
    15.   Littest Du als Kind jemals an Schlaflosigkeit?
     
    Nein.
     
    16.   Gab es Sachen, die Du als Kind besonders gern oder ungern tatest? Gab es Gegenstände, Stoffe usw., die Du besonders gern oder ungern anfaßtest oder hieltest?
     
    Als Kind bekam ich einen «Laden», mit dem ich gern spielte, auch «Arzt» spielte ich oft, mit den Stofftieren, die ich bis zum Alter von 15   Jahren hatte und auch immer noch mal damit spielte. Gerne ging ich mit meiner Oma. Mit den Eltern immer nur in’s Café, Kuchen essen und so, natürlich weniger gern, ich wollte kein kleiner feiner Mann sein.
    Die Haut von Pfirsichen kann ich auch heute noch schlecht anfassen.
     
    17.   Gab es Erzählungen oder Märchen, die man Dir in der Kindheit vorlas oder erzählte, die Du besonders gern hattest? Gab es welche, die Dir Angst machten? Gab es Bilder, die Dich besonders faszinierten? Einzelheiten, bitte; in welchem Alter?
     
    Märchen mußte ich selber lesen, Grimm’s, Andersen; Zwerg-Nase machte mir, weil er so unheimlich war, Angst, Schwefelhölzchen (Stern-Taler) las ich gerne, auch Nils Holgersson’s Reise mit den Wild-Gänsen, auch die Bilder davon, bei Sterntaler hielt das Mädchen das Kleidchen auf, um die sternförmigen Taler einzufangen, Nils Holgersson ritt richtig auf einer Gans; und das Haus aus Hänsel und Gretel bestand aus Lebkuchen, und der «gestiefelte Kater» verwandelte den bösen Zauberer in eine kleine Maus   … Märchen habe ich nur bis etwa 8   –   9   Jahre gelesen.
     
    18.   Was bezeichnest Du als die Haupterinnerung aus Deiner Kindheit? (Alter?)
     
    Die Hauptsache wird für mich immer meine verschuldete oder unverschuldete Kontaktlosigkeit gegenüber anderen Kindern sein und deren (der Kontaktarmut) Folgen.
     
    19.   Hattest Du jemals als Kind Sprachschwierigkeiten, Stottern usw.?
     
    Sprachschwierigkeiten in diesem Sinne nicht, Hemmungen sind ja keine Sprachfehler.
     
    20.   Hast Du mal als Kind Krankheiten markiert, um Aufmerksamkeit zu bekommen?
     
    Nein.
     
    21.   Kannst Du dich entsinnen, als Kind eifersüchtig gewesen zu sein?
     
    Eifersüchtig war ich auf die Spielkameraden der Jungen, die mir sehr gefielen und die ich nett fand und die ich

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