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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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nicht.
     
    19.   Wie breit sind Deine Interessen? Wie eng? Warum hältst Du sie für so oder so?
     
    Selber kann man das nicht beurteilen, ob die Interessen «breit» oder «schmal» sind. Meine Hauptinteressen sind: Politik, Geschichte, neuere vor allem, Unterhaltungs- (Schlager-) aber auch klassische Musik (Mozart, Volksmusik, Balladen von Loewe [DIE UHR], Willy Schneider und v. a.); vor allem aber meine geliebte Zauberkunst, die steht in dieser Beziehung an erster Stelle, auch jetzt noch.
    Wenn ich erst einmal ein Interesse habe, etwa wie oben angeführt, dann bleibt es auch konstant. Mit der (Unterhaltungs-) Magischen Kunst beschäftige ich mich seit 1962   –   63, damals fing ich an, ich war schon immer ganz toll dahinterher, «wie die das bloß machen». Später war ich ja sogar organisiert im «Magischen Zirkel von Deutschland», M.   Z. v. D., e.   V., eine Vereinigung,welcher die ganzen Zauberkünstler von Deutschland angehören, Amateure und Berufler. Als ich verhaftet wurde, haben sie mich natürlich sofort am nächsten Tag rausgeworfen, aber die Fachzeitschrift beziehe ich heute noch, und werde sie auch wohl immer kaufen.
    Gezaubert habe ich allerdings (wohl wegen meiner Hemmungen) weniger im kleinen Kreis, als öfter auf Bühnen. Das ging seltsamerweise viel leichter, da hatte ich durchweg sehr gute Erfolge, ob im Franz-Sales-Haus, im Essener Saalbau, Karnevalvereine (Bühne), im CVJ M-Haus , im Jugend-Zentrum, oder im Altersheim, egal wo. Wahrscheinlich kam das daher, daß für mich der nicht ganz direkte Kontakt mit den Zuschauern das Beste war. Direkt vor der Nase – da hätte ich wahrscheinlich doch wie auch sonst wieder Angst gekriegt.
    Wie gesagt, diese Kunst (es ist eine, entgegen anderslautenden Gerüchten) ist meine liebste Freizeit-Beschäftigung und wird es auch wohl bleiben.
     
    20.   Was hältst Du von Deinem Urteilsvermögen? Warum?
     
    Mein Urteilsvermögen halte ich für normal, d.   h. gesund. Weil ich nie impulsiv oder spontan über jemanden oder etwas urteile, sondern erst immer eine Zeit darüber nachdenke. Ich verstehe nicht, wie man urteilen kann, über eine Person oder Sache, ohne alle vorhandenen Fakten abzuwägen.
    Eine vollendete, unfehlbare Urteilskraft, Urteilsvermögen, so meine ich, gibt es gar nicht, weil wir alle nur Menschen sind. Darum gibt es auch kein Gesetz, welches 100   % für jeden Fall «gerecht» wäre. Doch trotzdem brauchen wir die Gesetze, wenn sie auch nur aus einem einzigen, aber unbedingt zwingenden Grunde sein müssen. Denn darin stimme ich mit Gerhard Mauz völlig überein, wenn er schreibt: «In Wirklichkeit gibt es gar keinen Willen, der völlig frei wäre, es gibt in Wahrheit auch keine völlige Zurechnungsfähigkeit, und doch müssen wir alles das annehmen – um einer leidlichen Ordnung willen   …»
    Die «Tu nicht, wie ich tue, sondern wie ich sage»-Menschen sind mir nicht ganz geheuer, ich weiß nicht recht, was ich von ihnen denken soll. Solch ein Mensch bin ich nicht, ich mag solches Verhalten absolut nicht.
     
    21.   Arbeitest Du besser mit jemandem zusammen oder alleine? Wenn irgendeine Art von Konkurrenz dabei ist, hilft es Dir oder hindert es Dich?
     
    Arbeiten tue ich viel lieber, am liebsten überhaupt, alleine, wo es auch ist. Wenn eine Art Konkurrenz dabei ist, so stört mich das? Mag sein, aber nicht so sehr, wie man vielleicht denken könnte. Was ich auch arbeite, ob im Metzgerberuf oder in Werden im Arrest Pipettengläser zusammensetzen oder Einzelteile von Gasanzündern mit einer großen Elektro-Hammermaschine vernieten, ob in Wuppertal Bänder zwischen Etiketten kleben, ob hier in Duisburg Hosenträger-Clips zusammensetzen, nie habe ich so gut, so rasch arbeiten können (auch wenn ich mich anstrengte), wie die anderen, die sich dabei gar nicht anzustrengen brauchten.
    In Wuppertal habe ich auch mit Gewalt noch nicht einmal das Mindestmaß geschafft, das man machen muß, wenn man wenigstens das Geld bekommen will. So was ist schon verdammt deprimierend. Aber auch in der Lehre hat es stets eine kleine Ewigkeit gedauert, bis ich was Neues gelernt hatte.
     
    22.   Wie geschickt bist Du, wenn Du anderen Hinweise geben mußt? Wieviel Erfahrung hast Du damit?
     
    Hier im Gefängnis, seit über drei Jahren also, habe ich noch niemandem bei der Arbeit helfen können. Hinweise oder so gibt es bei diesen Arbeiten ja auch praktisch nicht, weil es eine Art Fließband-Arbeit ist. Also stets derselbe Handgriff. Bleibt nur

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