Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
eingeladen, sondern sich einfach kollegial verhalten. Er hatte bloß seine eigenen Wünsche auf sie projiziert.
Außerdem hatte er total überreagiert. Er hatte sie grob zurückgestoßen, weil sie irgendetwas an sich hatte, wonach er sich sehnte. Aber er war eben nicht in der Lage, sich auf eine Beziehung einzulassen.
Er beschloss, sich morgen bei ihr zu entschuldigen.
Joel speicherte seine Datei und schaltete den Computer aus. Dann fuhr er zu Hannah, um seine Tochter abzuholen. Beth schlief im Wagen ein, wie immer, wenn er Spätdienst hatte. Er trug sie ins Bett, deckte sie zu und schaute sie einen Moment lang an. Im Schlaf sah sie Vanessa manchmal so ähnlich, dass es schmerzte.
Niemals würde er seine Tochter so im Stich lassen, wie er seine Frau im Stich gelassen hatte. Sie würde in seinem Leben immer an erster Stelle kommen.
Am nächsten Morgen setzte er Beth bei Hannah ab und machte dann auf dem Weg zur Notaufnahme einen Abstecher in den Krankenhausshop. Blumen? Nein, zu auffällig. Joel wollte sich auf kollegiale Art bei Lisa entschuldigen.
Alle Ärzte, die er kannte, mochten Schokolade. Also besorgte er eine schöne Schachtel Pralinen und klebte eine Haftnotiz mit einer Nachricht darauf: ‚Sorry. Hatte gestern einen schlechten Tag. Hätte es nicht an Ihnen auslassen sollen. Gruß, Joel.‘
Ja, das war gut. Es klang wie die Nachricht eines Kollegen, nicht die eines Lovers.
Lover. Nein, den Gedanken musste er so schnell wie möglich aus seinem Kopf verbannen. Er würde niemals Lisas Lover sein. Egal, wie sehr er sich körperlich danach sehnte.
Eilig ging Joel zum Umkleideraum. Lisas Schrank war natürlich abgeschlossen. Na toll. Dann hatte sie heute offensichtlich Spätdienst. Seufzend kehrte er in sein Zimmer zurück, tat die Pralinenschachtel in eine Schublade und machte sich dann auf den Weg zur Übergabe.
3. KAPITEL
Lisa hatte keine große Lust, Joel zu begegnen. Ihr war die Sache von gestern schrecklich peinlich. Er hatte tatsächlich geglaubt, dass sie ihn um ein Date bitten wollte. Dass sie an ihm interessiert war.
Das Schlimmste daran war: Er hatte recht. Dennoch würde sie nichts unternehmen. Denn sie hatte das Gefühl, wenn sie es zuließ, könnte Joel Mortimer ihr viel zu wichtig werden. Doch sie wollte auf keinen Fall denselben Fehler machen wie ihre Mutter. Sie würde nie jemanden so sehr lieben, dass ohne ihn die Welt aufhörte, sich zu drehen.
Lisa hatte sich gerade umgezogen und ihren Schrank abgeschlossen, da kam Joel in den Umkleideraum, die Hände hinter dem Rücken.
„Hallo“, meinte er.
„Hallo“, erwiderte sie kühl.
„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Lisa. Ich war gestern furchtbar unhöflich zu Ihnen. Sie wollten nett und kollegial sein, und ich …“ Er machte ein verlegenes Gesicht. „Na ja, ich sollte meine eigenen Probleme nicht an meinem Team auslassen.“ Joel räusperte sich. „Ähm, damit möchte ich Sie um Verzeihung bitten.“ Er reichte ihr eine braune Papiertüte.
Lisa schaute hinein und lächelte. „Das wäre doch nicht nötig gewesen. Aber trotzdem danke. Entschuldigung angenommen. Wenn Sie mir jedes Mal Pralinen schenken, sobald Sie einen schlechten Tag haben, schicke ich am besten jeden älteren männlichen Patienten gleich zu Ihnen.“
Er lachte. „Versuchen Sie’s ruhig. Dann sorge ich dafür, dass Sie die richtig blutigen Fälle kriegen.“
„Blut macht mir nichts aus.“ Da hatte sie bei der Luftrettung schon genug Erfahrungen gesammelt. Lächelnd setzte sie hinzu: „Sie könnten mir jedoch ein paar Ihrer schlechten Witze beibringen. Für das nächste Mal, wenn ich einen Neunjährigen ablenken muss.“
„Abgemacht.“
Oh Mann, er war einfach umwerfend, wenn er lächelte. Diese leicht gekräuselten Mundwinkel, die kleinen Fältchen um seine Augen, die plötzlich beinahe golden aussahen. Am liebsten hätte Lisa sein Gesicht gestreichelt, mit dem Daumen seine Unterlippe berührt.
Wie wäre es, die Finger durch diese schwarz glänzenden Locken gleiten zu lassen und Joels Kopf zu sich herunterzuziehen? Ob sein Gesicht wohl glatt war, oder würde sie raue Bartstoppeln an ihren Fingerspitzen spüren? Wie würde es sich anfühlen, wenn er sie küsste, seinen Mund auf ihre Lippen presste?
Es wäre so leicht, das herauszufinden. Sie müsste ihm nur die Arme um den Hals legen und Joel zu sich herabziehen.
Nein, er hatte deutlich gemacht, dass sie nur Kollegen waren. Lisa musste sich dringend zusammenreißen. „Ich denke, ich gehe
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