Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
besorgt. „Und wenn die Mutter keine Kindsbewegungen mehr spürt, ist das auch ein schlechtes Zeichen.“
Joel atmete tief durch, ging mit Jack zu Mrs. Patterson und stellte ihn vor. Gleichzeitig wurde auch der Scanner gebracht.
„Mein Baby darf nicht sterben, bitte!“, flehte die Patientin wieder.
„Wir tun unser Möglichstes“, erwiderte Jack. „Könnten Sie Ihr Top ein bisschen hochziehen, damit ich das Gel auf Ihren Bauch tun kann? Und dann gucken wir mal, was los ist.“
„Mrs. Patterson, ich muss jetzt zu einem anderen Patienten. Aber Sie sind in guten Händen. Jack ist der beste Geburtsmediziner, den ich kenne.“ Joel lächelte. „Er hat auch meine Tochter entbunden.“
Ein Blick auf den Monitor zeigte ihm jedoch, dass selbst ein so guter Geburtsmediziner wie Jack in diesem Fall nicht mehr viel tun konnte.
Verdammt. Joel wusste, wie schlimm es war, im sechsten Monat ein Baby zu verlieren. Auch Beths kleiner Bruder hatte Vanessas Unfall nicht überlebt. Mit vierundzwanzig Wochen war er einfach zu klein gewesen.
Manchmal war das Leben wirklich grausam. Auf dem Gang stieß er fast mit Lisa zusammen.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte sie.
„Klar“, gab er knapp zurück.
„Den Eindruck machen Sie aber nicht. Schlimmer Fall?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, setzte sie hinzu: „Warum machen Sie nicht einfach fünf Minuten Pause und trinken einen Kaffee oder so?“
Doch Joel musste sich beschäftigen. Wenn er sich jetzt Zeit nahm, würden viel zu viele Erinnerungen hochkommen. Dann würde ihn der Schmerz wieder einholen und in die dunklen Tage von damals hineinziehen. Das konnte er sich nicht leisten. Er biss die Zähne zusammen. „Vielen Dank, Dr. Richardson, aber Anweisungen nehme ich nur von meinem Chefarzt entgegen. Nicht von meiner Stationsärztin.“
Sie war sichtlich verletzt. „Ich habe Ihnen doch keine Anweisungen gegeben. Das war nur ein Vorschlag, weil Sie ein bisschen mitgenommen aussehen.“
„Mir geht’s gut, danke. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss mich um meine Patienten kümmern.“ Joel schob sie zur Seite und marschierte davon. Er wusste, dass er sich unmöglich verhielt, er konnte jedoch nicht anders. Im Augenblick waren seine Nerven aufs Äußerste angespannt.
Am Spätnachmittag verbreitete sich die Nachricht in der Notaufnahme, dass Mrs. Patterson ihr Baby verloren hatte. Mrs. Patterson war Joels Patientin gewesen. Sobald Lisa davon erfuhr, erriet sie auch, weshalb er sie so angefahren hatte. Obwohl sie keine Einzelheiten über den Tod seiner Frau wusste, konnte sie sich vorstellen, dass ihm der Fall nahegegangen war.
Nach ihrer Schicht ging sie aus einem Impuls heraus zu Joels Zimmer und klopfte.
„Ja?“
Obwohl sein Tonfall noch immer recht abweisend wirkte, ignorierte Lisa dies, kam herein und schloss die Tür hinter sich.
Ohne zu lächeln, sah Joel sie an. „Was kann ich für Sie tun, Dr. Richardson?“
Bis heute Nachmittag hatte er sie immer beim Vornamen genannt. Aber von seiner bewussten Distanz wollte sie sich nicht abschrecken lassen.
„Ich dachte, Sie hätten vielleicht Lust auf einen Kaffee oder irgendwas anderes, Joel.“ Sie benutzte absichtlich seinen Vornamen.
„Nein danke. Ich arbeite an meinem Papierkram.“ Sein Blick gab ihr deutlich zu verstehen, dass sie ihn dabei störte.
„Na gut, dann könnten wir ja was trinken gehen, wenn Sie damit fertig sind“, schlug sie vor. Und vielleicht würde er mit ihr reden. Ihr hatte Reden in der Vergangenheit jedenfalls immer geholfen.
Joel zog die Brauen zusammen. „Was trinken gehen? Lisa, ich bin nicht auf dem Markt für eine Beziehung.“
Spöttisch entgegnete sie: „Ich habe Sie auch nicht gefragt, ob wir eine Beziehung haben könnten. Ich habe Sie nur als Kollegin gefragt, weil man Ihnen anmerkt, dass Sie einen schweren Tag hatten. Manchmal hilft es, mit jemandem zu sprechen, der einen versteht. Und ich meinte, einen Kaffee trinken oder so. Weiter nichts.“
„Oh.“ Ihm schoss die Farbe in die Wangen. „Tut mir leid, ich muss weg.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Und zwar gleich.“
Natürlich. Sein kleines Mädchen. Daran hätte Lisa denken sollen. „Sorry, ich wollte Sie nicht aufhalten. Einen schönen Abend noch.“
Sie war bereits fort, ehe Joel irgendetwas sagen konnte. Stöhnend legte er den Kopf in die Hände. Er war ein absoluter Idiot gewesen, sie so anzufahren und voreilige Schlüsse zu ziehen. Selbstverständlich hatte sie ihn nicht zu einem Date
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