Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
Szenen aus der Notaufnahme mitbekommen.
Beth nickte.
„Ally, wenn Joel rauskommt, können Sie ihm dann bitte sagen, wo wir sind?“
„Sicher“, erwiderte Ally.
„Okay, Beth. Dann wollen wir uns mal eine Geschichte aussuchen.“ Lisa ließ die Kleine ein paar Bücher aus der Kiste im Warteraum auswählen, holte ihre Handtasche aus dem Schrank und führte Beth dann in Joels Zimmer.
Dort las Lisa ihr eine Geschichte vor und forderte sie auf, ein paar leichte Wörter selbst zu lesen. Außerdem betrachteten sie zusammen die dazugehörigen Bilder. Als sie sich dem Ende des Buches näherten, verlor Beth allmählich ihre Scheu und sagte schließlich: „Deine Haare sind ziemlich spitz.“
Lisa lachte. „Ja, kurze Haare sind bei der Arbeit praktischer. Als ich so alt war wie du, hatte ich auch lange Haare.“
„Hattest du auch einen Pferdeschwanz?“
Lisa nickte. „Aber manchmal hat meine Mum mir die Haare vorm Schlafengehen geflochten, sodass sie am nächsten Tag wellig waren.“
„Emmas Mum macht das auch“, erklärte Beth. Doch dann verdüsterte sich ihre Miene. „Daddy kann keine Zöpfe. Hannah hat keine Zeit, und Grandma macht mir nie die Haare.“
„Soll ich dir deine Haare flechten?“, fragte Lisa.
Beths Augen wurden groß. „Oh ja, bitte! Kannst du auch Prinzessinnenzöpfe?“
„Was sind denn Prinzessinnenzöpfe?“
„Die so aussehen wie eine Krone.“ Beth zeigte einen Kreis mit ihren Zeigefingern und Daumen.
„Ach, du meinst die, bei denen man nur vorne Zöpfe macht und die Haare dann hinten mit einer Spange zusammenfasst?“ Als Beth eifrig nickte, lächelte Lisa. „Na klar kann ich die.“
Vorsichtig zog sie das Gummiband von Beths Pferdeschwanz ab, kämmte ihr die Haare aus, flocht die Zöpfe und band sie mit dem Haargummi zusammen. Dann nahm sie einen Handspiegel aus ihrer Tasche und zeigte es Beth. „Ist das so richtig?“
„Oh ja! Ich sehe aus wie eine Prinzessin! Danke!“ Die Kleine umarmte Lisa. „Ich mag dich. Du bist nett. Wusstest du, dass das mein Lieblingshaarband ist? Da ist nämlich ein Schmetterling drauf.“
„Es ist sehr hübsch“, bestätigte Lisa.
„Kennst du ein Lied über Schmetterlinge?“, fragte Beth interessiert.
„Nein, aber ich kenne ein schönes über Frösche.“ Das hatte Lisa von ihrem Patenkind in London gelernt.
Zehn Minuten später stand Joel vor seiner Bürotür und hörte seine Tochter singen. Sie klang fröhlich, und seine Bedenken schwanden.
Nicht dass er Grund zur Sorge gehabt hätte. Lisa kam gut mit Kindern zurecht. Und Hannah konnte nichts für die Krankheit ihrer Mutter. Das Problem bei einer manisch-depressiven Erkrankung war, dass es sich um einen chronischen Zustand handelte. Immer wieder traten dabei kurze Krisen auf. Dann musste Hannah kommen, bis ihre Mutter sich wieder stabilisiert hatte.
„Hallo, Kätzchen.“ Joel lehnte sich an den Türrahmen. „Danke, dass Sie sich um sie gekümmert haben, Lisa.“
„Kein Problem“, antwortete sie ruhig.
„Lisa hat mir Lieder beigebracht“, berichtete Beth. „Und schau mal, sie hat mir eine Prinzessinnen-Taschenlampe geschenkt.“ Eine rosafarbene Taschenlampe, die sie voller Freude durch die Luft schwenkte. „Ich kann sogar noch Glitzer draufmachen. Lisa wollte das erst auch, aber dann dachte sie, wenn der Glitzer abfällt, könnte er die Leute krank machen. Deswegen hat sie’s lieber nicht getan.“
Joel sah Lisa an. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“
„Es war ein Werbegeschenk, und ich hab noch mehr davon“, gab sie zurück.
„Trotzdem. Beth, hast du dich auch bedankt?“
„Natürlich!“, erklärte sie entrüstet. „Ich bin doch höflich. Stimmt’s, Lisa?“
Lisa lachte. „Ja, das stimmt.“
Oh Mann, sie war so wunderschön, wenn sie lachte. Diese perfekten weißen Zähne. Und diese weichen ungeschminkten Lippen, die Joel am liebsten geküsst hätte.
Nein.
Entschlossen riss er sich zusammen und hörte entsetzt, wie Beth sagte: „Komm doch zum Abendessen mit zu uns. Wir essen Spaghetti, weil Freitag ist. Daddy kocht am Freitag immer Spaghetti. Das ist mein Lieblingsessen. Und es gibt Knoblauchbrot dazu.“
„Lisa hat viel zu tun“, warf Joel rasch ein. „Sie hat sicher keine Zeit.“
Ihre Miene war verschlossen. „Ja genau, ich muss jetzt nach Hause, Beth.“
„Wir sehen uns doch mal wieder, oder?“
„Na klar.“ Lisa tippte Beth auf die Nasenspitze. „Und beim nächsten Mal kannst du mir ein Lied beibringen.“
„Danke, dass
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