Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
Lisa.
„Warum?“
„Um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten“, sagte sie.
„Genau“, bestätigte er. „Also, wenn Sie anfangen, einen Patienten zu intubieren, ist es eine gute Faustregel, einmal tief einzuatmen. Wenn der Patient nicht erfolgreich intubiert ist, sobald man den nächsten Atemzug macht, muss man den Schlauch und das Laryngoskop entfernen und den Patienten ein paar Minuten mit Sauerstoff beatmen, bevor man es noch mal versucht.“
Lächelnd wandte er sich an den Assistenzarzt. „Ben, wodurch kann eine Intubation schwierig werden?“
„Durch eingeschränkte Beweglichkeit des Halses oder eine mögliche Wirbelsäulenverletzung.“
„Sonst noch was?“ Joel sah Lisa an.
Ihr Mund. Nur zu gut konnte er sich daran erinnern, wie er sich an seinem angefühlt hatte. So süß und heiß. Wie sie ihre Lippen über seine Brust hatte gleiten lassen, sodass er kaum hatte atmen können.
Konzentration. Er musste sich konzentrieren.
„Trauma. Das heißt, dass der Mund sich schwer öffnet. Zum Beispiel eine Kehldeckelentzündung oder Probleme mit dem Kehlkopf“, erwiderte Lisa.
„Gut.“ Joel ging noch einige weitere Fälle durch und fragte dann nach Lösungsmöglichkeiten.
Auch hier war er mit den Antworten zufrieden. Schließlich blickte er auf die Uhr. „So, das war die Theorie. In etwa zwei Minuten kommt die praktische Anwendung. Ben, ich möchte, dass Sie den Druck auf den Ringknorpel übernehmen und Lisa die Intubation.“
Joel konnte es nicht vermeiden, Lisa anzusehen. Ihre Miene war völlig neutral, genau wie seine. Beide verhielten sich absolut professionell. Doch Lisas Augen wirkten noch immer grau. Er hatte ihr wehgetan, und das konnte er nicht wiedergutmachen.
In diesem Moment traf der Patient ein. Rasch ließ Joel sich von den Sanitätern einen Bericht geben, ehe er Ben und Lisa zunickte. „Jetzt sind Sie dran.“
Blitzschnell traten sie in Aktion. Alles verlief reibungslos, bis Lisa Joel bat, den Endotrachealschlauch zu überprüfen. Dabei berührten sich ihre Hände. Und obwohl sie beide Handschuhe trugen, schien sein Körper sofort in Flammen zu stehen.
Verdammt. Wann würde er endlich aufhören, so stark auf sie zu reagieren?
Immer schön professionell bleiben, ermahnte er sich. Das hier war Fachunterricht. Auf gar keinen Fall durfte das berufliche Verhältnis unter dem privaten Fiasko zwischen ihnen leiden.
„Ja, das ist in Ordnung“, meinte Joel sachlich.
Lisa prüfte den Lufteintritt an beiden Seiten, danach die Manschette und den Beatmungsdruck. Dann sagte sie zu Ben: „Druck lösen.“
„Wie aus dem Lehrbuch. Ausgezeichnet, alle beide“, lobte Joel.
Wenn das Leben doch auch nur so unkompliziert wäre wie die Teamarbeit in der Notaufnahme.
Am darauf folgenden Dienstag hatte Lisa einen Einsatz bei der Luftrettung. Obwohl die Schicht offiziell erst um acht Uhr anfing, musste vorher noch einiges an Vorbereitungen getroffen werden. Lisa war das nur recht. Je mehr sie zu tun hatte, desto weniger Zeit blieb ihr zum Grübeln. Sie kam um halb acht in die Zentrale, doch die anderen waren schon da.
„Was ist das denn, du Faulpelz?“ Marty tippte anzüglich auf seine Uhr. Mit der Hubschrauber-Crew duzte Lisa sich mittlerweile.
„Zu wenig Koffein“, gab sie scherzhaft zurück.
„Da. Genau das, was der Doktor verordnet hat.“ Dave gab ihr einen Becher.
Lisa trank einen Schluck. Der Kaffee war perfekt und so, wie sie ihn mochte: heiß, stark und mit einem Stück Zucker. Dass Dave sich daran erinnerte, zeigte ihr, dass sie als Team-Mitglied voll akzeptiert war. Darüber freute sie sich.
„Danke, du bist ein Schatz“, meinte sie. „Soll ich die Notfallsets kontrollieren?“
„Ja. Wir prüfen die technischen Geräte, und Skip checkt gerade die Instrumente und macht die Fenster.“
Es gehörte zu den üblichen Vorbereitungen, dass die Fenster des Helikopters gesäubert sowie Motor und Instrumente überprüft wurden.
Sobald sie die gesamte Ausrüstung kontrolliert hatten, wurde alles in den Hubschrauber geladen. Wenig später meldeten sie der Notrufzentrale, dass sie einsatzbereit waren.
Der erste Notruf kam im Laufe des Vormittags.
„Verkehrsunfall mit einem Opfer. Der Fahrer wurde aus dem Fahrzeug geschleudert“, teilte Skip der Crew mit. „Na, dann mal los.“
Zwei Minuten später saßen sie angeschnallt in ihren Sitzen, der Motor heulte auf, die Rotoren drehten sich, und dann waren sie in der Luft. Dave saß neben Skip und gab die
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