Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
umzuziehen oder sich zu rasieren. Er hatte Annie versprochen, über sie zu wachen, und genau das hatte er getan.
„Ihr Zustand ist unverändert. Ich wollte gerade zu dir kommen und es dir sagen“, erklärte er. „Die Schwestern sollten mich verständigen, sobald du wach bist.“
„Ich habe mich heimlich aus dem Zimmer geschlichen, sie hätten mich doch nicht zu ihr gelassen.“ Sie beugte sich über den Brutkasten. Ihre Tochter wurde immer noch beatmet, aber sie lebte. Das allein zählte.
Rafael stellte sich neben sie. „Weißt du schon, wie sie heißen soll? Wir sollten ihr einen Namen geben.“
Ihr Hals war auf einmal wie zugeschnürt. Warum sagte er das? Meinte er, sie sollten sie taufen lassen, nur für den Fall, dass sie … Annie schluckte und holte tief Luft. „Ich möchte sie Angela nennen, nach meiner Mutter.“
Rafael legte die Arme um sie und zog sie dicht an sich. Im ersten Moment sträubte sie sich, aber dann, als er ihren Namen flüsterte, war es um ihre Fassung geschehen. Aufregung und Furcht der letzten Stunden brachen sich Bahn, und sie fing hemmungslos an zu weinen.
„Angela. Kleine Angelica … ein schöner Name“, murmelte er an ihrem Haar.
Annie nahm kaum wahr, wie er sie vom Inkubator wegführte und ins Schwesternzimmer brachte. Als sie die schluchzende Annie sahen, standen die Schwestern schweigend auf, um sie allein zu lassen. Rafael setzte sich in einen der Sessel und zog Annie auf seinen Schoß.
Sie schlang ihm die Arme um den Hals und weinte, das Gesicht an seiner Brust geborgen, bis keine Tränen mehr kamen. Wieder durchströmte sie dieses Gefühl, dass ihr nichts Böses passieren konnte, solange dieser Mann sie in seinen Armen hielt.
Rafael hielt ihr ein Taschentuch hin, und sie nahm es dankbar. Sie putzte sich die Nase und wagte dann erst, ihn anzublicken.
Ich muss schrecklich aussehen, dachte sie flüchtig.
„Entschuldige“, sagte sie. „Ich weine sonst nie so, jedenfalls nicht vor anderen.“
Als er mit seinen warmen dunklen Augen auf sie herabblickte, wurde ihr bewusst, dass sie immer noch auf seinem Schoß saß. Verlegen rappelte sie sich auf, doch er legte ihr den Arm um die Taille und hielt sie fest.
„Du musst dich nicht entschuldigen. Wir können nicht immer stark sein, und du machst im Moment viel durch. Aber du bist nicht allein, ich bin bei dir.“
Erschöpft vom Weinen legte sie den Kopf wieder an seine Brust, und er bettete sein Kinn leicht auf ihr Haar. So saßen sie lange schweigend da, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Schließlich entwand sie sich seinen Armen. „Ich werde duschen und mich anziehen und den Rest des Tages bei Angela bleiben. Geh du nach Hause und schlaf ein wenig. Du musst furchtbar müde sein.“
„Ich bin es gewohnt, mit wenig Schlaf auszukommen“, antwortete er lächelnd.
„Keine Widerrede. Ich will dich erst heute Nachmittag hier wieder sehen, ausgeruht und wach. Wir nützen Angela nicht viel, wenn wir im Stehen einschlafen.“
Überrascht sah er sie an. Dann zog er eine Braue hoch. „Dir scheint es besser zu gehen, cariño , wenn du mich herumkommandieren kannst.“
Annie hatte das Gefühl dahinzuschmelzen, als sie ihm in die Augen sah. Ein neckendes Lächeln funkelte darin, und seine Mundwinkel hoben sich amüsiert. Oh, wie sehr wünschte sie sich, dass er sie liebte … Dann wäre alles anders, nichts wäre mehr unmöglich.
„Geh“, sagte er sanft und hob sie von seinem Schoß. „Ich muss dir noch etwas sagen, aber nicht jetzt. Wenn es unserem Kind besser geht, reden wir.“ Er lächelte wieder. „Hoffentlich bald.“
9. KAPITEL
Kate packte frisches Obst, ein Glas hausgemachte Marmelade, Käse und knusprige Brötchen, die sie heute Morgen auf dem Markt gekauft hatte, in ein Körbchen. Chloe müsste gleich hier sein, um sie zu einem Besuch bei Annie abzuholen. Zwar hatte Annie bestimmt keinen Hunger, aber vielleicht würden die verlockenden Köstlichkeiten ihren Appetit wecken.
Arme Annie. Die nächsten Wochen, wenn nicht Monate, würden schwer werden. Hauptsache, sie gibt die Hoffnung nicht auf, dachte Kate.
Sie seufzte, als sie wieder daran denken musste, was sie morgens beim Duschen entdeckt hatte. Was sollte sie tun? Einen Arzt konsultieren, wahrscheinlich, obwohl der kleine Knoten nichts bedeuten musste. Wahrscheinlich war es nur eine Zyste.
Trotzdem, die nagende Unsicherheit blieb.
Draußen fiel eine Autotür zu, dann waren Schritte zu hören.
„Bist du fertig?“, rief Chloe, als
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