Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
dich nicht mehr als Professor sehe.“
„Das ist gut. Für mich bist du nämlich auch nicht mehr nur die Kollegin.“ Er küsste sie sanft auf den Mund. „Es ist nass und kalt. Fahr vorsichtig!“
„Mach ich.“
„Rufst du mich später an?“
„Ja.“ Ihre abendlichen Telefonate waren für Stacy ein unverzichtbares Ritual geworden. Vergessen war die Einsamkeit, die sie früher so oft empfunden hatte. Justin ist wirklich ein wunderbarer Mann, überlegte sie, als sie losfuhr. Sie ließen es langsam angehen, um sich immer besser kennenzulernen und den Kindern Zeit zu geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen – und doch spürte Stacy, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie fühlte sich wohl bei ihm und war gern mit ihm zusammen; sie liebte es, mit ihm über alles und nichts zu reden – warum verspürte sie nur manchmal dieses Bedürfnis, sich von ihm zurückzuziehen? Warum schaffte sie es nicht, sich ganz einfach über die Beziehung zu freuen und sie anzunehmen?
„Weil du dich in ihn verliebt hast“, flüsterte sie und war im gleichen Augenblick entsetzt über diese Erkenntnis.
9. KAPITEL
Am folgenden Wochenende hatte Justin zwar tagsüber Dienst im Krankenhaus, doch die Abende verbrachte er mit Stacy. Die Kinder hatten ihr Höhlenprojekt fertiggestellt und eine ausgezeichnete Note dafür bekommen. Freitags übernachtete Mike nun immer bei Tim, der für seinen Freund einen Teil seines Kleiderschranks ausgeräumt hatte, damit Mike sich ganz wie zu Hause fühlen konnte. Tim war selig, endlich eine Art Bruder zu haben.
Stacy hatte zuerst befürchtet, Chelsea würde sich von der innigen Freundschaft der Jungen womöglich ausgeschlossen fühlen, doch anscheinend störte es sie überhaupt nicht. Im Gegenteil: Sie behandelte Mike genau wie ihren Bruder. Fast schien es, als sei Mike das fehlende Puzzleteil gewesen. Und Justin? War er ihr fehlendes Puzzleteil?
Entschieden verbannte Stacy diese Gedanken aus ihrem Kopf, während sie in der Küche stand und Fleisch anbriet. Sie schaute zur Uhr und stellte erfreut fest, dass Justin jeden Augenblick eintreffen musste. Wieder spürte sie dieses Kribbeln im Bauch. Es fiel ihr noch immer schwer, sich einzugestehen, dass sie doch in ihn verliebt war. Was wohl passierte, wenn er es herausfand? Und das würde er früher oder später – daran bestand kein Zweifel. Je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto stärker wurden ihre Gefühle für ihn. Aber noch war sie unsicher.
Wenn sie mit ihm zusammen war, vor allem wenn Justin, sie und die Kinder allein waren, war sie entspannt und glücklich. Waren jedoch andere Menschen dabei, fühlte sie sich unwohl, wenn er sie berührte, seinen Arm um sie legte oder ihre Hand hielt. Wilt hatte es immer vermieden, in der Öffentlichkeit seine Zuneigung zu zeigen, und auch ihre Eltern waren mit ihrer Liebe eher zurückhaltend gewesen.
Gerade als sie erneut auf die Uhr sah, hörte sie draußen seinen Wagen die matschige Auffahrt heraufkommen, die man wegen des anhaltenden Regens inzwischen schon fast als Sumpf bezeichnen konnte. Zum Glück war Skye heute Abend mit einigen Freunden essen gegangen, sodass Stacy Justin ganz für sich hatte. Die Kinder waren natürlich da, doch sie gehörten so untrennbar zu Justins und ihrem Leben, dass ihre Anwesenheit für Stacy selbstverständlich war.
„Hallo“, hörte sie ihn sagen, nachdem er auf Socken durch die Hintertür gekommen war. Seine schlammigen Schuhe hatte er auf der Veranda gelassen. Justin kam in die Küche, nahm Stacy zärtlich in den Arm und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Lippen. „Ich hab’ dich heute vermisst.“
„Du machst die Dienstpläne doch selbst, Chef.“
„Stimmt.“ Und er hatte sich bewusst für dieses Wochenende eingetragen, weil er gespürt hatte, dass Stacy etwas Abstand brauchte. „Wie war dein Tag?“
„Nicht besonders aufregend. Ich habe die Keksdosen wieder gefüllt und Rosinenbrötchen zum Nachtisch gebacken.“
„Wunderbar!“ Er klopfte sich auf den Bauch. „Mum meinte kürzlich schon, dass ich zugenommen habe.“
Stacy schlang ihre Arme um seine Taille und war wieder einmal beunruhigt davon, wie stark ihr Körper auf ihn reagierte. Sie spürte, wie ihr heiß wurde und bemerkte, dass ihr Atem schneller geworden war. Als sie in seine dunklen Augen blickte, erkannte sie darin ein nur mühsam unterdrücktes Verlangen. Es erregte sie, dass sie eine solche Wirkung auf ihn hatte. „Ich seh’ keinen Unterschied“, erklärte sie.
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