Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
konnte. Nein, er würde es für sie tun.
Die Zeit war reif für drastische Maßnahmen.
„Prinz Ghaleb wird heute nicht mit uns fahren, Dr. Vivienne.“
Erstaunt sah Viv den Fahrer an. Aber Ghaleb fährt doch immer mit .
Wie benommen nickte sie und setzte sich ins Auto. Erst als sie bereits auf der Schnellstraße waren, wurde ihr klar, wie seltsam sein Verhalten war. Warum hatte er ihr nichts gesagt? Sie hatten doch den ganzen Tag gemeinsam operiert. Hatte er einen wichtigen Termin? Eine Staatsangelegenheit oder womöglich etwas Privates?
Ihr OP-Programm war heute ungewöhnlich kurz gewesen. Hatte er eine Verabredung? Oder sollte sie es lieber als Beutezug bezeichnen? Obwohl in Omraania sehr konservative gesellschaftliche Werte galten, wurde es stillschweigend akzeptiert, dass reiche Männer eine Geliebte hatten und diese sehr luxuriös aushielten. Vermutlich hatte jemand wie Ghaleb einen ganzen Harem von Gespielinnen.
Doch es fiel Viv schwer, sich vorzustellen, dass ihm tatsächlich Zeit für derartige Kontakte blieb. Schließlich arbeiteten sie jeden Tag bis tief in die Nacht. Bedeutete seine Abwesenheit heute Abend, dass er seinen Plan, sie zurückzuerobern, aufgegeben hatte? Womöglich verfiel er stattdessen in alte Gewohnheiten. Wie gut, dass sie sich nicht wieder mit ihm eingelassen hatte.
Viv schloss die Augen und versuchte, den Gedanken an Ghaleb, der sich mit einer anderen Frau vergnügte, zu verscheuchen.
Hatte sie nicht geahnt, dass sie es keine zwei Monate aushalten würde? Nun hatten schon drei Wochen gereicht, um sie an den Rand eines Zusammenbruchs zu bringen.
Es war dumm und vollkommen irrational von ihr, doch Viv wusste, sie könnte Ghalebs Nähe von nun an nicht mehr ertragen. Nicht mit dem Wissen, dass er gerade eine andere Frau geliebt hatte. Nein, das war einfach zu viel.
Mit brennenden Augen und zu Fäusten geballten Händen versuchte sie, ein Schluchzen zu unterdrücken. Auf keinen Fall durfte sie sich vor Abdur-Rahman die Blöße geben, in Tränen auszubrechen. Und natürlich konnte sie Anna und Sam nicht mit verweinten Augen entgegentreten.
Sie würde dieses Fiasko heute Nacht beenden und Ghaleb mitteilen, dass sie abreisen wollte. Weder seine Bestürzung noch seine Überredungskünste würden sie davon abhalten. Ihrem eigenen Selbstwertgefühl zuliebe musste sie Omraania sofort verlassen.
Erleichtert über ihre Entscheidung öffnete sie die Augen und blickte durch das Wagenfenster in vollkommene Dunkelheit. Wieso leuchteten die Straßenlaternen nicht? Und wo war das glitzernde Lichtermeer von Jobail?
Es dauerte einige Augenblicke, bis ihr schlagartig klar wurde, dass sie gar nicht nach Hause fuhren. Da sie die Umrisse von Sanddünen zu erkennen glaubte, mussten sie in der Wüste sein.
Deshalb war sie also heute Abend mit dem großen Geländewagen statt wie üblich mit der Limousine abgeholt worden. Ein abgekartetes Spiel, von Ghaleb geschickt inszeniert.
Fassungslos ließ sie sich in ihren Sitz sinken und starrte durch die Trennscheibe auf Abdur-Rahmans Hinterkopf. Viv betätigte den Knopf der Sprechanlage. „Warum fahren wir nicht nach Hause, Abdur-Rahman?“
Es dauerte länger als eine Minute, bevor er antwortete. „Ich befolge nur Prinz Ghalebs Befehle.“
Natürlich. Sie hatte es ja bereits geahnt.
Dann war er wohl doch nicht bei einer seiner anderen Frauen …
Eine unbändige Wut stieg in Viv hoch. „Ich verlange, dass Sie mich sofort zurückbringen, Abdur-Rahman. Auf der Stelle!“
„Doktora Vivienne …“
„Ersparen Sie mir Ihre Erklärungen! Ich weiß, Sie schulden Ghaleb Gehorsam, aber das hier geht zu weit. Ich finde es ziemlich schäbig von Ghaleb, Sie dazu anzustiften, mich zu kidnappen.“
Seine Stimme klang brüchig, als er erwiderte: „Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten, Doktora Vivienne. Ich würde wenn nötig meinen rechten Arm für Sie opfern. Doch für Prinz Ghaleb gäbe ich mein Leben.“
Vivs Wut verebbte. Dieser arme Kerl konnte schließlich nichts dafür, dass er zwischen die Fronten geraten war. Er befolgte nur die Anweisungen seines übermächtigen Herrschers.
Und für genau diesen Herrscher sollte sie sich ihre Wut sparen.
„Es wird noch etwa zwei Stunden dauern, bis wir unser Ziel erreicht haben“, sagte Abdur-Rahman. „Vielleicht sollten Sie versuchen, ein wenig zu schlafen?“
Schlafen? Wie sollte sie in so einer Situation schlafen?
Doch vermutlich hatte er recht. Sie musste ausgeruht sein, denn anscheinend stand
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