Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
überdurchschnittlich viele weibliche Spieler waren, war das Ergebnis meistens sehr knapp. Die Gewinnermannschaft durfte einen Monat lang kostenlos in der Cafeteria essen. Für Seth waren die kostenlosen Mahlzeiten nur eine Nebensache. Er wollte gewinnen.
Sein Lebensmotto bestand darin, jeden Augenblick zu genießen. Denn das Leben war zu kurz, um verpassten Gelegenheiten nachzutrauern.
„Kommst du heute Abend mit zum Baseball-Training?“, fragte Michael.
Seth warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Heute schaffe ich es nicht. Vielleicht am Wochenende.“
„Alles klar. Man sieht sich“, verabschiedete Michael sich.
„Ja, bis bald“, erwiderte Seth und ging zum Parkplatz.
Auf dem Heimweg kehrten seine Gedanken immer wieder zu Kylie Germaine zurück. Es kam nicht oft vor, dass er nach nur einer Begegnung so fasziniert von einer Frau war. Wie schade, dass sie bereits einen Freund hatte.
Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad, während er zu seiner Wohnung fuhr, die nur zehn Minuten vom Krankenhaus entfernt lag. Er musste Kylie vergessen. Es gab mehr als genug Frauen, die sofort mit ihm ausgehen würden. Im Übrigen pflegte er sowieso niemals länger als einige Wochen mit einer Frau zusammen zu sein.
Wie hieß doch gleich die neue Krankenschwester, die er kürzlich kennengelernt hatte? Cherry? Oder Kerry? Doch so sehr er sich auch bemühte – es gelang Seth nicht, seine anfängliche Begeisterung für die junge Frau wiederzufinden.
Aus irgendeinem lästigen Grund interessierte er sich nur noch für diese außergewöhnliche, honigblonde Frau, die ganz offensichtlich nicht das geringste Interesse an ihm hatte.
Als Kylie aufwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Kein Wunder, hatte sie doch in dieser Nacht kaum geschlafen. Der Grund dafür war Seth, dessen unverschämt charmantes Grinsen sie bis in ihre Träume verfolgt hatte.
Seth? Was war los mit ihr? Wieso nannte sie ihn nicht mehr Dr. Taylor? Sie sprach Ärzte immer mit ihrem Titel an, denn Kylie fand, dass vier Jahre Grundstudium, gefolgt von vier Jahren Medizinstudium und danach noch mehrere Jahre klinische Ausbildung ein guter Grund für Anerkennung und Respekt waren.
Wann also war aus Dr. Taylor in ihren Gedanken „Seth“ geworden?
Um ihr Unterbewusstsein wieder richtig zu programmieren, murmelte sie „Dr. Taylor“, „Dr. Taylor“ wie ein Mantra vor sich hin, während sie duschte und sich anzog.
Ben aß gerade genüsslich trockene Cornflakes, als Kylie schließlich in die Küche kam.
„Möchtest du denn keine Milch?“, fragte sie ihren Sohn erstaunt.
Ben zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Doch.“
Lächelnd holte Kylie eine Flasche aus dem Kühlschrank. Sie war so glücklich, Ben zu haben. Er war ein unkompliziertes und anspruchsloses Kind.
„Gehe ich heute in den Hort?“, fragte er.
„Nein. Ich habe heute frei. Du kannst also bei mir bleiben.“
Sie hatte Ben schon für die Sommerferien im Schulhort angemeldet, damit er nach den Ferien bereits einige Kinder in seiner neuen Schule kannte.
Da sie am letzten Samstag gearbeitet hatte, konnte sie an diesem Donnerstag zu Hause bleiben. Sie hatte sich vorgenommen, sich heute gründlich über Hypothermie zu informieren, um gut auf das Gespräch mit Seth – mit Dr. Taylor! – nächste Woche vorbereitet zu sein.
Einen kurzen Augenblick lang sah Ben fast ein wenig enttäuscht aus, nicht in den Hort gehen zu können. Seine Laune verbesserte sich aber schlagartig, als Kylie ihm nach dem Frühstück erlaubte, einen Trickfilm im Fernsehen anzuschauen.
Während die Kaffeemaschine vor sich hin blubberte, aß auch Kylie eine kleine Schüssel Cornflakes. Danach goss sie sich einen großen Becher Kaffee ein und ging in ihr Arbeitszimmer. Sie hoffte, im Internet Informationen darüber zu bekommen, welche Hypothermie-Verfahren andere Krankenhäuser und Rettungsdienste benutzten. Wenn sie Glück hatte, würde sie fertig sein, bevor Bens Film zu Ende war.
Fünfzehn Minuten später stand Ben in der Tür. „Mom, darf ich Apfelsaft trinken?“
Sie blickte von ihrer Arbeit auf und nickte. „Ja. Aber vergiss nicht, dass nur in der Küche gegessen und getrunken werden darf!“
Ben verdrehte die Augen und verschwand in Richtung Küche. Keine fünf Minuten später war er wieder da. „Mom, ich krieg die Packung nicht auf.“
Kylie seufzte und stand auf. „Ich helfe dir.“ Gemeinsam gingen sie in die Küche, wo sie Ben ein Glas Saft eingoss. Danach ging sie zurück in ihr
Weitere Kostenlose Bücher