Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Handtücher, um die Blutung zu stoppen“, rief sie den umstehenden Leuten zu.
„Beweg dich so wenig wie möglich, Liebling. Ich werde dich jetzt untersuchen.“
Vorsichtig tastete sie seinen kleinen Körper ab. „Tut dein Nacken weh? Oder dein Rücken?“, fragte sie angstvoll.
„Nein. Nur mein Kopf. Und mein Arm“, schluchzte Ben.
Er redete mit ihr. In zusammenhängenden Sätzen. Ihre Panik ebbte ein wenig ab. Doch sein großer Blutverlust beunruhigte Kylie sehr.
Missy Clairmon, Joeys Mutter, drängte sich mit mehreren Handtüchern in der Hand durch die Schaulustigen. Voller Entsetzen sah sie den blutüberströmten Ben an. „Es tut mir so leid! Ich habe nicht bemerkt, dass die Jungs auf die Straße gefahren sind. Dabei war ich nur ganz kurz im Haus, weil ich ins Bad musste.“ Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
Kylie hatte keine Zeit, sie zu beruhigen. Sie nickte der Nachbarin kurz zu und presste dann eines der Handtücher auf Bens Kopfverletzung.
Ihre Hände zitterten.
Von weitem konnte man bereits die Sirenen des Rettungswagens hören. Gott sei Dank! Hilfe war unterwegs. Sie beugte sich über Ben, um seine Pupillenreaktion zu überprüfen. Bestimmt hatte er eine Gehirnerschütterung.
Kylies Erleichterung war grenzenlos, als endlich der Rettungsdienst da war und die medizinische Versorgung übernahm. Nun konnte sie sich ganz darauf konzentrieren, Ben im Arm zu halten und zu trösten. Nach wenigen Minuten war der kleine Patient transportfähig.
Niemand wagte es zu protestieren, als Kylie wie selbstverständlich mit in den Rettungswagen kletterte.
„Seine Pupillen reagieren, aber die linke ist etwas größer als die rechte“, erklärte Randal, einer der Rettungsassistenten. „Außerdem hat er vermutlich den linken Arm gebrochen.“
Eine Gehirnerschütterung und ein gebrochener Arm – im Grunde war er glimpflich davongekommen. Doch Kylie wusste, dass die Kopfverletzung auch schlimmer sein konnte. Erst mit einem CT würden sie eine Hirnblutung sicher ausschließen können.
Als sie dem Cedar Bluff Hospital entgegenrasten, hoffte Kylie, dass Seth heute der diensthabende Arzt war. Der Gedanke, ein Unbekannter könnte sich um Ben kümmern, gefiel ihr ganz und gar nicht.
Seth las auf seinem Pager die Informationen über den nächsten Notfall: Sechsjähriges Kind, von einem Auto angefahren, Polytrauma, Ankunft in der Notaufnahme in zwei Minuten.
„Victoria, bereiten Sie den Schockraum vor!“, rief er der Krankenschwester zu.
Kurz darauf öffneten sich die Türen, und sein Patient wurde hereingebracht.
Obwohl sie nicht wie üblich die Uniform des Rettungsdienstes trug, brauchte Seth nur den Bruchteil einer Sekunde, um Kylie zu erkennen. Ihr buttergelbes Sweatshirt war blutverschmiert.
„Sechsjähriger, männlicher Patient; beim Radfahren von einem Auto angefahren. Platzwunde über dem linken Auge; Gehirnerschütterung; Pupillenreaktion asynchron“, ratterte der Rettungsassistent die Informationen herunter. „Vermutlich außerdem eine Fraktur des linken Unterarms.“
Seth hob das blutgetränkte Handtuch an, um sich die Verletzung über dem Auge ansehen zu können, und zuckte zusammen, als er feststellte, wie tief sie war. „Rücken- oder Nackenschmerzen?“
„Nein. Zumindest hat Ben das gesagt“, antwortete Kylie.
Seth bemerkte, dass Kylie die Hand des Jungen umklammert hielt.
„Wir müssen ein CT von seinem Kopf machen. Außerdem eine Röntgenaufnahme von seinen Extremitäten. Aber als Erstes möchte ich die Kopfverletzung nähen.“
Kylie wurde blass. Sie sah Seth eindringlich an. „Ich bleibe hier.“
„Sind Sie seine Mutter?“
Seth ließ sich seine Überraschung nicht anmerken, als sie nickte. Sanft zog er sie ein Stück vom Behandlungstisch weg. „Weiß Bens Vater Bescheid? Ist er auf dem Weg hierher?“, fragte er mitfühlend.
„Nein. Sein Vater hat uns schon vor langer Zeit verlassen“, erwiderte sie sachlich und ohne eine Spur von Bitterkeit.
„Gibt es sonst jemanden, den wir für Sie anrufen könnten?“, hakte Seth nach. „Eine Freundin vielleicht? Sie sollten jetzt nicht allein sein.“
„Nein, niemand. Wir sind erst vor wenigen Wochen nach Cedar Bluff gezogen.“ Kylie hörte ihm gar nicht richtig zu; immer wieder wanderte ihr Blick zu ihrem Sohn. „Ich komme schon zurecht“, betonte sie und versuchte unwillig, seine Hand abzuschütteln. „Aber ich möchte gern dabei sein, wenn Sie ihn nähen.“
Da Kylie langjährige Erfahrungen im Rettungsdienst
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