Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
mir egal.“
„Ein Bears-Fan mitten in Cedar Bluff.“ Betroffen schüttelte Seth den Kopf. „Die Welt ist auch nicht mehr, was sie einmal war. Tja, tut mir leid, Ben. Wir haben keine Chicago Bears-Verbände. Aber sieh mal, wir könnten aus diesem blauen und diesem orangen einen machen.“
„Wirklich?“ Bens gesundes Auge leuchtete vor Freude. „Blau und orange, das sind die Farben der Bears. So soll mein Verband aussehen!“
„Okay.“ Seth seufzte resigniert. „Sei froh, dass ich dich mag, Ben. Es fällt mir wirklich nicht leicht, einem Bears-Fan zu helfen.“ Geschickt legte Seth den Gips an und verband ihn schließlich mit blauem und orangem Verbandstoff.
„Du musst mir aber versprechen, niemandem zu erzählen, dass ich dir diesen Verband angelegt habe“, verlangte Seth.
Glucksend vor Lachen nickte Ben.
Während sie beobachtete, wie Seth mit ihrem Sohn herumalberte, wurde Kylie klar, wie sehr Ben eine Vaterfigur in seinem Leben vermissen musste. Nur ungern gab sie zu, dass sie nicht einmal gewusst hatte, dass er einen Lieblingsfootballverein hatte.
Es machte sie traurig zu sehen, wie sehr Ben Seth’ Aufmerksamkeit genoss. Da sein Vater bereits vor seiner Geburt verschwunden war, hatte es in Bens Leben nie männliche Vorbilder gegeben.
Schuldbewusst wandte Kylie sich ab. Sie hatte schon immer dazu geneigt, sich in die falschen Männer zu verlieben. Mit Bens Vater war sie über ein Jahr zusammen gewesen, und sie hatten gerade angefangen, über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken, als sie schwanger geworden war. Tristan hatte sich während der Schwangerschaft völlig verändert. Während er vorher charmant und nett gewesen war, entwickelte er sich praktisch über Nacht zu einem mürrischen, schlecht gelaunten Mann, der es ihr offensichtlich übel nahm, dass sie ein Kind bekam.
Als er sie schließlich verließ, hatte Kylie sich zwar im Stich gelassen und allein gefühlt, doch sie hatte auch eine gewisse Erleichterung verspürt. Bis zum Schluss hatte sie gehofft, er würde es sich anders überlegen, sobald das Baby geboren war, doch so war es nicht gewesen.
Also hatte Kylie mit hoch erhobenem Kopf Bens Kinderwagen allein durch die Stadt geschoben und sich geweigert, ihr uneheliches Kind als einen Fehler zu betrachten.
Denn das war er nicht. Im Gegenteil. Ben war das Beste, das ihr je passiert war. Deshalb brauchte sie auch keinen Mann, um glücklich zu sein.
Seth war inzwischen fertig mit dem Gips und erklärte Ben gerade, dass er mit einem wasserfesten Stift seine Freunde darauf unterschreiben lassen konnte. Dann schob er den Wagen mit Verbandmaterial wieder hinaus und versprach, bald zurückzukommen.
Kaum war Seth gegangen, da fielen Ben vor Erschöpfung die Augen zu. Kylie hielt noch immer seine gesunde Hand. Nun, da die Aufregung sich etwas gelegt hatte, fühlte auch sie sich wie zerschlagen.
Sie musste einen Augenblick eingenickt sein, denn plötzlich spürte sie eine warme Hand auf ihrer Schulter.
„Wachen Sie auf, Kylie.“
Erschrocken riss sie die Augen auf – und sah Seth’ Gesicht direkt neben sich. Sein freundlicher, fast schon liebevoller Blick war Balsam für ihre Seele.
„Entschuldigen Sie. Ich muss eingeschlafen sein. Haben Sie jetzt die Ergebnisse?“
Er nickte zufrieden. „Ja. Es ist alles in Ordnung. Er hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber es gibt keine Anzeichen für eine Blutung.“
„Dem Himmel sei Dank“, flüsterte Kylie. Glücklich sah sie ihren Sohn an, der noch immer schlief. Die Schmerzmittel hatten ganze Arbeit geleistet.
„Ich möchte allerdings, dass Sie mit ihm zu einem Augenarzt gehen“, erklärte Seth ernst. „Die Verletzung über dem Auge ist sehr tief, und ich möchte, dass ein Spezialist einen Blick darauf wirft, sobald die Schwellung etwas zurückgegangen ist. Wir müssen sichergehen, dass das Auge nicht verletzt wurde. Vor allem die Netzhaut könnte etwas abbekommen haben.“
„In Ordnung“, stimmte Kylie zu und sah Seth an. „Danke für alles. Sie waren wunderbar.“
Er lächelte. „Gern geschehen. Dafür bin ich schließlich hier. Außerdem ist er ein großartiger Junge.“
„Ja, das ist er. Als ich sein zertrümmertes Fahrrad neben dem Auto gesehen habe …“ Sie schluckte und schüttelte den Kopf. „Noch nie habe ich solche Angst gehabt.“
„Ich kann mir vorstellen, wie furchtbar es für Sie war.“
Der Druck seiner Hand, die noch immer auf ihrer Schulter lag, verstärkte sich. Wie gern hätte Kylie ihre Wange an
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