Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Klinik aus, denn es lag idyllisch am Fuße eines Hügels und fügte sich mit seinen warmen Farben perfekt in die Landschaft ein.
Es wirkte friedlich. Dies war ihr erster Gedanke gewesen, als sie vor einigen Wochen ihr Vorstellungsgespräch gehabt hatte. Friedlich und sicher, genau wie die kleine Stadt. Es war ein guter Ort, um ihren Sohn großzuziehen.
Ben war heute wieder im Ferienhort. Seine Kopfwunde schien gut zu verheilen. Am Dienstag hatten sie den Augenarzttermin. In zehn Tagen würde die Schule beginnen, und Kylie dachte mit Schrecken an all die Dinge, die sie bis dahin noch erledigen und besorgen musste.
Sie parkte auf dem Angestelltenparkplatz und ging in die Notaufnahme. Als sie Seth erblickte, der gerade eine Krankenschwester charmant anlächelte, versetzte die plötzlich aufflammende Eifersucht ihr einen Stich. Er sah aber auch wieder unverschämt gut aus mit seinem zerzausten, dunklen Haar und den breiten Schultern. Sobald er sie erblickte, wurde sein Lächeln noch herzlicher, und er verabschiedete sich hastig von der Krankenschwester, ohne dabei den Blick von Kylie abzuwenden.
Mit großen Schritten kam er auf sie zu. „Hallo, Kylie“, begrüßte er sie freundlich. „Wie geht es Ihnen?“
„Gut. Danke.“ Sie verfluchte ihr heftig klopfendes Herz. Betont gleichgültig fragte sie: „Nun, wie sieht es aus? Haben Sie Zeit für mich?“
„Sie haben einen ruhigen Moment erwischt“, antwortete Seth trocken. Er berührte leicht ihren Arm und schob sie in Richtung seines Büros. „Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich uns etwas zu essen bestellt habe. Ich sterbe vor Hunger.“
Er sprach so sachlich, dass Kylie keinen Grund sah, ihm böse zu sein. Irgendwann musste der arme Kerl ja etwas essen. Vielleicht hatte sie bei ihrem letzten Treffen ein bisschen überreagiert, als er sich mit ihr zum Essen verabreden wollte. Ärzte kamen – genau wie Rettungsassistenten – nur dann zum Essen, wenn die Arbeit es erlaubte.
„Wie geht es Ben?“, fragte Seth, während er ihr die Tür öffnete.
„Ganz gut.“
„Das freut mich.“
Seine Worte klangen ehrlich, und Kylie musste zugeben, dass es sehr nett von ihm war, sich nach Ben zu erkundigen. Allerdings machte seine Freundlichkeit es für sie nur noch schwieriger, ihre heftigen Reaktionen auf ihn zu ignorieren.
Sie musste einen professionellen Abstand zu ihm wahren, wenn sie nicht in große Schwierigkeiten kommen wollte.
Sein Schreibtisch war freigeräumt, um zwei Tellern und einer Platte mit Sandwiches Platz zu machen. Für ein spontanes Mittagessen sah alles sehr gut aus. Ihr Magen knurrte, denn abgesehen von einigen trockenen Cornflakes am Morgen hatte sie noch nichts gegessen.
„Was möchten Sie trinken? Wasser? Oder vielleicht Saft?“
„Wasser wäre toll.“ Wieso fühlte dieses Arbeitsessen sich plötzlich wie eine Verabredung an? Sie legte ihr Hypothermie-Protokoll auf den Tisch, um sich und ihn daran zu erinnern, dass sie nicht zum Vergnügen gemeinsam zu Mittag aßen.
„Bitte sehr.“ Seth stellte eine Mineralwasserflasche auf den Tisch und setzte sich dann Kylie gegenüber auf seinen Schreibtischstuhl. Genüsslich biss er in eines der Sandwiches.
„Danke.“ Sie goss sich und ihm etwas ein und trank einen großen Schluck. Warum war ihre Kehle plötzlich so trocken?
Verlegen griff sie nach ihren Unterlagen. „Hier ist ein Entwurf für die neuen Hypothermie-Leitlinien. Ich habe recherchiert, wie andere Kliniken arbeiten, und habe die Punkte, die mir am sinnvollsten erschienen, zusammengefasst. Natürlich ist es noch nicht fertig, aber ich glaube, wir haben jetzt eine gute Diskussionsgrundlage.“
„Das ist ja exzellent“, lobte er sie. Während er ihre Aufzeichnungen durchsah, aß er ein weiteres Sandwich. „Sie haben großartige Arbeit geleistet“, erklärte er schließlich beeindruckt. „Ich finde, es ist bereits perfekt, und wir können es so übernehmen.“
„Wirklich?“ Ungläubig sah sie ihn an. Plötzlich fiel alle Anspannung von ihr ab, und sie griff ebenfalls nach einem Sandwich.
„Ja, wirklich. Aus medizinischer Sicht haben Sie alle Aspekte berücksichtigt.“
Er legte sein Sandwich beiseite und holte einige Papiere aus der Schreibtischschublade. „Ich habe mich mit den technischen Aspekten beschäftigt. Wir haben zwar wegen der Haushaltskürzungen nicht viel Geld zur Verfügung, doch ich habe eine Firma gefunden, die ihre Geräte auf Leasing-Basis vertreibt.“ Er schob ihr ein Bild mit einer
Weitere Kostenlose Bücher