Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
schon alles in Ordnung kommen“, stimmte Kylie mit unsicherer Stimme zu.
Er verspürte das verrückte Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen. Als sie sich kürzlich zum Mittagessen getroffen hatten, hätte er sie fast geküsst. Irgendetwas an Kylie raubte ihm den Verstand. Er musste seine heftigen Reaktionen auf ihre Gegenwart unbedingt unter Kontrolle bekommen. Und zwar so schnell wie möglich.
„Ähm … falls Sie Hilfe brauchen, sagen Sie mir Bescheid.“
Überrascht sah sie ihn an, und Seth fluchte innerlich darüber, dass es ihm nicht besser gelang, seine Gefühle für sich zu behalten.
In der Vergangenheit hatte es ihm keinerlei Schwierigkeiten bereitet, die Frauen auf Abstand zu halten. Wieso hatte er bei Kylie das Bedürfnis, ihr ganz nah zu sein?
Noch bevor sie antworten konnte, tauchte Nanette Drake, eine hübsche, rothaarige Rettungsassistentin auf, mit der Seth ein paar Mal ausgegangen war. Wie selbstverständlich legte sie ihren Arm um ihn. „Hallo, Romeo, lange nicht gesehen. Wie geht’s dir?“
„Romeo?“, wiederholte Kylie mit hochgezogener Augenbraue.
Verflixt. Seth verabscheute diesen Spitznamen, den Rachel, eine Schwester von der Intensivstation, ihm gegeben hatte, nachdem er sie nicht mehr angerufen hatte. Da er genau wusste, dass er umso häufiger so genannt wurde, je mehr er sich über den Namen ärgerte, reagierte er normalerweise nicht darauf.
„Wir nennen ihn Romeo, weil unser Dr. Taylor, was Frauen betrifft, einen gewissen Ruf hat“, erklärte Nanette neckend.
Seth wusste, dass Nanette es nicht böse meinte, doch er wünschte sich, sie würde den Mund halten.
„Ach, tatsächlich?“, murmelte Kylie und trat einen Schritt zurück.
„Unsinn. Nanette übertreibt immer ein bisschen“, protestierte Seth und wich Kylies missbilligendem Blick aus. Obwohl er sich normalerweise nicht für seinen unsteten Lebenswandel entschuldigte, störte ihn der Gedanke, Kylie könne schlecht über ihn denken.
In diesem Moment fing sein Pager an zu piepen. Ein neuer Patient war auf dem Weg in die Notaufnahme. „Ich muss los. Bis Samstag dann, Kylie. Nanette – bitte erzähle keine wenig schmeichelhaften Geschichten über mich!“
„Keine Angst, ich werde nichts als die Wahrheit sagen“, versprach Nanette lachend.
Na prima. Nichts als die Wahrheit. Genau davor hatte er Angst.
„Seth ist ein netter Kerl, doch er ist nicht der Typ für eine feste Beziehung“, erklärte Nanette, als sie kurz darauf mit Kylie zum Rettungswagen ging.
„Ich bin auch nicht an einer festen Beziehung interessiert“, stellte Kylie klar und überlegte verzweifelt, wie sie das Thema wechseln konnte. Sie hatte wirklich keine Lust, sich Details über Nanettes Erfahrungen mit Seth anzuhören. „Nachdem Bens Vater uns verlassen hatte, habe ich gründlich gelernt, dass ich mich nur auf mich selbst verlassen kann.“
„Bens Vater hat dich verlassen?“ Mitfühlend sah Nanette sie an. „Was für ein Mistkerl!“
Kylie zuckte die Schultern. Was sollte sie auch dazu sagen? Tristan war tatsächlich ein Mistkerl. „Ich bin darüber hinweg. Ehrlich gesagt ist es mir sogar lieber, alleinerziehend zu sein, als mir mit jemandem das Sorgerecht teilen zu müssen, der gar nicht an seinem Kind interessiert ist.“
„Da hast du natürlich recht“, stimmte Nanette zu. „Es ist sicher nicht einfach, allein ein Kind aufzuziehen.“
Nein, es war nicht einfach. Doch seitdem sie nach Cedar Bluff gezogen war, war alles einfacher geworden. In dieser ruhigen, beschaulichen Stadt fühlte Kylie sich wesentlich sicherer als in Chicago. Sie war nach wie vor sehr froh darüber, dass sie sich für den Umzug entschieden hatte.
Sie brauchte keinen Mann in ihrem Leben, denn sie hatte es allein geschafft, Ben Sicherheit und Geborgenheit bieten zu können. Glücklicherweise hatte ihr Sohn sich schnell und unkompliziert in seiner neuen Umgebung eingelebt.
Erfreulicherweise nahm Nanette ihre Ausführungen über Seth’ Liebesleben nicht wieder auf. Trotzdem musste Kylie immer wieder daran denken. Romeo . Es war einfach typisch. Der erste Mann, für den sie sich seit dem Fiasko mit Tristan interessierte, musste ausgerechnet jemand sein, der sich den Spitznamen Romeo anscheinend redlich verdient hatte. Sie musste sich unbedingt von ihm fernhalten.
Gut, dass sie nun gewarnt war.
Sie würde zwar wie versprochen zu dem Baseballspiel gehen, um Ben eine Freude zu machen, doch Seth gegenüber würde sie sich zurückhalten.
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