Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Spätestens.“
Spätestens? Einen kurzen Augenblick lang verstand sie seine Bemerkung nicht, doch dann begriff sie, dass er auf ein mögliches Zusammentreffen bei der Arbeit angespielt hatte. Wie zum Beispiel bei ihrer ersten Begegnung. Kylie konnte kaum glauben, dass es erst eine Woche her war, denn es kam ihr vor, als würde sie ihn schon viel länger kennen.
Doch das war ihr Problem, nicht seines. „Machen Sie’s gut, Seth.“ Schnell drehte sie sich um und ging davon.
Seth wollte einfach nur nett sein. Vermutlich hatte er Mitleid mit ihr, der alleinerziehenden Mutter, die neu in der Stadt war und bisher kaum Bekanntschaften geschlossen hatte.
Es wäre lächerlich, in seine beiläufige Einladung zu dem Baseballspiel irgendetwas hineinzuinterpretieren.
5. KAPITEL
Erst am Mittwoch, seine Schicht war fast zu Ende, sah Seth Kylie wieder. Er war alarmiert worden, weil man einen schweren Motorradunfall in der Notaufnahme angemeldet hatte. Kylie gehörte zum Rettungsdienstteam, das den Patienten einlieferte.
„Neunzehnjähriger, männlicher Patient mit mehreren Quetschungen und starken Hautabschürfungen. Außerdem ist das Schienbein gebrochen“, erklärte Kylie ruhig und präzise. Seth bewunderte sie für ihre kompetente Gelassenheit in Notfallsituationen.
„Wir haben ihn auf die Vakuummatratze gelegt, da nicht klar ist, ob auch Nacken- oder Rückenverletzungen vorliegen. Zum Glück trug er einen Helm. Während des Transports war er ansprechbar und hat zusammenhängend geantwortet.“
Die schlimmen Hautabschürfungen erinnerten Seth wieder einmal daran, dass es keine gute Idee war, in Shorts und T-Shirt auf ein Motorrad zu steigen. Seth trat an die Trage heran, um den Patienten zu übernehmen.
„In Ordnung. Machen wir erst einmal eine Bestandsaufnahme. Großes Blutbild, röntgen, CT.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass wir in seiner Krankengeschichte einen Hinweis auf Epilepsie finden“, murmelte Kylie, damit der Patient sie nicht hören konnte. „Als wir ankamen, hatte er geweitete Pupillen. Doch als ich ihn fragte, hat er abgestritten, während des Fahrens einen Anfall gehabt zu haben.“
Seth zog eine Augenbraue hoch. „Hm. Aber wenn er Epileptiker ist, darf er doch gar nicht Motorrad fahren.“ Er wandte sich an eine Krankenschwester. „Machen Sie bitte auch einen kompletten Tox-Screen. Ich will wissen, ob er in der letzten Zeit irgendwelche Medikamente genommen hat.“
Kylie nickte zustimmend. Es gefiel Seth, dass sie immer noch ein wenig bei ihren Patienten blieb, nachdem sie sie in der Notaufnahme abgeliefert hatte. Ganz im Gegensatz zu den anderen Rettungsassistenten, die normalerweise gar nicht schnell genug wieder abfahren konnten.
Sie fanden den Ausweis des jungen Mannes und lasen, dass er Dustin O’Malley hieß. Seth kannte seinen Vater, der einen kleinen Eisenwarenladen betrieb. Soweit er sich erinnern konnte, ging Dustin aufs College. Vermutlich war er während der Sommerferien nach Hause gekommen. Seth ließ sich die Krankenakte holen und wusste wenige Minuten später, dass Kylie wieder einmal recht gehabt hatte. Der junge Mann litt seit seiner frühen Kindheit an Epilepsie.
Ob seine Eltern wussten, dass er sich ein Motorrad gekauft hatte?
Als Seth Dustins Röntgenaufnahmen bekam, stellte er erleichtert fest, dass sein Patient großes Glück gehabt hatte. Im Großen und Ganzen war er glimpflich davongekommen.
Seth ließ ihn in die Unfallchirurgie bringen und wollte gerade in sein Büro gehen, als er bemerkte, dass Kylie noch immer in der Notaufnahme war. Sie war gerade auf dem Weg nach draußen.
Schnell ging er zu ihr und griff nach ihrem Arm. „He, warten Sie! Wie war denn Bens Termin beim Augenarzt?“
Sie lächelte, doch Seth bemerkte sofort, dass irgendetwas sie beunruhigte. „Es war ganz okay. Allerdings hat Dr. Greenley eine Unregelmäßigkeit festgestellt, sodass wir nächste Woche noch einmal hingehen müssen.“
Eine Unregelmäßigkeit? Womöglich eine Netzhautablösung? Daran hatte Seth schon kurz nach dem Unfall gedacht. Kein Wunder, dass Kylie beunruhigt war.
„Bestimmt ist nächste Woche alles wieder in Ordnung“, versuchte er sie zu beruhigen. Fast hätte er ihr angeboten, sie zu begleiten, doch im letzten Augenblick tat er es doch nicht. Wie kam er nur auf solche Ideen? Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, weshalb er mit zu Bens Augenarzttermin gehen sollte. Schlimm genug, dass er die beiden zu dem Baseballspiel eingeladen hatte.
„Ja, es wird
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