Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
So, wie sie es von klein auf gelernt hatte.
Sie fand die Genehmigung und gab sie Dart, der sie an einen der Soldaten weiterreichte. Emmys Anspannung ließ zwar nicht nach, aber immerhin gelang es ihr, ein professionelles Lächeln aufzusetzen. Das erlosch allerdings sogleich wieder, als man sie aufforderte, den Truck zu räumen.
„Warum müssen wir aussteigen?“, fragte sie alarmiert. Dart streckte ihr die Hand entgegen, um ihr vom Fahrzeug zu helfen.
„Es ist nur eine Routinekontrolle. Kein Grund zur Besorgnis.“
Emmy ließ seine Hand auch nicht los, als sie auf festem Boden stand. Dart sah sie prüfend an und bemerkte die unterdrückte Panik in ihren Augen. Also hatte er sich vorhin nicht getäuscht. Irgendetwas an der Situation jagte ihr eine Heidenangst ein.
„Es ist alles gut, wirklich“, meinte er beschwichtigend. „Alles Routine. Ich kenne diese Leute.“
Sie nickte, wirkte aber nicht überzeugt. Dart legte ihr die Hand auf die Schulter und sah sie eindringlich an. „Vertraue mir, Emmy. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.“
Emmy beobachtete fasziniert, wie er mit den Soldaten diskutierte, ihre Hand immer noch fest in seiner. Von dieser Berührung ging eine ungeheuer tröstliche Kraft aus. Dart war bei ihr. Er würde sie beschützen. Niemand würde sie entführen. Niemand würde verletzt werden. Obwohl sie bewaffnet waren, wirkten die Soldaten eigentlich recht vernünftig, jedenfalls lange nicht so bedrohlich wie die Kidnapper, die sie lange Zeit in ihren Alpträumen verfolgt hatten.
Das Gespräch schien friedlich zu verlaufen. Ab und zu lächelten die Männer sogar. Emmy war voller Stolz und Bewunderung für Dart. Er war einfach fantastisch in allem, was er tat, egal, ob er mit der bewaffneten Miliz verhandelte, seine Hände zu Schattenfiguren werden ließ … oder mit seinen Lippen leidenschaftlich ihren Mund erkundete.
Kurze Zeit später saßen sie alle wieder im Fahrzeug und setzten ihre Reise fort. Die Soldaten winkten ihnen lächelnd hinterher. Im Nachhinein erschien Emmy der ganze Vorfall fast unwirklich, aber sie wusste, dass Mike und Neil alles gefilmt hatten. Außerdem hatte dieses Erlebnis gezeigt, dass selbst in diesem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land noch ein gewisses Maß an Ordnung herrschte. Immerhin gestattete man dem PMA-Team, die notwendige medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung aufrechtzuerhalten.
Dart hatte Emmys Hand nur widerwillig losgelassen, als er ihr, J’tagnans Mutter und seinen Kollegen beim Einsteigen geholfen hatte. Dabei hatten einige von ihnen die Plätze getauscht, sodass für Dart einmal mehr nur ein freier Platz übrig war – der neben Emmy. Nachdem er sich höflich von den Soldaten verabschiedet hatte, ließ er sich vorsichtig auf die Holzpritsche sinken. Eine Weile schwiegen sie beide, wobei Emmy sich nach besten Kräften bemühte, zu ignorieren, dass sich ihre Schenkel mit jedem Schlagloch aneinanderrieben.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Seine Stimme war weich, und trotz des dröhnenden Motors verstand Emmy jedes Wort überdeutlich. „Du sahst gerade so aus, als hätte dich irgendetwas zu Tode erschreckt.“
Emmy schluckte. „Schon okay. Ich erzähle es dir ein anderes Mal. Mach dir keine Sorgen um mich.“
Er blickte sie prüfend an und gab sich schließlich damit zufrieden. „Na gut. Hauptsache, es geht dir jetzt gut.“
Eine unbehagliche Pause entstand. Emmy faltete ihre Hände im Schoß, setzte sich aufrecht hin und atmete tief ein … was sie sogleich bereute. Der würzige Duft von Darts Aftershave stieg ihr in die Nase und vermischte sich mit dem erdigen, warmen Geruch seiner Haut zu einem regelrechten Aphrodisiakum, das sie ganz schwindlig machte. Ein wohliges Prickeln überlief sie. Als sein Oberschenkel in einer scharfen Kurve gegen ihren stieß, durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag.
Sofort produzierte ihr Kopfkino neue Bilder, diesmal jedoch erfreuliche. Seine starken Arme, seine unbeschreiblich sinnlichen Küsse, die Lust auf mehr machten … Emmy musste sich zusammennehmen, um bei der Erinnerung nicht laut aufzuseufzen. So viel zum Thema Selbstbeherrschung.
„Ich hätte dich vorwarnen sollen, dass wir einen Kontrollpunkt passieren“, sagte Dart reumütig in die Stille.
„Schon gut. Das verbuche ich unter interessanten Reiseerlebnissen.“
„Na dann.“ Dart spürte, dass sie keineswegs so gelassen war, wie sie vorgab. Kontrolle war ihr offenbar sehr wichtig, um sich und der Welt zu beweisen,
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