Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Junggesellendasein aufzugeben. Aber im Moment wollte sie sich keine Gedanken deswegen machen, sondern den Augenblick genießen.
„Danke, dass du mich eingeladen hast“, sagte Libby später, als sie eng umschlungen in Andrews Bett lagen. „Es war nett, Will und Sally wiederzusehen.“
Andrew strich sanft über ihre nackte Schulter. „Sie mögen dich sehr.“
„Ich sie auch. Sally wird eine wunderbare Mutter abgeben. Wann ist es bei ihr so weit?“
„In sechs Wochen. Sie wird das Baby bei uns in der Klinik bekommen. Will wird durchdrehen, wenn bei ihr die Wehen losgehen. Im Geist höre ich schon, wie er aufgeregt bei mir anruft.“
„Meinst du wirklich, er gerät in Panik?“
„Und ob. Auf sich selbst nimmt er keine Rücksicht, aber wenn es um Sally geht, ist er übervorsichtig.“
Libby kuschelte sich enger an ihn. „Er scheint ein lieber Kerl zu sein, auch wenn er ein Draufgänger ist.“
„Das ist er auch. Er tut alles für die Familie, und er genießt die Publicity und das ganze Drumherum. Ich dagegen hasse es. Mir wäre es nur recht, wenn er das Erbe übernehmen würde.“
Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Stört es dich nicht, gewissermaßen im Schatten deines Bruders zu stehen?“
Im Mondlicht konnte sie die vielfältigsten Empfindungen über sein Gesicht huschen sehen. Schließlich gab er ein kleines Lachen von sich. „Wie kommst du zu dieser seltsamen Bemerkung?“
„Seltsam? Ich ziehe nur Vergleiche zwischen euch. Will ist wie der tosende Wasserfall, der alles mitreißt, du dagegen der stille Fluss.“
Andrew hob die Augenbrauen. „Ist das etwas Negatives?“
„Nein, überhaupt nicht. War das mit euch beiden schon immer so?“
„Nicht, als wir noch Kinder waren. Da war es eher umgekehrt. Heute macht es mir nichts aus, wenn Will derjenige ist, der alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das gibt mir die Freiheit, mir mein Leben so einzurichten, wie es mir gefällt. Man muss auch seine Krankheit berücksichtigen. Ich habe meinen Berufswunsch realisieren können, er nicht.“
„Will sagte, dass er den Besitz nur deshalb verwaltet, weil er zu faul war, etwas anderes zu tun – stimmt das?“
„Nein. Durch seine Krankheit hat er in der Schule viel versäumt. Als alles überstanden war, hatte er den Anschluss verpasst. Da hat er sich erst einmal ins Partyleben gestürzt und damit leider seine Chance vertan, zur Uni zu gehen und Architektur zu studieren, wie es einmal sein Traum gewesen ist. Aber das scheint ihm heute nichts mehr auszumachen. Er hängt mit seinem ganzen Herzen an dem Besitz, und er ist ein äußerst engagierter Verwalter.“
„Chris Turner sagte, du hättest notfalls dein Studium aufgegeben, um nach Hause zu kommen und dich um deinen Bruder zu kümmern?“
„Vielleicht. Zum Glück ist das nicht nötig gewesen. Aber Wills Krankheit war der Anlass, dass ich den Schwerpunkt meines Studiums verlegt habe. Ich hätte mich auf jeden Fall für Orthopädie entschieden, aber nicht unbedingt für Pädiatrie. Besonders nicht, nachdem ich herausfand, dass ich zeugungsunfähig bin. Tag für Tag mit Kindern zu tun zu haben, ist, wie Salz auf offene Wunden streuen. Aber es ist auch eine Art Ersatz für mich. Hart ist es nur, wenn ich einen kleinen Patienten nicht mehr retten kann und den Eltern mitteilen muss, dass sie den Kampf verloren haben. Aber ich möchte trotzdem nicht mehr tauschen. Ich könnte mich nicht mehr von den Kindern trennen, auch wenn sie mich jeden Tag daran erinnern, dass ich niemals eigene haben werde.“
„Vielleicht wird es eines Tages doch noch klappen. Heutzutage kann man mit In-vitro-Fertilisation eine Menge erreichen.“
„Nicht, wenn keine Substanz vorhanden ist.“
„Du könntest dich noch mal testen lassen.“
Andrew schüttelte den Kopf. „Libby, es hat keinen Zweck. Ich habe die Tatsachen akzeptiert. Lass uns nicht mehr davon reden.“
Er sah, wie ihr eine Träne über die Wange rollte, und wischte sie mit dem Daumen weg. Bei seiner zärtlichen Geste kamen ihr erst recht die Tränen. Sie schniefte leise, und er küsste ihr zärtlich die Tränen fort. Dann begann er, sie sanft und langsam zu lieben, bis Libby glaubte, ihr Herz müsste zerspringen vor Liebe zu diesem wundervollen Mann, der so viel zu geben hatte und so wenig Aufhebens von sich machte.
Sie würde ihn immer lieben, auch wenn diese Beziehung unweigerlich enden würde. Andrew wollte keine Beziehung, weil er befürchtete, dass seine Partnerin sich nicht mit ihm allein
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