Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
wechseln, der es ihm erlaubte, zu tun, was als Nächstes getan werden musste.
Jet ging zu dem Haus, um Adams Befreiung zu beaufsichtigen. Er verabreichte dem jungen Naturschützer zusätzliche Schmerzmittel und achtete darauf, dass ihm ausreichend Flüssigkeit zugeführt wurde. Diese Flüssigkeit war notwendig, um die Wirkung von Giftstoffen zu verringern, die möglicherweise in den Blutkreislauf gelangten, sobald das Gewicht von seinem zerschmetterten Bein gehoben wurde. Außerdem schloss Jet den jungen Mann an den tragbaren Monitor aus dem Notfallpaket an, um dessen Herzfrequenz, Atmung und Blutdruck zu überwachen.
Dann sah er, womit er es zu tun hatte, und jeder Gedanke an Becca war wie weggeblasen. Der schwere Balken hatte die arterielle Blutung von dem teilweise abgetrennten Fuß unterdrückt. Sobald sie Adam rausholten, war es jedoch fast unmöglich, diese Blutung zu stoppen. Jet kämpfte lange Zeit, indem er direkten Druck anwendete und sich bemühte, einen Druckverband anzulegen. Er versuchte sogar, die entsprechende Arterie zu finden und abzuklemmen.
Adam verlor sehr viel Blut. Er wurde ohnmächtig, und am Ende blieb Jet nichts anderes übrig, als den Fuß zu amputieren. Sonst wäre Adam gestorben, und das wollte Jet auf keinen Fall zulassen. Als er schließlich sicher war, dass er die Schlacht gewonnen hatte und Adam mit den übrigen Patienten zusammen im Zeltunterstand untergebracht war, hatte der neue Tag bereits begonnen.
Seit achtundvierzig Stunden war Jet mittlerweile auf den Beinen, und er musste unbedingt etwas Schlaf bekommen. Erica war ebenfalls erschöpft, aber sie versicherte ihm, dass sie die Verletzten noch so lange überwachen konnte, bis er sich etwas ausgeruht hatte. Im Augenblick waren alle Patienten stabil, obwohl Jim, der Älteste, ihnen Sorgen machte. Er hatte innere Verletzungen, vermutlich an der Milz.
Jet kämmte sich mit den Fingern durchs Haar, das sich vor Schmutz stumpf anfühlte. Sie brauchten dringend Unterstützung, aber das Schiff konnte nicht mehr weit weg sein. Auf dem großen Schiff der Marine gab es medizinisches Fachpersonal und eine gute Ausstattung. Sogar einen kleinen Operationssaal, für den Fall, dass bei Jim eine Notoperation durchgeführt werden musste.
Irgendjemand brachte Jet eine Decke und ein Kissen und riet ihm, sich möglichst nah ans Feuer zu legen, um warm zu bleiben. Es zog ihn sowieso dahin, weil Becca dort war.
Auf dem Weg zu dem eingestürzten Gebäude hatte er einen Ausdruck von Verlorenheit in ihrem Gesicht gesehen.
Jetzt erinnerte er sich daran, als er sie sah. Auch Becca hatte ein Kissen und eine Decke bekommen. Sie lag auf der Seite, die Beine angezogen, und schlief tief und fest mit dem Kopf auf ihrem Arm.
Dunkle Wimpern lagen auf ihren blassen Wangen, und ein kleines Lächeln umspielte ihren Mund. Sie wirkte erstaunlich jung. Schutzlos.
Jet legte sich neben sie und schloss die Augen. Gleich darauf machte er sie jedoch wieder auf, stützte sich auf einen Ellenbogen und betrachtete Becca. Behutsam fuhr er mit den Fingerspitzen von ihrer Stirn bis zum Kinn. Halb öffnete Becca die Augen. Zunächst verwirrt, doch dann erkannte sie ihn, und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Seufzend drehte sie den Kopf, sodass ihr Kinn und ihre Wange an Jets Hand lagen.
Es war wie die Bestätigung einer Verbindung, die so tief war, dass es keine Worte dafür gab.
Unwillkürlich beugte Jet sich herüber und küsste Becca sanft auf die Lippen. „Schlaf weiter“, flüsterte er. „Es wird alles gut, das verspreche ich dir.“
Es dauerte einige Sekunden, bis Becca richtig wach wurde. Der Boden unter ihr fühlte sich unglaublich hart an. Dann merkte sie, dass ihr alles wehtat und sie schrecklichen Durst hatte.
Als sie die Augen aufschlug, blinzelte sie in strahlenden Sonnenschein. Sie streckte den Arm aus. Jet hatte doch neben ihr gelegen, oder?
Und er hatte sie mit einer solchen Zärtlichkeit geküsst, dass sie mit einem Gefühl absoluter Sicherheit und Geborgenheit wieder eingeschlafen war.
Vielleicht nur ein Traum?
Jedenfalls war Jet jetzt nicht mehr da. Mühsam setzte Becca sich auf. Noch nie im Leben hatte sie sich so steif und zerschlagen gefühlt. Ihre Augen waren rau wie Sandpapier, und das Sonnenlicht schmerzte.
Sie schaute sich um. Das Meer war sehr nah und glitzerte blau. Kleine weiße Schaumkronen zeigten sich auf den Wellen, und hoch über ihnen kreisten Möwen. Hier gab es keinen Strand. Die Wellen brachen sich direkt an den
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