Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
einer Nacht, in der die Sterne wie Diamanten auf schwarzem Samt funkelten. Und es war so kalt, dass Becca fror. Doch dann erlebte sie aufgeregt, wie die ersten Flammen in der tiefen Dunkelheit aufflackerten.
„Wünschst du dir immer noch, ein Junge zu sein?“, fragte Jet halblaut.
Oh ja, das hatte sie damals gesagt.
Mit einem langen Stock hatte sie ums Feuer getanzt, immer bereit, in den glühenden Kohlen zu stochern, wenn es nötig war.
Ich wünschte, ich wär ein Junge.
Warum?
Weil ich mir dann immer selbst ein Feuer machen könnte.
Die Jungs hatten sich vor Lachen nicht mehr halten können. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis sie wieder ernst wurden.
Wenn du erwachsen bist, kannst du dir so oft ein Feuer machen, wie du willst.
Wieso muss ich so lange warten?
Weil du erst lernen musst, das Feuer zu kontrollieren. Zum Beispiel, wie man es löscht. Und man muss die richtigen Orte kennen, wo man ein Feuer anzünden darf. Sonst kann man großen Ärger kriegen.
Becca erinnerte sich auch noch an Jets Kommentar, der Matts brüderlichem Rat folgte.
Feuer ist gefährlich. Gefährliche Dinge zu tun ist manchmal spannend, aber es kann auch falsch sein.
Jetzt presste sie die Hand vor den Mund, als die Vergangenheit in die Gegenwart überging.
Oben auf dem Berg war ein Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen entbrannt, erregender als alles, was sie je erlebt hatte.
Und gefährlich? Oh ja. Weil es in ihr die Sehnsucht weckte, Jet wieder zu vertrauen. Ihm ihr Herz zu schenken. Doch das würde sie absolut verletzbar machen.
War es falsch gewesen? Nein. Wie konnte etwas falsch sein, das sich so richtig angefühlt hatte?
Aber vielleicht empfand Jet dies ja ganz anders. Becca sah ihn von der Seite her an. „Nein“, sagte sie leise. „Ich bin froh, dass ich kein Junge bin.“
Sein Gesicht blieb ausdruckslos, und er wartete einen Moment, ehe er antwortete. „Ich auch.“
Sie blickten einander an. Er bereute es also auch nicht, dass sie miteinander geschlafen hatten. Vielleicht wollte er sogar mehr? Der Moment dehnte sich. Ein Wendepunkt, der Becca auf einmal erschreckte.
Ihr Herz pochte heftig, und ihr war schwindelig. Die ganze Welt schien sich zu drehen. Sie musste wegschauen und versuchen, irgendwo einen Halt zu finden.
Halt dich fest! Die Warnung kam wie aus dem Nichts. Eine namenlose Angst. Dieselbe Angst, die sie gepackt hatte, als sie glaubte, Jet sei mit dem Wrack des Hubschraubers ins Meer gerissen worden.
Du darfst nicht fallen. Sonst stürzt du ab und verbrennst.
„Inzwischen kann ich mir mein eigenes Feuer anzünden.“ In ihrer Stimme schwang ein seltsamer Unterton mit. „Wenn ich will.“
„Na klar“, brummte Jet. „Du bist jetzt ja auch erwachsen.“
Becca hielt den Atem an. Was würde er jetzt sagen? Dass eine neue, erwachsene Verbindung zwischen ihnen bestand? Eine zwischen Mann und Frau, die so intensiv war, dass man sie nicht ignorieren konnte?
Jet streckte sich jedoch bloß und wandte den Blick ab. Er seufzte. „Ich dagegen muss immer dabei helfen, die Feuer zu löschen, die andere nicht kontrollieren können.“
Der magische Moment war vorbei. Nun befanden sie sich wieder auf sichererem Boden. Weiter entfernt von der Vergangenheit und von dem, was zwischen ihnen passiert war. Jet wollte also nicht darüber reden. Oder vielleicht empfand er tatsächlich nichts.
Das war ziemlich wahrscheinlich, denn immerhin hatte er die ganze Sache einfach beiseitegewischt und so getan, als wäre nichts Wesentliches geschehen. Wenigstens wurde es für sie dadurch leichter, sich zusammenzureißen. Becca hatte nämlich nicht die Absicht, sich selbst bloßzustellen, indem sie ihr Herz aufs Spiel setzte. Eine Frau, die ihren Jugendschwarm nie überwunden hatte.
Sie lachte ein wenig. „Erzähl mir nichts, Jet Munroe. Du zündest deine eigenen Feuer an, weil du genau dort hingehst. Du lebst doch gerne gefährlich.“
„Na ja, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, gab er trocken zurück. „Sein Geld als Hubschrauberpilotin zu verdienen, ist auch nicht grade ein geruhsames Leben.“
„Das heißt, wir sind beide Adrenalin-Junkies. Ist doch nichts Verkehrtes dran, oder?“
„Natürlich nicht.“ Er lächelte. „Es gibt nichts Besseres, als dem Tod von der Schippe zu springen, um sich richtig lebendig zu fühlen. Stimmt’s?“
Diesmal seufzte Becca. „Im Moment fühle ich mich ehrlich gesagt nicht besonders lebendig.“
Da sie zum ersten Mal imstande war, sich zu
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