Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
einiger Zeit einigelte und von der Außenwelt abschottete. „Warum kommst du nicht gleich her? Du kannst deine Dinge doch auch von hier aus erledigen.“
„Es geht mir hier gut, und ich habe genug zu tun, um mich zu beschäftigen.“
„Aber ein bisschen Urlaub würde dir nicht schaden, und der Strand hier ist herrlich. So ruhig. Keine Touristen.“ Früher war ihr Vater mit ihr durch die ganze Welt gereist.
„Dafür ist später noch Zeit. Im Augenblick habe ich eine Menge Arbeit, die ich genau dort erledigen werde, wo ich bin. Außerdem hast du es viel nötiger als ich, mal ein wenig auszuspannen. Und vielleicht begegnet dir ja auch ein netter junger Mann, mit dem du ein paar Tage am Strand verbringen möchtest.“
In dieser Hoffnung lebte ihr Vater ständig, er wünschte sich Enkelkinder. Aber Erin hatte ganz andere Ziele. Seit ihrer schweren Leukämie und den zahlreichen Rückschlägen wollte sie sich den Traum einer eigenen Klinik erfüllen. Und in den fünfzehn Jahren seit ihrer vollständigen Genesung hatte sie ihn konsequent verfolgt.
„Dad, du weißt, dass ich im Moment nicht auf Männersuche bin.“
„Am meisten bedauere ich, dass ich eine so ernsthafte Tochter großgezogen habe. Es war eine Alt-Männer-Welt, in der du aufgewachsen bist, und ich fürchte, du hast nie gelernt, Spaß zu haben.“
Das war das Standardargument ihres Vaters, das ihr ein schlechtes Gewissen einflößen sollte, weil sie ihm die ersehnten Enkelkinder vorenthielt. Es stimmte, ihr Vater war älter als andere Väter, doch sie hatte als Kind nie etwas vermisst und sehr wohl viel Spaß mit ihm gehabt. „Das Argument funktioniert nicht.“
„Welches Argument?“
„Du weißt genau, was ich meine. Für Enkelkinder ist noch viel Zeit – falls ich überhaupt jemals den richtigen Mann finde.“
„Dazu müsstest du erst mal anfangen zu suchen.“
Oh, sie hatte gesucht und auch mal geglaubt, den Richtigen gefunden zu haben. Aber sie war von ihm verlassen worden, als sie eines Tages an einer, wie sich herausstellte, harmlosen Grippe erkrankt war. Das Schreckgespenst Krebs hatte ihn in die Flucht geschlagen. Wie damals ihre erste Highschool-Liebe, als der Krebs tatsächlich zurückgekehrt war. Oder den besten Freund ihrer Kindertage, als ihr bei der Chemotherapie die Haare ausgegangen waren. He, krass, Erin. Du kriegst ja eine Glatze! Sie wollte keine Suche mehr, keine Erwartungen, keine Angst vor Enttäuschungen. So war das Leben für sie einfacher. „Bevor wir dieses Thema vertiefen, sage ich dir Gute Nacht. Ich liebe dich, Dad.“
„Ich liebe dich auch, du Sturkopf.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, blieb Erin noch eine Weile auf der Veranda sitzen, genoss die warme Brise und die fröhliche Musik aus der Bar. Dabei dachte sie an Adam Coulson, an sein Harvard-Diplom, und dass er nicht einmal ein anständiges Stethoskop besaß. Spontan rief sie ihren Vater noch einmal an. „Eins noch“, sagte sie. „Kannst du mir ein Stethoskop schicken?“
Das tat sie nur für Coulsons Patienten. Nicht ihm zuliebe. Zumindest redete sie sich das ein.
„Okay, bringen wir es hinter uns“, kam eine Stimme irgendwo aus dem Dunkel.
Erin fuhr hoch. „Schleichen Sie sich immer so an andere Leute heran?“
„Ich bin nicht geschlichen. Außerdem habe ich laut und deutlich gesprochen.“
„Wie Sie meinen. Haben Sie die Besitzurkunde?“
Wortlos reichte er ihr das Dokument, das Erin, ohne es durchzulesen, in ihre Tasche steckte. „Danke“, murmelte sie.
„Bitte. Damit sind wir jetzt also Nachbarn, richtig?“
„Räumlich gesehen, ja. Aber deshalb müssen wir keine nachbarschaftlichen Beziehungen knüpfen. Ich weiß, Sie wollten Ihr Land nicht verkaufen und hassen mich, weil ich es gekauft habe.“
„Und Sie glauben, das macht es leichter für mich?“
„Keine Ahnung, Coulson. Ich mache Ihnen nur ein Angebot. Ich werde mich von Ihnen fernhalten, Sie in Ruhe lassen, und auch nicht in der Bar auftauchen, wenn Ihnen das lieber ist.“
„Lieber wäre mir, mein Land zurückzubekommen, aber das kann ich mir wohl abschminken. Sie haben Ihre Gründe, warum sie es unbedingt haben wollten, und ich hatte meine, warum ich es behalten wollte. Mal sehen, wie weit Sie es mit Ihrem Vorhaben bringen.“
„Was waren denn Ihre Gründe?“
„Ich wollte ein Krankenhaus aufbauen. Aber wie Sie sehen, kann ich ja kaum eine kleine Praxis führen. Das Ganze war nur ein …“
„Ein Traum?“
„In weiter Ferne. Finanziell gesehen. Sie haben
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