Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
nicht so weit her war.
Sie hatte kaum einen Schritt in den Flur getan, da zog Adam sie am Arm in den anderen Behandlungsraum. „Wie geht es ihm?“, fragte er mit leiser, erstickter Stimme.
„Er hat wahnsinnige Angst vor dir und Verbrennungen zweiten Grades an beiden Händen.“
„Sollen wir ihn nicht besser ins Krankenhaus bringen?“
„Nein, nicht nötig. Ich kann ihn hier versorgen. Aber geh jetzt noch nicht zu ihm. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass du nicht böse auf ihn bist, aber er ist ein kleiner Trotzkopf und will dich nicht sehen … jedenfalls nicht im Moment.“ Erin legte Adam tröstend die Hand auf den Arm. „Lass ihm noch ein wenig Zeit.“
„Pabla muss informiert werden“, sagte Adam. „Ich werde Davion aus den Federn scheuchen und ihn bitten, dir hier zu helfen. In der Zwischenzeit gehe ich zu Pabla und rede ein ernstes Wort mit ihr.“
„Kann Davion das nicht übernehmen?“
„Warum? Glaubst du, ich schreie Pabla in Grund und Boden?“
„Ehrlich gesagt, ja. Weil du so sehr an dem Jungen zu hängen scheinst. Wenngleich Pabla sicher ein paar harte Worte verdient hätte.“
„Keine Sorge. Ich reiße mich zusammen, schon wegen Tadeo. Das bin ich ihm schuldig.“
„Gut, ich nehme dich beim Wort. Aber könntest du mir vorher noch etwas Wasser bringen? Ich möchte die Wunden kühlen, ehe ich sie versorge.“
„Kommt sofort“, murmelte Adam und stürzte davon, als würde er um sein Leben rennen.
Keine drei Minuten später, als Erin noch Verbandszeug zusammensuchte, erschien Davion mit einem Eimer Wasser.
„Adam ist gleich zu Pabla gelaufen. Solange er noch nicht vor Wut kocht, hat er gesagt. Aber nicht wegen des Boots, sondern weil sie sich einen Dreck um den Jungen kümmert.“ Davion reichte ihr die Schüssel. „Kann ich helfen? Ich habe bisher zwar nur Verbrennungen ersten Grades behandelt, aber Sie werden mir schon sagen, was zu tun ist.“
„Unbedingt, Davion. Und sag bitte du zu mir. Wir sind ja hier schließlich Kollegen.“
„Gerne, Frau Kollegin“, meinte Davion grinsend.
Erin glaubte nicht, dass Coulson besonders freundlich zu Pabla sein würde, aber das war schon in Ordnung. Tadeo brauchte jemanden, der sich auf seine Seite stellte und für ihn eintrat. Auch mit harten Bandagen. Und dieser Jemand war Coulson. Beim Gedanken daran, wie tief seine Gefühle für den Jungen waren, wurde es Erin ganz warm ums Herz.
„Wenn Verbrennungen zweiten Grades im Durchmesser nicht größer als höchstens acht Zentimeter sind, werden sie wie solche ersten Grades behandelt. Und das ist hier der Fall. Bei großflächigeren Verbrennungen ist eine sofortige Einweisung ins nächste Krankenhaus nötig.“
„Dann ist Tadeo ja ein richtiger Glückspilz“, rief Davion fröhlich, um den Kleinen aufzumuntern.
„Ja. Und deshalb wird er auch den schönsten Verband bekommen, den ich je gewickelt habe.“ Erin lächelte Tadeo an, der so verängstigt aussah, dass es ihr schier das Herz brach. „Weiter im Text. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Brandwunde zu kühlen, aber ganz wichtig ist, dass sie niemals mit Eis in Kontakt kommt. Dabei kann die unverletzte Haut an den Rändern aufplatzen. Am besten ist es, die Wunde eine Viertelstunde unter laufendem Wasser zu kühlen, aber der Wasserhahn ist viel zu hoch oben angebracht, da reicht Tadeo nicht hin. Also, was schlägst du vor, Davion?“ Ich höre mich schon an wie Coulson, dachte Erin, und lächelte in sich hinein.
„Kalte Kompressen. Oder die Wunde in eine Schüssel mit kaltem Wasser tauchen. Steriles Wasser wäre natürlich am besten, aber das gibt es hier nicht. Wie auch immer, man muss dafür sorgen, dass die Schwellung zurückgeht, und das passiert, wenn die Haut gekühlt wird.“ Er grinste. „Adam hat mich gut gedrillt, nicht wahr?“
„Unterschätze deine eigenen Fähigkeiten nicht, Davion. Du hast eine Gabe für die Medizin.“ Sie nahm einige sterile Kompressen zur Hand.
„Und ich werde bald auf die Uni gehen. Ich wollte zwar noch warten, aber Adam hat sein Krankenhaus auch deshalb verkauft, damit ich mit dem Studium anfangen kann, bevor ich ein alter Mann bin. Er sagt zwar, er wird ein Stipendium für mich beantragen, aber ich weiß, dass er den Großteil der Studiengebühren aus seiner eigenen Tasche bezahlen will. Deshalb werde ich auch alles daransetzen, dass er stolz auf mich sein kann.“
„Er ist schon jetzt stolz auf dich, Davion. Und er weiß, dass aus dir einmal ein großartiger Arzt wird.
Weitere Kostenlose Bücher