Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Gruppe, die sie unterrichten sollte, selbst auszuwählen. Nun befand sie sich mit den vier besten Chirurgen im Operationssaal, während die zehn anderen hinter einer Glaswand der Operation zusahen.
„Kann jemand von Ihnen mir erklären, warum unser Patient hier…“, Larissa deutete auf einen übergewichtigen Mann, der gerade mit einer Beruhigungsspritze auf die Narkose vorbereitet worden war, „… trotz allem großes Glück gehabt hat, obwohl er sich bei einem Sturz aus großer Höhe beide Oberschenkelknochen mehrfach gebrochen hat?“ Fragend blickte sie in die Runde.
„Weil er noch am Leben ist?“, scherzte Helal Othman.
Larissa warf ihm einen schiefen Blick zu. Der Vierzigjährige, der seinen Beruf zehn Jahre lang an den Nagel gehängt und sich dem Börsenmarkt zugewandt hatte, ließ keine Gelegenheit aus, um Witze zu reißen. „Fallen Ihnen vielleicht noch andere Gründe ein?“
Bevor Helal eine ernsthafte Antwort geben konnte, kam eine Stimme von der Tür her: „Weil eine schöne Frau wie Sie sich um ihn bemüht?“
Faress! Larissa überlief es heiß und kalt.
„Ob das ein so großes Glück ist, bleibt dahingestellt.“ Betont gleichmütig drehte sie sich um und hoffte dabei, dass niemand ihr Herzklopfen bemerkte.
Sie hatte ihn nicht erwartet, doch hier war er. Kraftvoll schritt er auf sie zu, der formlose blaue Operationskittel wirkte an ihm wie eine königliche Robe.
„Schön, dass Sie es doch noch geschafft haben“, murmelte sie.
Rasch wandte sie sich wieder ihren Schützlingen zu. „Es gibt einen ganz bestimmten Grund, aus dem unser Patient sich glücklich schätzen kann, und ich hoffe, dass Sie ihn mir nennen können. Wenn nicht, scheint alles, was ich Ihnen in meinem Kurs über Glücksfälle in der Traumachirurgie erzählt habe, Ihrem Gedächtnis bereits wieder entfallen zu sein.“
Den vier Weiterbildungsassistenten war anzusehen, dass ihre Konzentration durch das Erscheinen des Kronprinzen leicht gelitten hatte. Nicht nur, dass sie förmlich vor Ehrfurcht erstarrt waren, sie fragten sich auch, in welcher Beziehung Larissa zu Faress stand. Im Klinikum gingen bereits allerlei Gerüchte um.
Der Älteste in der Gruppe, ein bärtiger Australier namens Patrick Thompson, der jahrzehntelang als Allgemeinarzt und Geburtshelfer gearbeitet hatte und sich nun auf dem Gebiet der Chirurgie etablieren wollte, fasste sich als Erster. „Lassen Sie mich sehen … Ich denke, unser Patient hat insofern Glück gehabt, dass er bei seiner Zwerchfellruptur …“
„Ich habe nicht gesagt, dass er eine hat“, wandte Larissa ein.
„Ach.“ Patrick schaute verwirrt drein. „Wirklich nicht?“
„Das möchte ich gern von Ihnen hören.“
„Dann haben Sie die Diagnose also noch gar nicht gesichert“, kam es von Anika Jansen, einer früheren OP-Schwester aus Holland, die ein umfangreiches theoretisches und praktisches Wissen besaß. „Sie haben einen gewissen Verdacht, deshalb wollen Sie eine videoassistierte Thorakoskopie vornehmen. Wenn Ihr Verdacht sich bestätigt, können Sie die Ruptur gleich an Ort und Stelle reparieren.“
Larissa schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln. „Das war die richtige Antwort. Und so sollte auch bei jeder Zwerchfellruptur vorgegangen werden. Aber ich habe nicht nur den Verdacht, ich weiß mit Sicherheit, dass wir es mit einer solchen zu tun haben. Und wieso weiß ich es? Gehen Sie noch einmal seine Untersuchungsergebnisse durch und sagen Sie es mir dann.“
Gemeinsam studierten die Assistenten die Krankenakte des Patienten. Faress nutzte die Gelegenheit und kam zu Larissa herüber. Normalerweise hielt er in der Öffentlichkeit eine gewisse Distanz, doch die Kollegen und das Pflegepersonal schienen die gegenseitige Anziehungskraft zwischen ihnen trotzdem zu spüren.
Faress begutachtete den Patienten. Die OP-Schwester reichte ihm eine Kopie der Krankenakte. Er vertiefte sich kurz darin und nickte. „Ein interessanter Fall und genau richtig, um die chirurgischen Kenntnisse Ihrer Gruppe zu testen. Denken Sie, sie werden dahinterkommen?“
„Bestimmt, wenn sie die Fakten noch einmal sorgfältig durchgehen.“
Faress schaute kurz zu ihnen hinüber. „Sie mögen recht haben. Erst hatte ich bei einigen meine Bedenken, aber Sie haben eine gute Hand bewiesen, als Sie Ihre Gruppe auswählten. Sie steht an der Spitze, was die bisher erworbenen Kenntnisse anbetrifft, und Ihre Teilnehmer werden die Ersten sein, die wir mit den besten Zeugnissen zur Global Aid Association
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