Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Verlassen von Faress’ Gästehaus hatte sie noch einen letzten Blick in den Spiegel geworfen. Ein aufgedunsenes Gesicht mit rot geweinten Augen hatte ihr entgegengeblickt. Wahrscheinlich sah sie immer noch nicht besser aus.
Larissa wusste nicht mehr, wie sie wieder ins Gästehaus zurückgekommen war, nachdem Faress sie am Boden zerstört in seinem Schlafzimmer zurückgelassen hatte. Sie wusste nur noch, dass sie am Flughafen angerufen und den nächsten Flug nach Hause gebucht hatte. Hals über Kopf hatte sie dann das Gästehaus verlassen und nur ihre Tasche mit dem Reisepass und der Kreditkarte mitgenommen. Die Stunden bis zum Abflug hatte sie in der Wartehalle des Flughafens von Az-Zufranah verbracht.
Immer wieder hatte sie sich eingeredet, dass es das Beste für das Baby war. Das hatte Faress ihr mit seinem Hinauswurf deutlich klargemacht.
Ich will dich nie mehr wiedersehen …
Es hatte sich wie ein Todesurteil angehört. Sie fühlte sich kraftlos, wie erloschen. Doch sie musste weiterleben. Wenn auch einzig und allein für das Baby.
Larissa spürte, wie ihr der Gurt in den nun stärker gewölbten Leib schnitt. Als sie ihn lockern wollte, hielt sie plötzlich inne.
Warum hatte die Stewardess sie gebeten, den Gurt anzulegen, wenn ihr erster Zwischenstopp in London sein würde? Sie waren doch gerade erst gestartet.
Larissa wartete, bis die Stewardess wieder vorbeikam. „Verzeihung, warum sollen wir uns anschnallen?“
Die bildhübsche Bidalyanerin lächelte freundlich. „Die Maschine ist zum Flughafen nach Az-Zufranah zurückbeordert worden. Der Pilot hat es bereits bekannt gegeben.“
Verschwommen konnte Larissa sich an eine Durchsage in mehreren Sprachen erinnern, von der sie jedoch kein Wort verstanden hatte. „Oh. Und warum?“
Die Stewardess hob die Schultern. „Anordnung von Prinz Faress.“ Damit entfernte sie sich.
Larissa rang nach Luft. Das Herz hämmerte ihr wie verrückt in der Brust. Faress hatte das Flugzeug zurückgerufen – warum?
Sie hatte keine Ahnung, was er damit bezweckte. Doch es ließ neue Hoffnung in ihr aufsteigen.
Die nächste halbe Stunde, bis sie gelandet waren, war die Hölle für sie. Zitternd vor Nervosität saß sie in ihrem Sitz, bis plötzlich aufgeregtes Gemurmel durch die Sitzreihen ging. Larissa blickte den Gang entlang, um zu sehen, was die Ursache war.
Und da war er. Faress.
Auch er hatte sie entdeckt. In königlicher Haltung kam er wie ein Racheengel auf sie zugeschritten. Er trug eine knöchellange tobe und darüber seine goldbesetzte abaya , seinen Kopf zierte eine ghotrah. Seine weiße Kleidung ließ seine bronzene Haut noch intensiver leuchten.
Sein Anblick und die Gewissheit, was sie verloren hatte und niemals besitzen würde, lösten einen fast unerträglichen Schmerz in ihr aus. Dicht vor ihr blieb Faress stehen und reichte ihr stumm die Hand. Larissa hatte geglaubt, keine Tränen mehr zu haben, doch sie schienen nie zu versiegen, genauso wenig wie die Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
Faress betrachtete sie über den Tisch hinweg. Larissa und er saßen auf seiner Terrasse, das ausgiebige Frühstück vor ihnen unberührt.
Es gelang ihm nicht, seine Blicke von ihr zu lösen. Er konnte ihre Schönheit ebenso wenig ignorieren wie die Art und Weise, wie sich bei jedem ihrer Atemzüge ihre vollen Brüste hoben und senkten oder wie der frische Morgenwind in ihren offenen roten Haaren spielte. Der Anblick weckte in ihm den Wunsch, seine Finger durch ihre glänzenden Locken gleiten zu lassen.
Normalerweise liebte er diese frühe Stunde, wenn die Wüste zum Leben erwachte und sein Herz mit Frieden erfüllte. Heute jedoch fand er keinen Frieden. Er wusste, dass er ihn nie wieder finden würde. Nicht ohne Larissa.
Sein Innerstes war immer noch wie gelähmt von den schmerzlichen Verlusten, die ihn innerhalb so kurzer Zeit getroffen hatten, auch wenn die Wogen des Schmerzes, des Zorns und der Eifersucht sich allmählich zu glätten begannen.
Er war zum Gästehaus gegangen mit dem Bedürfnis, noch einmal mit Larissa zu reden, damit nichts ungeklärt blieb. Doch sie war nicht mehr da gewesen. Larissa hatte alle ihre Sachen zurückgelassen und war gegangen. Wäre sie eine berechnende Frau gewesen, wie er ihr vorgeworfen hatte, wäre sie geblieben. Stattdessen hatte sie die Zeit genutzt, in der er einen Ritt in die Wüste unternommen hatte, um vor ihm zu fliehen. Und niemand hatte nach ihm gesucht, um ihn über ihre Abreise zu informieren, denn
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