Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
glaube dir nicht! Mama ist auch nicht mehr zurückgekommen!“, rief Jameelah schrill.
„Niemand kann dem Tod entrinnen, ya habibati “, erwiderte Larissa ruhig. „Er ist das Einzige, was uns davon abhalten kann, zu dir zu kommen.“
„Dann werdet ihr mich irgendwann ebenso verlassen wie Mama und Baba. Aber wenn der Tod mir jeden wegnehmen und zum Schluss mich holen will, warum soll er mich dann nicht gleich haben?“
Faress spannte sich an. Er war bereit, jeden Moment zu ihr hinunterzuspringen. Das hier war keine theoretische Frage, Jameelah zog ernsthaft in Betracht, zu sterben.
„Wir alle wissen, dass wir eines Tages gehen müssen, ya habibati . Das macht das Leben umso kostbarer.“ Larissas Stimme klang ernst und eindringlich. „Und wir wollen mit den Menschen zusammen sein, die wir lieben. Es ist furchtbar, dass du beide Eltern verloren hast. Trotzdem bist du viel besser dran als so viele andere Kinder. Du bist eine Prinzessin, du hast eine Familie …“
In einem Anfall von Wut stampfte Jameelah mit dem Fuß auf. „Sie tun doch nur so, als würden sie mich gernhaben! Alle werden dafür bezahlt, dass sie nett zu mir sind. Ich habe nur Khali Faress und dich, aber … aber …“
Faress drückte es das Herz ab. Viel zu früh hatte das kleine Mädchen von den negativen Seiten königlicher Geburt erfahren müssen. Ya Ullah , was würde Larissa ihr entgegnen?
„Es genügt, wenn du einen oder zwei Menschen auf der Welt hast, die dich aufrichtig lieben“, kam ihre entschiedene Antwort. „Und du wirst die Menschen, die du liebst, auch nicht mit ihrem Tod verlieren. Sie werden immer um dich sein, ein Teil von dir sein. Ich habe meine Mutter und meinen Vater zur gleichen Zeit verloren, aber in meiner Erinnerung sind sie immer noch bei mir, und ich liebe sie immer noch genauso wie damals. Der einzige Mensch, der mir geblieben ist, war meine Schwester. Doch kurz bevor ich nach Bidalya gekommen bin, ist auch sie gestorben. Aber Gott hat mir etwas geschenkt, das den Verlust erträglich macht … ein Baby.“
„Ein Baby?“ Ungläubig schaute Jameelah sie von oben bis unten an. „Du bekommst ein Baby? Aber dein Bauch ist gar nicht dick!“
„Oh, er wird jetzt immer dicker werden.“ Liebevoll strich Larissa sich über den Leib. Faress spürte einen Moment lang nichts als Liebe und Zärtlichkeit für sie und das Baby. Dann sah er, wie Larissa einen Schritt auf Jameelah zu machte und das Mädchen unwillkürlich zurückwich. Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Auch Larissa stand wie versteinert da.
„Ich möchte dir ein Geheimnis verraten, Jameelah“, sagte sie schließlich. „Wirst du es für dich behalten?“ Jameelah nickte. „Mein Baby ist ein Junge, und es ist dein Cousin.“
Die Miene der Kleinen zeigte statt Unglauben plötzlich begeistertes Entzücken. „Er ist Khali Faress’ Sohn?“
Larissa zögerte nur einen kleinen Augenblick, bevor sie nickte. „Siehst du, bald wirst du noch jemanden haben, den du lieben kannst und der dich wiederliebt. Du wirst seine große Schwester sein, und du kannst ihm das Malen beibringen, so, wie deine Mama es dir gezeigt hat.“
Faress schloss die Augen. Liebe, Stolz und Dankbarkeit für diese wunderbare Frau erfüllten seine Brust. Larissa hatte die richtigen Worte gefunden, um Jameelah aus ihrer Verzweiflung zu reißen.
„Wann wird er auf die Welt kommen?“, fragte Jameelah aufgeregt. „Darf ich mir ein paar Namen ausdenken? Bitte nenne ihn nicht Omar oder Fahad. Ich habe schon sechs Cousins zweiten Grades mit diesen Namen.“
Jameelah sprudelte weitere Fragen hervor. Endlich trat sie von der Felskante weg. Faress holte erleichtert Luft, als Larissa ihr entgegenging.
Im nächsten Moment erstarrte er vor Entsetzen, denn er bemerkte, wie das Gestein unter Jameelahs Füßen zu bröckeln begann und nachgab. Mit einem Aufschrei fiel sie vornüber. Auch Larissa schrie. Sie warf sich nach vorn und bekam im letzten Moment Jameelahs Handgelenke zu fassen.
Faress sah nur noch, wie Larissa von Jameelahs Gewicht näher an den Rand der Klippen gerissen wurde und mehr Steine ins Rollen gerieten. Dann sprang er.
Er spürte den Aufprall nicht einmal. Rasch griff er nach Larissas Knöcheln, dann zog er sie und Jameelah vom Abgrund weg. Seine Liebe zu den beiden Menschen, die für ihn die Welt bedeuteten, verlieh ihm die nötige Kraft.
Eng an sich gedrückt brachte er beide in Sicherheit, wobei er sie mit Küssen voller Dankbarkeit überschüttete. Weinend
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