Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Freund. Du bist an unserer neuen Kollegin nicht nur beruflich interessiert.“
„Falsch.“ Sie rückten ein paar Schritte in der Warteschlange auf. „Die Klinik kommt bei mir immer an erster Stelle, das weißt du.“
Im Stillen nahm Joss sich jedoch vor, mehr über Melissa Clarkson herauszufinden. Hatte sie es sich zum Ziel gesetzt, die Männer des halben Ortes verrückt zu machen, bis sie ihr zu Füßen lagen? Welches Spiel spielte sie? Frauen spielten immer ein Spiel, um ans Ziel zu kommen, diese Erfahrung hatte er am eigenen Leib gemacht. Er war selbst Opfer eines solchen Spiels geworden. Seitdem war er extrem vorsichtig.
Melissa schaute zu Joss hinüber und sah, wie er mit Dex plauderte. Ihre weibliche Intuition sagte ihr, dass sie selbst Gegenstand des Gesprächs war.
„Hey, Doc!“ Ein Mann lehnte sich über ihren Tisch. „Stimmt es, dass Sie am Nationalfeiertag eine Kussbude haben werden?“
Melissa stöhnte und schüttelte den Kopf. Gerüchte schienen sich hier tatsächlich wie ein Lauffeuer zu verbreiten.
„Verschwinde, Bluey“, knurrte Nev.
„Lass sie in Ruhe“, befahl Kev. Zum Glück gehorchte Bluey und verschwand wieder. Doch Melissa begann sich allen Ernstes zu fragen, worauf sie sich da eingelassen hatte. War sie wirklich bereit für ein Leben in einem kleinen Ort im Outback? Und vor allem – zu einer Zusammenarbeit mit Joss Lawson, der es fertigbrachte, ihr Herz zum Flattern zu bringen, wenn er sie nur anschaute?
Ihr Blick wanderte wieder zu ihm und begegnete dem seinen. Sie hätte gleich wieder wegsehen sollen, doch sie konnte es einfach nicht. Stattdessen schaute sie wie fasziniert in seine unglaublich blauen Augen. Die anderen Gäste wurden konturlos und schienen sich zu verflüchtigen.
Himmel, was geschah mit ihr? Alles erschien ihr so unwirklich, und doch waren die Funken, die zwischen ihnen flogen, so real. Bei dem Ausdruck, den sie in seinen Augen sah, hatte sie plötzlich das seltsame Gefühl, dass sich ihr Leben grundlegend ändern würde.
„Was soll’s sein, Joss?“, fragte Wazza, einer der Barkeeper. Joss riss seinen Blick von Melissa los und gab seine Bestellung auf. Gleich darauf schaute er wieder zu ihr hinüber, doch sie hatte den Blick abgewandt und plauderte mit Nev und Kev.
Als er an den Tisch zurückkehrte und die Drinks verteilte, hatte er sich wieder unter Kontrolle. Sie hoben ihre Gläser und wünschten sich erneut ein glückliches neues Jahr.
Joss ließ sein Glas gegen Melissas klingen. „Auf einen brandneuen Tag!“
„Auf ein brandneues Jahr!“, erwiderte sie und stieß mit ihm an. Während sie von ihrem Ginger Ale trank, versuchte sie die Wirkung zu ignorieren, die seine Nähe auf ihr seelisches Gleichgewicht hatte.
Einige andere Gäste setzten sich zu ihnen. Alle schienen nur an ihrer Person interessiert zu sein, aber das war verständlich, wenn man als Fremder in einen kleinen Ort kam. Melissa dagegen hatte nur Interesse an Dex. Immer wieder suchte sie mit ihren Blicken die Menschenmenge nach ihm ab. Sie wollte ihm ein frohes neues Jahr wünschen und hoffte inständig, dass es das für sie beide werden würde – dass Dex nicht nur den spontanen Wunsch entwickeln würde, sie selbst näher kennenzulernen, sondern dass er auch etwas über seine leiblichen Eltern erfahren wollte. Sie besaß alle nötigen Dokumente und etliche Fotos, die sie ihm zeigen wollte.
Joss beugte sich so dicht zu ihr, dass sein Atem ihren Hals streifte. „Dex ist dort drüben irgendwo“, machte er sie aufmerksam. „Sie suchen ihn doch, oder?“
Melissa wurde ganz heiß. Sie brauchte nur ein wenig nach links zu rücken, und ihre Lippen würden sich abermals berühren. Der Gedanke elektrisierte sie und ließ sie ihre Suche nach Dex vergessen. Joss zu küssen … Sie senkte den Blick zu seinem Mund und öffnete dabei unbewusst die Lippen. Ein Kuss von Joss … Als sie den Blick hob und dem seinen begegnete, merkte sie, dass ihr der Mund ganz trocken geworden war.
Das hier war einfach verrückt – verrückt und völlig unangebracht. Er war ihr Vorgesetzter! Verschwommen erinnerte sie sich an seine letzten Worte. Dex …
„Ja“, erwiderte sie schließlich. Sie wandte den Kopf und sah, wie ihr Bruder sich angeregt mit zwei Blondinen und einer Rothaarigen unterhielt. „Was für ein Mensch ist er eigentlich?“
„Dex?“ Nev schaute sie erstaunt an. „Wissen Sie das nicht selbst?“
„Deshalb ist sie ja hier: Um es herauszufinden“, erklärte Joss.
„Oh, okay.
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