Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
ertappte sich bei dem Wunsch, die Uhr zurückdrehen zu können. Hätte sie Teo doch nur früher kennengelernt, damals vor einem Jahr, als ihr Leben noch … normal war. Andererseits wären sie sich vielleicht gar nicht nähergekommen. Angefangen hatte es doch erst, als er sie im Warteraum aus einer schrecklich peinlichen Situation erlöst hatte.
Und heute hatte er sie wieder gerettet.
„Vielleicht bin ich nur ein bisschen sauer“, antwortete sie abwehrend.
Nein, eher frustriert – und besorgt. Klar, es war nie leicht, ein Baby zu intubieren. Und ja, sie hatte gezögert, weil sie flüchtig Emmas Gesichtchen vor sich gesehen hatte, als sie auf den kleinen Jungen hinunterblickte. Aber sie wäre der Aufgabe gewachsen gewesen, ganz bestimmt. Was hätte sie denn noch, wenn sie in ihrem Beruf versagte? Er war ihr Halt, der Boden, auf dem sie immer fest und sicher gestanden hatte. Es gefiel ihr gar nicht, dass Teo sich eingemischt und ihr die Arbeit aus der Hand genommen hatte.
„Warum?“
„Ich hätte den Kleinen auch intubieren können. Warum denken Ärzte immer, sie könnten einfach übernehmen?“
„Hey, der Typ ist doch Chefarzt in der Pädiatrie, oder?“
„Ja.“
„Na, dann war er der Beste für den Job. Wo ist das Problem … wolltest du jemandem was beweisen?“
Natürlich war er der Beste gewesen, und sie wollte auch das Beste für ihre Patienten, aber … wie schaffte Teo es, immer professionelle Distanz zu wahren? Lag es daran, dass er ständig mit kranken Kindern zu tun hatte? Kinder schienen in seinem Leben eine große Rolle zu spielen, nicht nur im Beruf. Und sie vergötterten ihn. Beim Grillnachmittag war er ständig von einer Horde Kinder umringt gewesen.
Ohne Emma wäre er gar nicht auf mich aufmerksam geworden, dachte sie. Vergiss das nicht, wenn deine dummen Hormone dich auf dumme Ideen bringen!
„Du hast recht.“ Seufzend verdrängte sie die beunruhigenden Gedanken. „Vielleicht bin ich doch noch etwas eingerostet. Und wenn Kinder betroffen sind, geht es einem eben nahe.“
„Sicher, vor allem, weil du selbst Mutter bist.“
Vielleicht war das des Rätsels Lösung. Teo hatte keine eigenen Kinder, und er wollte auch keine. Das wusste sie von Alisi. „Er hat Freundinnen, aber er bleibt nie länger als ein paar Wochen mit einer zusammen“, hatte seine Cousine ihr bekümmert anvertraut.
„Da sind wir.“ Tom hielt vor dem Haus, von dem der Notruf gekommen war.
Die siebenundachtzigjährige Agnes klagte über Schwindelgefühle, aber sie weigerte sich, ins Krankenhaus zu fahren.
„Ihr Blutdruck ist sehr niedrig“, sagte Zoe. „Und Ihre Herzfrequenz zu hoch. Es wäre besser, wenn Sie sich im Harbour gründlich durchchecken ließen.“
„Um Weißkittel mache ich einen großen Bogen, meine Liebe. Schlechte Erfahrungen.“
„Sie war ganz grau im Gesicht“, erzählte die Nachbarin, die den Rettungsdienst angerufen hatte. „Bestimmt wäre sie zusammengeklappt, wenn ich sie nicht dazu gebracht hätte, sich hinzulegen.“
„Ich bin noch nie umgekippt“, sagte Agnes würdevoll. „Auch auf meine alten Tage werde ich nicht damit anfangen.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass Sie knapp davor waren.“ Zoe betrachtete den EKG-Bildschirm. „Sind Sie sicher, dass Sie nirgendwo Schmerzen haben?“
Als Tom ihr die Nasenkanüle für die Sauerstoffversorgung reichte, warf er Zoe einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie nickte. Wahrscheinlich hatte die alte Dame einen leichten Herzanfall erlitten, und sie durften sie hier nicht allein lassen. Aber es würde nicht leicht sein, sie davon zu überzeugen.
Und das bedeutete, dass sie heute spät nach Hause kommen würden.
Zum Glück war das Kangaroo Day Care da flexibel. Zoe rief kurz dort an, als sie Agnes endlich überredet hatten, doch besser mit ihnen zu kommen.
„Emma geht’s gut“, versicherte ihr eine Erzieherin. „Lassen Sie sich Zeit, wir sind ja bis acht Uhr abends da.“
Was Zoe die Gelegenheit bot, auf die sie den ganzen Tag gewartet hatte. „Ich wollte noch mal zur Kinderstation“, sagte sie zu Tom, nachdem sie Agnes in die Notaufnahme gebracht hatten. „Nach dem Baby sehen, das wir heute Morgen gerettet haben.“
„Dann warte ich so lange, ich möchte auch wissen, wie es ihm geht.“ Tom schien es nicht eilig zu haben. „Wir haben Dienstschluss, da kann ich im Personalraum in Ruhe einen Kaffee trinken.“
„Und zufällig die hübsche blonde Schwester wiedersehen, die du heute Morgen nicht aus den Augen gelassen
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