Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
hast?“
Tom grinste breit. „Zieh Leine, Zoe.“
Teo hatte Dienst.
Zoe brauchte ihn nur von Weitem zu sehen, und schon stellten sich die verwirrenden Empfindungen wieder ein. Ihr Herz schlug ein bisschen schneller, ein Kribbeln tanzte auf ihrer Haut. Eigentlich hätte sie darauf vorbereitet sein müssen, es passierte ihr bei ihm ja nicht zum ersten Mal.
Aber sie hatte ihn noch nie in OP-Kleidung gesehen. Das schlichte blassblaue Kittelhemd betonte seine breiten Schultern und enthüllte muskulöse Unterarme. Seine Tätowierung war bedeckt, doch weil Zoe von ihr wusste, hatte sie das Gefühl, etwas Intimes von ihm zu kennen. Etwas, wovon keiner hier wusste.
Von beunruhigenden Gefühlen erfüllt fragte sie sich, ob es klug gewesen war, hierherzukommen. Um sich unauffällig wieder zu verdrücken, war es jedoch zu spät. Teo hatte sie entdeckt.
„Zoe … du meine Güte, Sie sind doch nicht noch im Dienst?“ Er stand mit einer Kollegin an der Stationszentrale.
„Wir haben gerade Feierabend gemacht. Ich wollte wissen, wie es dem kleinen Jungen von heute Morgen geht.“
„Ausgesprochen gutes Timing. Wir sprachen gerade über den kleinen Kerl. Wendy, das ist Zoe Harper. Sie hat die Rettungsmaßnahmen bei Matthew geleitet.“
„Nicht allein.“ Sie mied seinen Blick. „Ich war froh, dass Teo auch dabei war.“
Wendy sah rasch von ihr zu Teo und wieder zu Zoe. „Perfekte Teamarbeit“, sagte sie dann lächelnd. „Dem Baby geht es gut. Wir haben ihn sediert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen, aber wir sind sehr zufrieden mit ihm, nicht, Teo?“
„Ja, aber ich hätte gern noch mehr Bewegung beim endtidalen CO2. Meinst du …“
Zoe überließ die beiden Ärzte ihrem Fachgespräch und wandte sich ab. Hinter einer Glasscheibe entdeckte sie das Baby: eine winzige Gestalt, die auf dem weißen Laken verloren wirkte. Es war bis auf eine Windel nackt und von einem Gewirr von Leitungen und Schläuchen bedeckt.
Die Mutter saß am Bettchen und hielt eine seiner kleinen Hände sanft in ihrer. Sie betrachtete ihr Kind, ohne von der Umgebung irgendetwas wahrzunehmen. Zoe verstand das gut. Wäre Emma an Matties Stelle, sie würde sie nicht loslassen, ihr Kraft geben, ihr zeigen, dass sie nicht allein war.
Zoe wurde plötzlich die Brust eng, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und zu ihrem Entsetzen brannten Tränen in ihren Augen. Sie zwinkerte sie weg und räusperte sich.
Woraufhin Teo zu ihr herübersah.
„Möchten Sie nicht hineingehen?“, sagte er. „Ich bin sicher, Chloe wird Ihnen danken wollen.“
Zoe schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht. Meine Schicht hat länger gedauert, und ich muss Emma abholen.“
„Ich begleite Sie nach unten, ich bin eigentlich auch schon auf dem Weg nach Hause.“
Während sie schweigend zu den Fahrstühlen gingen, wuchs Zoes Anspannung. Heftiger als nötig drückte sie auf den Knopf. „Danke für Ihre Hilfe heute Morgen“, brach sie das Schweigen, merkte aber selbst, wie kühl sich das anhörte.
Sie spürte, wie er sie überrascht von der Seite anblickte. „Keine Ursache“, meinte er. „Es war eine schwierige Intubation.“
„Ich hätte es schon geschafft.“ Zoe starrte auf die Anzeige, als könnte sie damit das grüne Aufleuchten herbeizwingen. „Ich wollte auch einen Führungsdraht benutzen.“
„Wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte Ihnen keine Hilfe angeboten?“
Der verwunderte Unterton war ihr nicht entgangen. Zoe wandte den Kopf und sah in dunkelbraune Augen, die ihren Blick suchten.
„Nein, natürlich nicht.“ Sie schluckte. „Sie waren von uns allen am besten dafür qualifiziert. Ich … ich wollte nur nicht, dass Sie denken, ich wäre … unfähig oder so.“
„Auf den Gedanken würde ich nie kommen“, antwortete er ernst. „Aber ich glaube, Sie sind zu sehr viel mehr fähig, als Sie denken.“
Sie starrte ihn immer noch an, als der Lift mit einem feinen „Ping!“ hielt und die Türen aufglitten. Zoe gab sich einen mentalen Ruck und betrat mit Teo die Kabine. Die Fahrstuhltüren schlossen sich wieder.
Sie war allein mit Teo, und sie fand es auf einmal ziemlich eng in der Kabine. Zoe holte tief Luft. „Wie meinen Sie das?“
„Sie sind eine ausgezeichnete Sanitäterin“, antwortete er ruhig. „Aber das meinte ich nicht.“
„Was dann?“, fragte sie scharf nach. „Dass ich als Mutter unfähig bin? Oder dass ich nicht in der Lage bin, meinen Job richtig zu machen, weil ich Mutter bin? Haben Sie deshalb die Intubation
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