Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
übernommen?“
Teo atmete hörbar aus, und es klang wie ein Seufzer. „Okay, wenn Sie es genau wissen wollen – ich dachte, es wäre vielleicht schwer für Sie, weil das Kind in Emmas Alter war.“
„Kali ist genauso alt. Hat Sie das beeinträchtigt?“
„Ich bin daran gewöhnt.“ Auf einmal wirkte er verschlossen, als hätte er eine Barriere hochgefahren. Zoe hatte diesen Ausdruck bei Teo schon mal gesehen: Am Strand, als er seinem kleinen Neffen Schmerzen zufügen musste, um ihn vor größeren Schmerzen zu bewahren.
Etwas Ähnliches kannte sie auch. Mit Emma. So als wäre eine Barriere aus dickem undurchdringlichem Glas zwischen ihrer Tochter und ihr. Als würde sie sich um ein Baby kümmern, das in Wirklichkeit gar nicht ihres war. Natürlich wollte sie diese durchsichtige Wand niederreißen. Wer wollte das nicht?
Andererseits bedeutete sie in Situationen wie heute Morgen auch Schutz. Hatte er das gemeint? Dachte er, dass sie diese Barriere aktivieren konnte, wann immer sie sie brauchte?
Ach, verdammt, es war ein langer Tag, und Teo verwirrte sie nur. Es gefiel ihr nicht. „Haben Sie etwas gegen arbeitende Mütter?“, hörte sie sich sagen.
„Ich finde es nicht ideal, aber das liegt vielleicht daran, wie ich aufgewachsen bin.“
„Emma ist gern in der Kita.“
„Und Sie lassen sie gern dort?“
Der Lift hielt. Sie betraten den Flur und gingen gemeinsam Richtung Notaufnahme.
„Ich liebe meinen Beruf. Sechs Monate Mutterschaftsurlaub waren genug.“
„Ich glaube nicht, dass Sie Mutterschaftsurlaub hatten“, entgegnete er nachdenklich. „Vielleicht ist das das Problem.“
„Wie bitte?“ Er dachte also, sie hätte ein Problem. Zoe fühlte sich plötzlich … klein. Uninteressant.
„Sie waren krankgeschrieben, Zoe. Kann sein, dass Mutterschaftsurlaub genau das ist, was Sie jetzt brauchen.“
Sie gab einen ungläubigen Laut von sich. Zoe war drauf und dran, ihm zu sagen, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.
Aber hatte sie ihn nicht praktisch gebeten, sich einzumischen? In dem Moment, als sie ihm im Warteraum ihre schreiende Tochter in die Arme drückte? Als sie die Einladung zum Grillnachmittag mit seiner Familie annahm?
Da ihr die Worte fehlten, blickte sie ihn zornig an.
Er lächelte nur. „Gestern am Flughafen hat Alisi mich buchstäblich unter Tränen gebeten, Sie doch bitte zu überreden, dass Sie sie besuchen.“
Das überraschte Zoe nicht. Es war das Hauptthema während ihres Einkaufsbummels mit seiner Cousine gewesen. Alisi hatte ihr sogar schon eine SMS geschrieben, dass Zoe mit ihrem Baby sehnsüchtig erwartet würde.
„Ihnen geht es schon wesentlich besser“, fuhr Teo fort. „Sie brauchen nur Zeit mit Ihrem Baby, dann werden Sie feststellen, dass die Bindung viel stärker ist, als Sie denken.“ Seine tiefe Stimme klang sanft. „Sie haben die Fähigkeit, eine fantastische Mutter zu sein, in sich. Das meinte ich vorhin. Aber im Moment verlangen Sie zu viel von sich, und Sie wollen alles perfekt machen. Ein paar Tage in der Sonne, zusammen mit Alisi, werden Ihnen helfen, sich zu entspannen. Wahrscheinlich stellen Sie sehr schnell fest, dass manches leichter ist, als es Ihnen vorkommt.“
Mit einem augenzwinkernden Lächeln wandte er sich um und ging zu den Umkleideräumen. „Denken Sie darüber nach“, rief er ihr über die Schulter zu. „Zurzeit gibt es günstige Flüge, ich habe gerade ein paar für mich gebucht.“
Zoe starrte ihm nach.
Bei ihm klang es so locker, so unkompliziert.
Und vielleicht hatte er recht.
Seit dem Grillnachmittag hatte sie sich verändert. Sie fühlte wieder etwas, manchmal Beunruhigendes, aber auch Aufregendes, Erwartung und Freude. Diese Gefühle drangen wie wärmende Sonnenstrahlen in ihre betäubte Seele.
Unerwartet sah sie eine tropische Insel vor sich, mit einem weißem Sandstrand und mächtigen Palmen. Sie hörte Gesang und fröhliches Lachen, und vor einem orangeroten Sonnenuntergang hoben sich die Silhouetten zweier Menschen ab, die Hand in Hand am Meer entlanggingen.
Ein Liebespaar.
Sie und Teo?
Sehnsucht war auch eines dieser neuen Gefühle, machtvoll und verwirrend.
Sollte sie ihm nachspüren? Träumen?
Es war unmöglich, es nicht zu tun …
7. KAPITEL
Es war reiner Zufall, dass Teo und Zoe zur selben Zeit auf der Insel waren.
Oder doch nicht?
Zoe hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, seit sie spontan einen Flug nach Samoa gebucht hatte. Wie auch? Sie sahen sich nicht, weil sie nicht im Dienst
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