Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
hier sitzen und Däumchen drehen? Tatenlos abwarten?“
„Nein.“ Der Beamte lächelte milde. „Sie kümmern sich um Zoe. Das ist Ihre Aufgabe, und die machen Sie sehr gut.“ Er schickte sich an, die Küche zu verlassen, warf dann aber einen Blick zum Wasserkocher. „Wenn es Ihnen keine Umstände macht … wir würden uns über einen Kaffee freuen.“
Teo starrte auf die geschlossene Tür.
Der Mann hatte ihm soeben den Auftrag erteilt, sich um Zoe zu kümmern. Sie im Arm zu halten, sie zu trösten … ihr seine Liebe zu zeigen.
Es war in dieser Situation das einzig Richtige.
Und vielleicht hatte Zoe recht. Auch für seine Mutter war es damals das einzig Richtige gewesen.
Es waren verwirrende Gedanken, aber sie spülten Schuld und Kummer, die jahrelang tief in ihm vergraben gewesen waren, einfach weg. Teo fühlte sich wie befreit. Überwältigt von Gefühlen drückte er Zoe fest an sich.
„Wir stehen das durch“, flüsterte er. „Gemeinsam.“
Zoe spürte seinen starken, gleichmäßigen Herzschlag an ihrer Wange und seine kraftvollen Arme, in denen sie sicher und geborgen war. Und sie hörte noch immer seine warme Stimme, als er ihr sagte, dass er sie liebte.
Seine Worte lösten ein wundervolles warmes Gefühl aus, trotz der schlechten Neuigkeiten, dass ihre Mutter und Emma gegen alle Hoffnungen nicht in einem der Züge Richtung Norden waren.
Teo liebte sie.
„Ich mache wohl besser den Kaffee“, murmelte sie.
„Hol du die Tassen, ich setze Wasser auf.“
Den Wasserkocher schon in der Hand, hielt Teo plötzlich inne und sah Zoe an. „Wohin würdest du gehen?“
„Nach Hause.“
„Wenn du aber nicht weißt, wo genau dein Zuhause ist? Wenn du völlig durcheinander bist?“
„Worauf willst du hinaus?“
„Nehmen wir an, deine Mutter ist verwirrt und glaubt wirklich, dass sie dich bei sich hat, ihr Baby. Sie ist eine junge Mutter, hat gerade ein Kind bekommen, und alles ist ein bisschen aufregend und seltsam. Versuch mal, dich in sie hineinzuversetzen. Was würdest du dir am meisten wünschen?“
Dazu brauchte sie nicht einmal viel Fantasie. Vor Kurzem noch war sie auch eine verängstigte, zutiefst unsichere junge Mutter gewesen.
„Meine Familie“, sagte sie leise. „Meine Mum.“ Zoe blinzelte die Tränen weg. „Aber ich hatte Angst, auch nur an sie zu denken. Weil ich Angst hatte, eines Tages so zu werden wie sie.“
„Das wirst du nicht“, versicherte Teo ihr sanft. „Du bist du, Zoe, nicht deine Mutter.“
Sie nickte. Ihr war ein Gedanke gekommen. Wenn sie die Zeit dreißig Jahre zurückdrehte, an ihre Mutter dachte, jung, unerfahren, ratlos, mit einem Baby? Wo hätte sie Hilfe gesucht?
Zoe blickte auf. „Ich glaube, ich weiß, wo sie sein könnte.“
10. KAPITEL
„Wohin fahren wir?“
Nachdem sie den Polizisten und ihrem Vater den Kaffee gebracht hatten, sagten sie, sie bräuchten ein bisschen frische Luft. Sie hätten ihre Handys dabei und würden sofort zurückkommen, wenn sich etwas Neues ergäbe.
„Watson’s Bay. Dort gehört mir ein Stück Land.“ Zoe saß neben Teo in seinem Sportwagen und verschränkte unruhig ihre bebenden Hände. Wenn sie sich nun irrten? Ihre Idee war schon etwas abwegig.
„Du hast zwei Häuser?“, fragte Teo erstaunt.
„Nein, eins. Auf dem anderen hat zwar früher ein Haus gestanden, aber das ist lange her. Es gehörte meiner Großmutter.“
„Väterlicherseits?“
„Der Mutter meiner Mutter. Das hat mich ja auf den Gedanken gebracht, als du fragtest, wohin ich mit meinem Baby gehen würde.“
„Warum hast du das der Polizei nicht erzählt?“
„Weil es eine Sackgasse sein kann – und dann hätten sie kostbare Zeit verschwendet. Das Grundstück liegt am anderen Ende der Stadt, weit weg von der Stelle, wo sie den Wagen zurückgelassen hat. Die Fahrt dorthin, und dann auch noch mit einem kleinen Kind, ist ziemlich umständlich. Wer weiß, ob meine Mutter überhaupt in der Lage ist, sich zurechtzufinden. Aber ich will wenigstens nachsehen.“
„Wir sehen zusammen nach“, berichtigte er und nahm den Blick kurz von der Straße, um ihr zärtlich zuzulächeln. Dann schien ihm etwas einzufallen. „Warum hat dein Vater es nicht erwähnt?“
„Wahrscheinlich hat er es vergessen. Als Gran starb, habe ich es geerbt, und wir durften nicht mehr darüber reden. Mum sagte, sie will es nicht. Seitdem ist sie nie wieder da gewesen. Ich war vor einigen Jahren dort, das Haus ist nur noch eine verkohlte Ruine. Sicher ist es längst
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