Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
zusammengefallen.“
„Was ist passiert?“
„Es stand zu lange leer. Irgendwann waren die Scheiben eingeschlagen, die Türen demoliert, und zum Schluss hat sich ein Brandstifter daran ausgetobt. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade dabei, meine Familie und all die schlimmen Erinnerungen hinter mir zu lassen, um ein neues Leben zu beginnen. Ich fühlte mich … verflucht. Es war eine harte Zeit. Danach habe ich nicht mehr an das Haus gedacht. Bis heute.“
Sie schwieg, als Erinnerungen hochkamen, die sie lange Zeit verdrängt hatte. Ihre Großmutter war eine wundervolle Frau gewesen, bei der sie sich immer geborgen gefühlt hatte. Aber sie hatte ihre eigene Tochter nicht verstanden.
Es spielt sich alles in ihrem Kopf ab, sie muss sich nur zusammenreißen. Wenn sie etwas mehr Rückgrat hätte …
„Wo muss ich hin?“, fragte Teo, als sie sich einer großen Kreuzung näherten.
„Bleib auf der Oxford Street. Hinter Bondi geht sie in die South Head über.“ Zoe kamen wieder Zweifel. „Ich weiß nicht, ob Mum wirklich so verwirrt ist, dass sie in einer anderen Zeit lebt. In der Zeit, bevor der Streit losging.“
„Welcher Streit?“
„Gran war eine wundervolle Frau, aber auch nicht gerade zimperlich. In ihrer Generation wurde angepackt, was anlag, und wer das nicht schaffte, war schwach. Sie hielt meine Mutter für hysterisch und sagte ihr mehr als einmal, dass sie sich endlich zusammenreißen sollte. Sonst hätte sie so ein süßes Kind gar nicht verdient. Irgendwann kam sie zu uns und nahm mich mit nach Sydney. Ein paar Monate später holte mich mein Vater wieder ab, weil Mum aus dem Krankenhaus entlassen worden war und den Gedanken nicht ertragen konnte, dass ich bei ihrer Mutter war. Ich war noch nicht alt genug, um zu verstehen, was vor sich ging, da brach sie jeden Kontakt zu Gran ab. Sie redete einfach nicht mehr mit ihr.“
„Und du wurdest hin- und hergereicht wie ein Päckchen?“ Teo klang betroffen.
„Ich habe meine Gran geliebt. Sie … wollte, dass ich bei ihr bleibe. Sie hat mich geliebt.“
„Dein Dad hat dich auch geliebt. Und deine Mutter auch, da bin ich sicher.“
Zoe schüttelte den Kopf. „Dad dachte, es ist meine Schuld, dass Mum krank geworden ist.“
„Wie bitte?“ Ungläubig sah er sie an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch. Als ich fünf oder sechs war, habe ich gehört, wie zwei Nachbarinnen sich unterhielten. Sie hatten uns zu essen gebracht, weil Mum wieder in die Klinik musste. ‚Mit der Schwangerschaft hat alles angefangen‘, sagte die eine. ‚Das hat die Depression ausgelöst, und seitdem geht es bergab. Kein Wunder, dass John sich wünscht, es wäre nie passiert.‘“
„Übler Tratsch!“, stieß Teo ärgerlich hervor. „Ich kenne deinen Vater noch nicht lange, aber eins habe ich gesehen: Er liebt dich von ganzem Herzen. Und Emma auch. Er wünscht sich sehr, dass seine Familie zusammen ist.“
„Als Kind habe ich das nicht so empfunden.“
„Nein.“ Teo schwieg einen Moment. „Aber Kinder verstehen manchmal nicht alles, nicht wahr?“
Es klang, als würde er nicht nur an ihre Familie denken. Teo hatte sich schuldig gefühlt, als seine Mutter starb, und diese Schuld immer mit sich herumgetragen. Vielleicht nahm er deshalb regelmäßig die langen Reisen in seine Heimat auf sich, um andere Menschen vor einem solchen Schicksal zu bewahren. Er wollte Symptome frühzeitig erkennen und mit einer rechtzeitigen Behandlung Leben retten.
Ob er sich wegen Sefa Vorwürfe machte? Weil er die Anzeichen nicht eher erkannt hatte? Er liebte den kleinen Jungen wie einen eigenen Sohn und hatte sicher große Angst gehabt, ihn zu verlieren. Jetzt verstand sie auch, warum er so sachlich und distanziert gewesen war … zu seinem eigenen Schutz. Zoe schwoll das Herz vor Liebe, und sie schwor sich, dass sie für ihn da sein, ihm all die Liebe schenken würde, die er sich seit seiner Kindheit versagt hatte.
„Warst du heute bei Sefa?“, fragte sie.
„Selbstverständlich.“
„Wie geht es ihm?“
„Recht gut. Es ist ein schnell wachsender Tumor, deshalb wirkt auch die Chemotherapie schnell. Finn hat schon mit dem Spezialisten gesprochen. Wahrscheinlich wird Sefa nächste Woche operiert.“
„Dann wird er also gesund?“
„Ja“, sagte er hörbar bewegt. „Der Chirurg ist sich ziemlich sicher, dass er ihm das Augenlicht erhalten kann. Das verdanken wir dir, Zoe. Mach dich auf eine Riesenparty gefasst, wenn du wieder auf die Insel kommst.“
Daran mochte
Weitere Kostenlose Bücher