Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
kam aus der Küche gelaufen, als sie sie hörte. Das Mädchen sah ganz verstört aus. Sie hielt Julie ihr Handy entgegen. „Es hat immer wieder geklingelt. Ich habe dich nicht gefunden, also bin ich schließlich rangegangen. Es ist aus dem Krankenhaus in Edinburgh. Sie wollen mit dir über deinen Freund Richard reden.“
Julies Herz blieb fast stehen. Sie nahm Pierres Nichte das Telefon aus der Hand. „Hallo“, sagte sie mit zitternder Stimme.
„Julie, hier ist Kim. Es tut mir leid, dass ich dich störe, aber Richards Eltern haben mich gebeten, dich anzurufen. Richard ist heute Morgen in die Notaufnahme gekommen. Er hatte hohes Fieber und einen schlimmen Husten. Er liegt jetzt auf der Intensivstation und wird vermutlich gleich intubiert. Sein Gasaustausch ist miserabel.“
„Und der Kreislauf?“, fragte Julie mit Bangen. Wenn ihr junger Schützling eine Sepsis hatte, waren dies die kritischen Stunden.
„Der hält sich noch, aber er erschöpft sich langsam von der Atmung her. Das Röntgenbild sieht schlimm aus. Sie wollen auch eine Lavage machen, um den Erreger zu finden. Die Eltern sind völlig aufgelöst, und Richard hat nach dir gefragt.“
„Sag ihnen, dass ich so schnell es geht wieder nach Hause komme. Ich nehme das erste Flugzeug, das ich kriegen kann.“
Julie beendete das Telefonat. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Es tut mir leid, Julie“, sagte Caroline leise. „Ist das der Junge aus dem Nachtclub?“
Die junge Ärztin nickte. Sie musste zurück. Es hatte alles so gut ausgesehen, und jetzt dieser Rückfall. Richard bedeutete ihr sehr viel – warum war die Welt so ungerecht?
Caroline sah, dass Julie unter Schock stand, und nahm das Heft in die Hand. „Okay, du packst jetzt deine Sachen, und ich rufe am Flughafen an, um dich in die erste Maschine nach Norden zu setzen. Pierre ist im Krankenhaus bei Alain und Michelle, also rufe ich ein Taxi. Los!“
Julie drehte sich um und lief die Treppe wieder hinauf. Sie fing an, ihre Kleider in die Tasche zu werfen. In ihrem Kopf drehte sich alles.
Caroline betrat nach wenigen Minuten ihr Zimmer und informierte sie, dass sie einen Platz auf einem Flug mit direkter Verbindung in Paris gefunden hatte – Julie musste in zwei Stunden eingecheckt sein.
Das Taxi war unterwegs, und wenn sie Glück hatte, würde sie gerade rechtzeitig am Flughafen sein.
Als Julie wenig später mit ihrer Tasche nach unten kam, hörte die draußen schon das Taxi mit einem lauten Hupen vorfahren. Wie gerne hätte sie auf Pierre gewartet, aber wenn sie nicht riskieren wollte, den Flug zu verpassen, musste sie so schnell wie möglich abfahren.
„Sag Pierre Auf Wiedersehen für mich“, rief sie Caroline aus dem offenen Fenster zu. „Ich sehe euch beide am Wochenende in Edinburgh.“
Während der rasanten Fahrt zum Flughafen war Julie wie betäubt. Vielleicht lag es an der Sorge um Richard, aber sie hatte eine dunkle Vorahnung.
Es war fast neun Uhr abends, als das Flugzeug in Edinburgh landete. Julie nahm ein weiteres Taxi direkt zum Krankenhaus. Sie wollte keine Zeit verschwenden, indem sie in ihrer Wohnung haltmachte.
Auf der Intensivstation sprach sie zuerst mit dem diensthabenden Oberarzt, einem erfahrenen Neuseeländer.
„Wie geht es ihm?“, fragte Julie, auf das Schlimmste gefasst.
„Im Moment alles stabil“, antwortete Wayne. „Er braucht zwar ziemlich viel Sauerstoff, aber keine hohen Drücke. In der Lavage haben wir tatsächlich Pneumozysten gefunden, und er hat jetzt die entsprechende Behandlung.“
Julie schluckte. Mit einer Pneumocystis-Pneumonie war nicht zu spaßen. Sein Immunsystem war von der ganzen Erkrankung doch stärker geschwächt, als sie alle geglaubt hatten.
„Kann ich zu ihm?“, fragte Julie.
„Ja, aber er ist tief sediert. Morgen früh wollen wir ihn mal ein wenig wach werden lassen, aber nicht jetzt.“
Die junge Chirurgin trat an Richards Bett, wo sie auf seine Eltern traf, die über ihr Kommen sichtlich erfreut waren. Julie umarmte die beiden.
Richard sah so jung und verletzlich aus, wie er da zwischen Schläuchen und Maschinen im Bett lag.
Sie gingen in den Aufenthaltsraum. „Julie, wir sind so froh, dass du da bist. Es würde Richard sehr viel bedeuten – aber jetzt bekommt er es gar nicht mit.“ Nancy, Richards Mutter, brach in Tränen aus.
„Er ist hier genau am richtigen Ort“, versuchte Julie sie zu beruhigen. „Die Ärzte wissen, was das Problem ist, er hat die richtige Therapie, und jetzt brauchen wir alle
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