Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
okay. Es wird alles wieder gut.“
Nach einigen Minuten wurde ihr Schluchzen leiser, und er spürte, wie sie sich in seinen Armen beruhigte. Er strich ihr die Haare aus dem verweinten Gesicht.
„Ich vermisse sie so sehr, Pierre“, flüsterte Caroline. „Warum mussten sie sterben? Es ist so unfair.“
„Ich weiß“, sagte er. „Wenn ich an ihrer Stelle hätte sterben können, wäre ich froh.“
„Warum bist du nicht gekommen und hast uns besucht?“, fragte sie ihn flehentlich. Er sah den tiefen Schmerz in ihren Augen. „Dad hat dich so sehr vermisst. Und Mum auch. Ich habe gehört, wie er ihr gesagt hat, dass er nicht versteht, warum du nicht kommst.“
„Und was hat sie geantwortet?“, fragte er leise.
„Sie hat gesagt, dass du bestimmt deine Gründe hast. Dass sie weiß, dass du uns liebst, aber dass das Leben nicht immer so einfach ist, wie wir es gerne hätten.“
„Sie war eine gute Frau“, sagte Pierre. „Dein Vater hatte großes Glück, dass er sie geheiratet hat.“
Caroline sah ihn scharf an. „Und sie hatte Glück, dass sie ihn hatte. Sie hat ihm immer gesagt, dass sie froh war, den richtigen Bruder geheiratet zu haben. Was hat sie damit gemeint?“
Pierre spürte den Stich in seinem Herzen, aber vielleicht war es wirklich besser, ihr die Wahrheit zu erzählen.
„Ich weiß nicht, ob sie es dir je erzählt hat, aber deine Mutter und ich hatten eine Beziehung, bevor sie Jacques kennenlernte.“ Er konnte an ihrem Blick sehen, dass dies für sie neu war.
„Ich habe sie in Paris getroffen, als ich Medizin studierte. Sie hat als Au pair gearbeitet. Ich – wir – haben uns verliebt. Aber ich war jung und wollte mich nicht festlegen.“
„Hat sie dich geliebt?“, wollte Caroline wissen.
„Sie dachte es wahrscheinlich. Aber dann habe ich sie hierher gebracht, damit sie meine Familie kennenlernt, und sie hat deinen Vater getroffen. Sie hat sich sofort Hals über Kopf in ihn verliebt.“ Pierre atmete tief durch.
„Und du? Hat es dir nichts ausgemacht?“
„Oh doch, es hat mir sogar sehr viel ausgemacht“, antwortete er. „Als ich wusste, dass ich sie verloren hatte, habe ich erst gemerkt, wie sehr ich sie liebe – mit ganzem Herzen. Aber es war zu spät.“
Caroline sah ihn mit großen Augen an. „Wusste Dad davon?“
„Nein, ich habe es ja selbst erst gemerkt, als ich sie zusammen sah. Sie waren so glücklich, dass es mir sinnlos erschien, ihm alles zu erzählen. Ich konnte sehen, dass ihre Gefühle für mich nichts waren im Vergleich zu der Liebe, die sie für Jacques verspürte.“
„Das muss schlimm gewesen sein für dich. Wusste Mum denn, dass du sie geliebt hast?“
„Ich habe es ihr nie gestanden, aber ich glaube, sie hat es geahnt.“ Pierre seufzte. „Deshalb sind sie nur zu Besuch gewesen, wenn ich nicht hier war, und ich habe euch nicht besucht. Keiner wollte dem anderen wehtun.“
Caroline dachte nach. „Armer Pierre. Hast du deshalb nie geheiratet?“
„Ich habe nie wieder eine Frau getroffen, für die ich dasselbe empfunden habe. Ich konnte nicht mit ihr zusammen sein, also wollte ich es auch mit keiner anderen Frau, nicht auf Dauer jedenfalls.“
„Weißt du, irgendwie beruhigt mich das. Dass Mum zwei Männer hatte, die sie liebten. Sie hatte Glück. Aber ich war so sauer auf dich. Wenn du sie zu Hause besucht hättest, wären sie nicht in dem Flugzeug in Frankreich gewesen.“
„Ich weiß, chérie “, antwortete Pierre. „Ich mache mir selber Vorwürfe. Aber sie mussten herkommen. Sie wollten die Rechtsanwälte sehen – sie mussten einige Papiere unterschreiben.“
„Wegen des Weinguts? Sie haben mir nicht wirklich viel erzählt.“
„Ja. Es ging um eine Treuhandschaft, die sie für dich einrichten wollten.“
Caroline schüttelte den Kopf, als seien diese ganzen Neuigkeiten zu viel für sie. „Und du hast nie geheiratet, weil du immer noch Mum geliebt hast?“
„Ich fürchte, das stimmt“, gab Pierre zu.
„Aber was ist denn mit Julie?“ Das junge Mädchen sah Pierre bedeutungsvoll an.
„Was ist mir ihr?“
„Ich sehe doch, was mit dir los ist, wenn sie in der Nähe ist. Du bist dann anders. Glücklich. Und wie du sie anschaust, wenn du glaubst, dass sie es nicht merkt. So hat Dad immer Mum angeschaut.“
Pierre konnte es nicht fassen. Wie er Julie anschaute? Natürlich mochte er sie, fand sie sogar attraktiv. Sehr attraktiv. Und sexy, amüsant, clever, charakterstark – er war gerne in ihrer Gesellschaft. Das gab er
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