Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
mehr. Evie wollte nur noch zu Marco, sich vergewissern, dass ihrem Kind nichts passiert war. Und zwar sofort.
„Mir geht es gut“, versicherte sie. „Wirklich.“
Mia verschränkte die schlanken Arme vor der Brust. „Du hast gerade einen Stromschlag bekommen, der dich zu Boden geschickt hat. Luca hat recht, du solltest deine Werte checken lassen.“
Entschlossen schüttelte Evie den Kopf, zwang sich zu einem Lächeln. Aber sie hatte Mühe, es zu halten, als ihre Panik wuchs. „Alles okay. Was kann mir hier schon passieren, mitten im Krankenhaus? Wenn ich mich nicht gut fühle, sage ich sofort Bescheid.“
„Ihr Puls ist regelmäßig“, meinte Luca.
Mia deutete auf ihren Finger. „Das solltest du versorgen lassen, nur für den Fall, dass es schlimmer ist, als es aussieht.“
Evie schaltete schnell. „Ja, gute Idee. Ich sehe in der Ambulanz vorbei, ist heute nicht Sprechstunde für Brandverletzungen?“
„Ich komme mit“, verkündete Mia.
„Status epilepticus in zwei Minuten!“, rief ihnen eine Krankenschwester zu, während sie zum Ausgang eilte.
Da ertönte auch schon die Sirene des Rettungswagens und rettete auch Evie.
„Danke, aber du wirst hier gebraucht“, sagte sie zu ihrer Freundin. „Ich komme klar, wirklich.“
„Okay, aber ich will dich sehen, wenn du zurück bist.“
„Natürlich.“
Als Evie zehn Minuten später die Ambulanz betrat, war sie den Tränen nahe. Ihr Baby hatte sich noch nicht wieder gerührt. Horrorszenarien, eins schlimmer als das andere, geisterten durch ihre Gedanken und vernebelten ihr wie eine schwarze Wolke den Verstand.
Marco war nicht in seinem Sprechzimmer, und ihre Verzweiflung wuchs, als sie überall nach ihm suchte.
Endlich fand sie ihn in dem langen Flur am Ende der Abteilung. Er unterhielt sich gerade mit einer Hebamme.
„Marco!“, rief sie.
Er blickte auf, lächelte, wurde aber schnell ernst, als er sah, dass es ihr nicht gut ging. Sofort kam er zu ihr herüber.
„Evie“, sagte er mit seinem weichen Akzent und umfasste ihre Oberarme. Ein besorgter Ausdruck beherrschte sein klassisch schönes Gesicht. Marco führte sie zum nächstbesten Raum. Die Putzkammer war nicht sehr groß, und die Tür stand offen, weil jemand sie arretiert hatte. Doch hier war es ruhiger als im Flur. „Was ist los?“, fragte Marco.
„Ich glaube, das Baby ist tot“, flüsterte sie und barg schluchzend das Gesicht an seiner Brust.
Finn scrollte durch seine Telefonkontakte, während er den Fahrstuhl verließ und zur Ambulanz marschierte. Er wollte sich die Akten der Patienten ansehen, die am Montag auf seiner OP-Liste standen. Als er die Abteilung betrat, hatte er Evies Nummer gefunden und tippte die Verbindung an.
Als er darauf wartete, dass sie sich meldete, schweifte sein Blick durch den Flur – und da sah er sie: Evie und Marco, in einem vollgestellten Putzraum und in eindeutiger Umarmung.
Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück, schockiert von dem Bild, das sich ihm bot. Jetzt beobachtete er, wie Evie sich aus Marcos Armen löste, in ihre Kitteltasche griff und ihr Handy herauszog.
„Hallo?“
Finn schwieg kurz, unschlüssig, wie er mit der Situation umgehen sollte. „Ich bin’s“, sagte er schließlich und sah, wie Evie sich wieder an Marco lehnte und er ihr den Arm um die Schulter legte. „Ich hätte jetzt Zeit, mit dir zu reden.“
Verwirrt blickte Evie Marco an. Jetzt? dachte sie. Finn will jetzt reden? „Ich … es geht gerade nicht. Ich bin … beschäftigt.“
Finn zog die Brauen hoch. „Viel los in der Notaufnahme?“
Dankbar griff Evie nach dem Strohhalm. „Und wie.“
Ein eiskalter Schauer rieselte ihm über die Haut, und Finn lehnte sich gegen die Wand. „Ich könnte runterkommen und warten, bis du fertig bist“, schlug er vor.
„Nein, nein. Ich rufe dich an, sobald es ruhiger wird, und dann treffen wir uns drüben in Pete’s Bar.“
„Okay.“
„Bis nachher“, sagte sie hastig und legte auf.
Finn steckte sein Handy wieder ein und, wie um sich noch ein bisschen mehr zu quälen, beobachtete er, wie Marco sie wieder in die Arme zog, sie fest an sich drückte und sie dann zu den Sprechzimmern führte. Einen Arm um ihre Taille gelegt!
Was zum Teufel ging da vor sich? Finn hatte keine Ahnung, aber er war fest entschlossen, es herauszufinden. Evie war neulich ziemlich überzeugend gewesen, als sie seine Anspielungen empört zurückgewiesen hatte. Oder hatte sie ein bisschen zu sehr protestiert? Lief zwischen den beiden
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