Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
Ahnung. Was würden Lexi oder Bella in dieser Situation zu ihm sagen? „Du machst miserable Heiratsanträge, Finn Kennedy.“
Er schnaubte abfällig. Frauen! Das ganze Theater nur, weil er nicht vor ihr auf die Knie gegangen war? „Tut mir leid, dass ich keine Zeit hatte, einen Flashmob und ein Feuerwerk zu organisieren.“
Tränen prickelten hinter ihren Lidern. Jetzt bloß nicht heulen, nicht hier, wo alle zusehen. „Große Gesten brauche ich nicht“, sagte sie leise. „Ich möchte nur drei kleine Worte hören.“ Sie räusperte sich. „Ich werde dich nicht heiraten, weil du mich nicht liebst.“
Finn traute seinen Ohren nicht. Das war das Absurdeste, was er je gehört hatte! „Doch, natürlich tue ich das. Ich habe es dir schon gesagt.“ Hatte er doch, sogar mehr als einmal.
„Klar.“ Sie klang bitter. „Plötzlich fließt so viel Liebe für Isaac, dass sie alle in deiner Nähe mitreißt und auch auf mich abstrahlt.“
„Nein, das stimmt nicht, Evie.“
„Nicht?“ Ärgerlich beugte sie sich vor. „Ich bin die Mutter deines Kindes, selbstverständlich liebst du mich. Musst du ja. Du hast mich doch längst auf ein verdammtes Podest gestellt, als hochverehrte Mutterfigur, die für Milch und saubere Windeln sorgt!“
Finn hätte sich in den Hintern treten können. „Natürlich bedeutest du mir mehr als das. Ich liebe dich , Evie.“
„Warum zum Teufel schiebst du mir dann einen Ring über den Tisch, mit einem seelenlosen ‚Das habe ich versäumt‘? Wenn du mich lieben, wirklich lieben würdest, als Frau und nicht nur als Mutter deines Sohnes, dann hättest du es mir gesagt. Wie jeder Mann, der der Frau, die er liebt, einen Antrag macht. Du nicht. Und weißt du auch, warum nicht?“ Inzwischen war es ihr egal, ob jemand zuhörte oder nicht. „Weil du es nicht fühlst. Bedaure, Finn.“
Evie stand auf, weil sie es nicht länger ertrug, dass er sie wie vom Donner gerührt anstarrte. „Mir reicht das nicht. Ich weiß, du hattest eine furchtbare Kindheit und wünschst dir ein Zuhause und eine Familie und hast alles so schön geplant. Ich dachte, ich könnte da mitmachen, aber es geht nicht. Ich kann nicht.“ Sie rutschte von der Bank. „Tu mir einen Gefallen und gib mir eine Stunde Zeit mit Isaac, bevor du nachkommst.“
Evie wirbelte herum und verließ fluchtartig die Bar, damit niemand ihre Tränen sah.
Lexi musterte Evie besorgt, als sie mit geschwollenen, geröteten Augen zurückkehrte. Sie wollte sofort ihre Babysitterin anrufen und sie zu bitten, noch etwas länger zu bleiben.
Aber Evie erklärte vage, Finn sei eben Finn, und das zu allem anderen, vor allem ihren Sorgen um Isaac, hätte das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie bestand darauf, dass Lexi nach Hause fuhr.
Als Finn im Krankenhaus erschien, hatte sie sich unter Kontrolle.
Er warf ihr einen vorsichtigen Blick zu. „Evie, bitte, können wir miteinander reden …?“
„Hör zu“, unterbrach sie ihn scharf. „Über das, was heute passiert ist, will ich erst wieder sprechen, wenn Isaac sicher und gesund zu Hause ist. Vorerst ist er das einzig Wichtige. Wir können reden, aber nur über ihn, sonst nichts.“
In der letzten Stunde hatte Evie einen Entschluss gefasst: Über Finn nachdenken, seinetwegen weinen, mit ihm streiten, das wollte sie erst, wenn ihr Kleiner wohlbehalten zu Hause war.
„Kann ich mich darauf verlassen?“
Finn wollte protestieren, aber ihre verschlossene Miene hielt ihn davon ab. Nachdem er die Sache mit dem Ring vermasselt hatte, standen seine Aktien schlecht, und er wollte den Graben zwischen ihnen nicht noch tiefer aufreißen. Wenn alles gut ging, würde Isaac in ungefähr einem Monat entlassen werden.
So lange konnte er noch warten.
Danach, das schwor er sich, würde er ihr einen richtigen Antrag machen und ihr beweisen, wie sehr er sie liebte.
„Einverstanden“, sagte er. „Aber sobald Isaac zu Hause ist, reden wir, Evie.“
Sie fröstelte bei dem harten Unterton. „Okay.“
Vier Tage vergingen. Vier Tage steifer Konversation und höflicher Berichte über Isaacs Zustand. Evie blieb tagsüber bei ihm, Finn saß nachts an seinem Bettchen. Der Junge nahm an Gewicht zu, wurde kräftiger und brauchte weniger Überwachungsgeräte.
Am Mittag des vierten Tages durfte Evie ihn endlich zum Kuscheln in die Arme nehmen. Während sie in einem bequemen Sessel saß und Isaac sich leise schnaufend und erstaunlich lebhaft an ihre Brust schmiegte, wünschte Evie, Finn wäre hier. Die Schwester machte
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